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Ammars Geschichte: Wie Fußball Flüchtlingen beim Aufbau eines neuen Lebens hilft

Die UEFA Mitglieder Nachhaltigkeit

Im Vorfeld des Unity EURO Cup 2025 in den Niederlanden konnten wir mit Ammar Mahmoud aus dem Sudan sprechen, der an allen drei bisherigen Ausgaben teilgenommen hat und das französische Flüchtlingsteam trainieren wird.

Ammars Geschichte: Wie Fußball Flüchtlingen beim Aufbau eines neuen Lebens hilft

Bevor Ammar Mahmoud 2017 vor dem Bürgerkrieg im Sudan floh, hatte er beim wöchentlichen Fußballtraining die Gelegenheit, seinen sportlichen Ehrgeiz auszuleben – und eine willkommene Abwechslung zu seiner Ausbildung zum Zollbeamten. Doch seit er in Frankreich Asyl erhalten und sich als hauptamtlicher Trainer qualifiziert hat, ist der Fußball das Fundament für einen Neuanfang geworden, beruflich und im Leben.

„Ich war ein guter Spieler. Als Trainer habe ich Verantwortung für andere übernommen“, so Ammar, der heute Spielerinnen und Spieler in mehreren lokalen Vereinen betreut. Ich habe gelernt, mich auf Inklusion und nicht nur auf Leistung zu konzentrieren. Ich ermutige alle, mitzumachen, unabhängig von ihrem Können. Mit der Zeit verlangten sogar die stärksten Spieler, mit weniger erfahrenen Spielern in ein Team zu kommen, damit es ausgeglichen ist. Das ist der Geist, den wir wollen.“

„Auf dem Platz verschwinden die Unterschiede. Man wird zu einer Gemeinschaft, die einfach zusammen spielt.“

Ammar Mahmoud

Ammar verdankt seine neue Karriere und seinen egalitären Coachingansatz der Nichtregierungsorganisation Kabubu, einem Partner des Französischen Fußballverbands (FFF), der sich für die Integration von Flüchtlingen durch Sport einsetzt (siehe Kasten unten). Rund zwei Drittel der Teilnehmenden an den kostenlosen Fußballtrainings von Kabubu sind Flüchtlinge, die übrigen sind Mitglieder der lokalen Gemeinschaft.

Verbindungen knüpfen

Am 7. Oktober hatten Ammar und sein Team das Glück, Spieler der französischen Nationalmannschaft auf deren Trainingsgelände in Clairefontaine zu treffen, bevor sie das WM-Qualifikationsspiel zwischen Frankreich und Aserbaidschan im Stadion Parc des Princes besuchten.
Am 7. Oktober hatten Ammar und sein Team das Glück, Spieler der französischen Nationalmannschaft auf deren Trainingsgelände in Clairefontaine zu treffen, bevor sie das WM-Qualifikationsspiel zwischen Frankreich und Aserbaidschan im Stadion Parc des Princes besuchten.FFF

Ammar hörte von Kabubu in einer Zeit, in der er damit zu kämpfen hatte, sich an ein neues Land und eine neue Kultur anzupassen. „Ich wusste gleich, dass das etwas für mich ist. Ich traf dort Menschen wie mich, Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern und auch Einheimische“, erinnert er sich. „Wir spielten jede Woche zusammen. Ich war oft der Erste, der kam, und der Letzte, der ging.

Fußball zu spielen hat mir geholfen, Kontakte zu knüpfen und Vorurteile abzubauen. Auf dem Platz verschwinden die Unterschiede. Man wird zu einer Gemeinschaft, die einfach zusammen spielt.“

Da Ammar seine Ausbildung zum Zollbeamten in Frankreich nicht weiterführen konnte, entschied er, sich für das Kabubu-Ausbildungsprogramm FIT anzumelden. Anschließend erwarb er eines der französischen Berufsdiplome für Jugend und Sport, das ihm die Möglichkeit zu beruflicher und persönlicher Entfaltung gab. „Über den Sport habe ich Freunde gefunden und meine Partnerin kennengelernt. Andere haben sogar Familien gegründet. Sport überwindet Barrieren und zeigt, wie schön Multikulturalismus ist“, sagt er.

Unity EURO Cup

Ammar bei seinem Einsatz beim Unity EURO Cup 2024 in der Schweiz. Dieses Jahr geht er als Trainer des französischen Teams in die Niederlande.
Ammar bei seinem Einsatz beim Unity EURO Cup 2024 in der Schweiz. Dieses Jahr geht er als Trainer des französischen Teams in die Niederlande.UEFA via Getty Images

Kabubu stellt Ammar als Trainer an. Er hat Frankreich am Mittwoch beim Unity EURO Cup vertreten. Dieses Turnier für europäische Teams bestehend aus Flüchtlingen und Angehörigen der aufnehmenden Gemeinden wird jährlich vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und der UEFA organisiert.

