Marys Geschichte: Wie Fußball Flüchtlingen beim Aufbau eines neuen Lebens hilft
Mittwoch, 15. Oktober 2025
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Im Vorfeld des Unity EURO Cup 2025 in den Niederlanden hat die UEFA mit Mary Edonga aus dem Südsudan gesprochen, die dem nordirischen Flüchtlingsteam angehört und zum dritten Mal an diesem Wettbewerb teilnimmt.
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Die junge Frau war gezwungen, ihre Familie zu verlassen, um dem Bürgerkrieg im Südsudan zu entkommen. Sie legte 4 000 km zurück, ließ sich in Nordirland nieder und wurde schneller erwachsen als die meisten anderen 19-Jährigen. Rückblickend verdankt sie dem Fußball eine der wertvollsten Lektionen des Lebens.
„Der Fußball hat mir so viele Fähigkeiten vermittelt, vor allem, wie man kommuniziert und Menschen besser versteht“, so Mary, die dank des Projekts „Street Northern Ireland – Tackling Homelessness“ (Straßenfußball zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit in Nordirland) in Belfast den Fußball für sich entdeckt hat.
Die Wohltätigkeitsorganisation arbeitet mit der Stiftung des Nordirischen Fußballverbands (IFA) zusammen, um die Integration von Flüchtlingen durch Fußball zu unterstützen.
Drei Jahre später studiert die Südsudanesin nun an der Arden University in Manchester Psychologie und Beratungspsychologie, um anderen Menschen praktische und emotionale Unterstützung zu bieten – innerhalb und außerhalb der Flüchtlingsgemeinschaft.
„Meine Erfahrungen als Flüchtling haben mir geholfen, andere in ähnlichen Situationen zu verstehen. Als Psychologin und Beraterin kann man jede Person verstehen, unabhängig von ihrem Hintergrund.
Ich glaube wirklich, dass ich hier bin, um anderen zu helfen und professionell mit ihnen zusammenzuarbeiten, aber auch, um die vielen sozialen Kontakte zu pflegen, die ich in meinem Umfeld geknüpft habe“, so Mary Edonga.
Suche nach Halt
Mary erhielt zunächst Asyl in Nordirland, bevor ihr zwölf Monate später der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde. Oberflächlich betrachtet war die lange und anstrengende Reise aus dem ostafrikanischen Land vorbei, doch die Erinnerungen an ihre traumatische Flucht waren immer noch präsent. „Es war eine unglaublich traurige Zeit für mich. Bis heute weiß ich nicht, wo meine Familie ist. Wir wurden alle evakuiert und ich verlor den Kontakt zu ihnen“, erinnert sie sich.
Wie die meisten Flüchtlinge musste Mary sich an ein neues Land und eine neue Kultur anpassen. „Ich kannte niemanden und in Belfast war alles neu. Das Wetter war anders, die Kultur auch. Ich hatte nicht viel Unterstützung um mich herum“, erzählt sie.
Auf der Suche nach Halt in ihrer neuen Welt stieß Mary auf den Fußball. „Auch das war neu, denn als Mädchen im Südsudan hat man keine Möglichkeit, Fußball zu spielen. Ich wollte es unbedingt ausprobieren, und als sich mir die Gelegenheit bot [durch das Straßenfußball-Projekt], war ich so glücklich.“
2023 lud der Nordirische Fußballverband Mary ein, beim Unity EURO Cup in Deutschland für das nordirische Flüchtlingsteam zu spielen. Sie trat auch bei der Ausgabe 2024 in der Schweiz an und wird diese Woche beim Turnier im niederländischen Zeist zum dritten Mal das berühmte grüne Trikot tragen.
Mary ist IFA-Botschafterin für Community-Fußball und sprach beim letzten Unity EURO Cup eindringlich über die Rolle des Fußballs, wenn es darum geht aufzuzeigen, welche Fähigkeiten und Kenntnisse Geflüchtete in ihr neues Umfeld einbringen.
„Ich habe im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit UEFA-Vizepräsidentin Laura McAllister und dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, gesprochen. Das ist mir richtig schwer gefallen. Ich war vorher sehr gestresst, aber ich habe es geschafft. Es war wirklich eine tolle Erfahrung“, resümiert Mary.
Eine Stimme finden – auf und neben dem Platz
Der Fußball spielt nach wie vor eine wichtige Rolle dabei, dass Mary sich in Manchester zu Hause fühlt – ebenso wie die Kirchengruppe, die es ihr ermöglicht, Gottesdienste in ihrer Muttersprache zu besuchen, und die Organisation von Veranstaltungen mit Gleichaltrigen.
„Ich bin immer aktiv und habe das Glück, dass ich gute Freunde gefunden habe. Ich versuche, bei vielen verschiedenen Programmen zu helfen, welche die Kirche anbietet, beispielsweise Frauengruppen und Jugendaktivitäten.
Der Fußball hat mir ähnliche Erfahrungen beschert. Man trifft Menschen aus Ländern wie Deutschland und Somalia, die ganz unterschiedliche Leben führen“, fügt sie hinzu.
Hoffnung auf den Pokal
Mary genießt ihr neues Leben in Manchester, ohne ohne das nordirische Flüchtlingsteam zu vernachlässigen. Mary ist fest entschlossen, das Team zu unterstützen – und zu gewinnen.
„Nach dem Turnier letztes Jahr habe ich gesagt, dass wir es nächstes Mal schaffen und den Pokal holen. Ich gebe zu, dass ich das Team etwas unter Druck gesetzt habe, aber wir spielen immer noch zusammen für Nordirland und hoffen auf den Sieg.“
Der Unity EURO Cup
Der Unity EURO Cup ist mehr als nur ein Fußballturnier – bei der Veranstaltung geht es um die Kraft des Fußballs, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zusammenzubringen.
Bei der von der UEFA in Zusammenarbeit mit ihrem Partner, dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) organisierten Veranstaltung treten Teams bestehend aus Flüchtlingen sowie Spielerinnen und Spielern aus ihren aufnehmenden Gemeinden bei einem gemischtgeschlechtlichen Turnier gegeneinander an, bei dem die wichtige Rolle des Fußballs bei der Förderung von gesellschaftlicher Inklusion im Mittelpunkt steht.
Nähere Informationen finden sich hier.