„Es ist eine große Ehre. Als ich das erste Mal vom UNHCR eingeladen wurde, fühlte es sich an wie ein Traum. Ich hätte mir nie vorstellen können, an einem von der UEFA organisierten Turnier teilzunehmen, so viele verschiedene Spieler und Schiedsrichter zu treffen und mit anderen Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern in Kontakt zu treten“, erklärte der Sudanese.

Ammar, der an allen drei Ausgaben des Unity EURO Cup teilgenommen hat, erinnert sich noch an den Moment, als der französische Teambus vor zwei Jahren bei der Eröffnungsveranstaltung in Frankfurt ankam. „Ein paar Schulkinder sahen uns in unseren Frankreich-Trikots aus dem Bus steigen und hielten uns für Stars. Sie baten um Autogramme, es war unglaublich. Dieser Moment brachte Träume zurück, die ich beinahe aufgegeben hatte. Das gab mir neue Motivation, weiter an mich zu glauben.“

„Wenn man mit jemandem auch nur kurz spricht, kann man viele Missverständnisse aus der Welt räumen.“

Ammar Mahmoud

Ammars Botschaft

Beim Unity EURO Cup setzt sich jedes Auswahlteam aus sieben Geflüchteten und vier einheimischen Spielerinnen und Spielern zusammen.
Beim Unity EURO Cup setzt sich jedes Auswahlteam aus sieben Geflüchteten und vier einheimischen Spielerinnen und Spielern zusammen.UEFA via Getty Images

Heute wird Ammar häufig vom UNHCR eingeladen, um über die Rolle des Sports bei der Integration von Geflüchteten zu sprechen. Er gibt dabei Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden denselben Rat: „Macht einfach den ersten Schritt. Sprecht mit jemandem, auch wenn es nur kurz ist. Eine kurze Unterhaltung kann ausreichen, um viele vorgefasste Meinungen zu zerstreuen, die durch Vorurteile genährt werden. Im Grunde sind wir alle Menschen, und es gibt keinen Grund, Angst voreinander zu haben.“

Ammar hofft, dass seine Geschichte andere Geflüchtete in ganz Europa inspiriert, an ihre eigenen Träume zu glauben. „Gebt niemals auf, egal wie schwierig es ist. Bleibt auf dem richtigen Weg, auch wenn es sich anfühlt, als sei die Welt gegen euch. Macht weiter – es wird besser werden.“

🤝 Partnerschaft für Inklusion

Kabubu und der Französische Fußballverband (FFF) haben sich 2022 zusammengeschlossen, um Inklusion mithilfe von Schiedsrichterarbeit zu fördern. Im Jahr 2024 wurde die Partnerschaft in den umfassenderen nationalen Aktionsplan der FFF aufgenommen, der die Rolle des Fußballs als treibende Kraft für Einheit fördert. Zu den Initiativen gehören:

  • Trainingsprogramme für Flüchtlinge und im Exil lebende Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die ihnen dabei helfen, wieder zum Fußball zurückzufinden und sich in lokale Vereine zu integrieren.
  • Teilnahme von Kabubu am Unity EURO Cup, einschließlich Spielerauswahl und Veranstaltungskoordination.
  • Workshops in Amateurvereinen und während der Schulferien, um das Bewusstsein für die Kraft des Fußballs zur Schaffung sozialer Bindungen zu schärfen.
  • Gemeinsame Initiativen wie die „Fußball- und Flüchtlingstage“, bei denen Vielfalt und Inklusion in den verschiedenen Gemeinschaften gewürdigt werden.

Doch Kabubus Mission beschränkt sich nicht auf Fußball. Stéphane Oyono, Kommunikations- und Projektmanager bei Kabubu, erklärt: „Wir bieten jede Woche etwa 30 kostenlose Sportkurse an, die allen offenstehen. Darunter sind neben Fußball auch Basketball, Handball, Taekwondo, Tanzen, Boxen, Radfahren und Schwimmen.

Sport ist ein wirkungsvolles Instrument für Inklusion. Unser Traum ist es, dass Initiativen wie der Unity EURO Cup andere Verbände und Sportarten dazu inspirieren, ähnliche Veranstaltungen zu organisieren, die Menschen durch die universelle Sprache des Sports zusammenbringen.“

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