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Rapids Seuchenjahr ist Vergangenheit

Aus sportlicher Sicht wird der SK Rapid heilfroh sein, dass das Jahr 2016 endlich vorbei ist. Nun soll alles ganz anders werden.

2016 lief es bei Rapid einfach nicht rund
2016 lief es bei Rapid einfach nicht rund ©AFP

Das Jahr 2016 wird dem SK Rapid Wien zwiespältig in Erinnerung bleiben. Aus sportlicher Sicht wurden hart erarbeitete Hoffnungen immer wieder zerstört, aus wirtschaftlicher Perspektive können die Grün-Weißen aber auf ein Rekordjahr zurückblicken. 

Die Ausgangslage hätte besser nicht sein können: Als Gruppensieger überwinterte man 2015/16 in der UEFA Europa League und bekam mit Valencia einen Gegner zugelost, der sich in der Ära Gary Neville in der Krise befand. Erst in der Generalprobe vor dem Duell mit Rapid beendete Valencia die sieglose Liga-Serie von zwölf Spielen.

Hoffnungsvoll reisten die Hütteldorfer nach Spanien und wurden jäh auf den Boden der Tatsachen geholt. 0:5 zur Pause, 0:6 nach 90 Minuten. Auch im Rückspiel war die Begegnung mit 0:4 eine klare Angelegenheit. Eine andere Mannschaft hätte vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt Gnade gezeigt, Valencia aber schoss sich ganz eindeutig den Frust von der Seele. Von diesem Genickschlag sollte sich Rapid das ganze Jahr nicht mehr wirklich erholen.

Ex-Rapid-Trainer Zoran Barišić
Ex-Rapid-Trainer Zoran Barišić©AFP/Getty Images

"Wir haben noch viel zu lernen", stellte Zoran Barišić nach dem Spiel fest. In der Meisterschaft fiel man in ein Loch, Rapid beendete die Liga mit einem Respektsabstand von neun Punkten zum dritten Mal in Folge als Vizemeister hinter dem FC Salzburg. "Ich sehe diese Saison als verpasste Chance", gab der Trainer zu und wurde kurz darauf von Mike Büskens ersetzt.

Im Sommer eröffnete das neue, topmoderne Stadion, das den fast schon traditionell klammen Hütteldorfern plötzlich neue wirtschaftliche Möglichkeiten bot. Der Gewinn wurde mit mehr als zehn Millionen Euro betitelt – der höchste Überschuss, den jemals ein österreichischer Klub vorweisen konnte. Grund genug, um zum Angriff zu blasen. Grund genug, um erstmals seit Jahren das Ziel "Titel" auch laut auszusprechen. Grund genug, um vermeintlichen Ballast abzuwerfen.

Schmucke neue Heimat: Das Weststadion des SK Rapid
Schmucke neue Heimat: Das Weststadion des SK Rapid©Getty Images

Unter dem Schalker Urgestein Büskens legte Rapid einen fuminanten Start hin. Chelsea wurde im Eröffnungsspiel des Weststadions 2:0 geschlagen, Ried wurde zum Liga-Auftakt mit 5:0 abgeschossen. Auch die abermalige Qualifikation für die UEFA Europa League sollte planmäßig gelingen. Schon bald stellte sich aber Ernüchterung ein. Vor allem in Sachen Durchschlagskraft konnte nicht mehr an die Leistungen der Anfangsphase angeknüpft werden.

Im Sommer wurden Deni Alar und Philipp Prosenik abgegeben, gemeinsam sollten es der aktuell Erste und Dritte der Torschützenliste im Herbst auf 20 Treffer bringen. Bei Rapid erzielten die Nachfolger Joelinton und Giorgi Kvilitaia in der Liga nur jeweils drei Treffer, Matej Jelić durfte in der Bundesliga noch gar nicht jubeln.

Hinzu kam auch noch ordentliches Verletzungspech. Nicht weniger als 17 Spieler verpassten aus medizinischen Gründen zumindest ein Spiel im Herbst. 28 (!) Spieler sammelten deswegen alleine in der Bundesliga Einsatzminuten. Ein Sinnbild für die Hinrunde war die Verletzung von Stefan Schwab. Aus aussichtsreicher Position hätte er im Derby gegen die Austria die Führung erzielen können, ja sogar müssen - aber statt zu jubeln, brach er sich beim Schussversuch den Knöchel.

Die schlechteste Meisterschaftsbilanz seit zehn Jahren forderte nicht ein, sondern gleich zwei Opfer: Mike Büskens und Sportdirektor Andreas Müller mussten gehen.

"Verletzungspech und Doppelbelastung können beim breit aufgestellten Kader nicht die einzigen Gründe für diese unzufriedenstellende Bilanz sein", stellte Präsident Michael Krammer fest. Damir Canadi wurde vom Sensations-Tabellenführer SCR Altach abgeworben - und stellte sich gleich einmal mit drei Niederlagen in Folge auf; unter anderem bei KRC Genk am vorletzten Spieltag der Europa League, was gleichbedeutend das Ausscheiden darstellte.

Damir Canadi bei seiner Vorstellung als Rapid-Trainer
Damir Canadi bei seiner Vorstellung als Rapid-Trainer©UEFA.com

Dennoch zeichnete sich unter ihm ein klarer Aufwärtstrend ab. Kurz nach ihm wurde der Schweizer Fredy Bickel, der zuvor beim BSC Young Boys war, als Geschäftsführer Sport vorgestellt. "Wichtig ist jetzt die Selbstreflexion. Jeder Einzelne muss sich selbstkritisch hinterfragen, ob das genug ist. Gemeinsam werden wir jetzt die richtigen Weichen stellen, davon bin ich überzeugt. Es werden schon wieder andere Zeiten kommen", meinte Canadi. 

Der Tabellenfünfte hat nicht nur 15 Punkte Rückstand zur Tabellenspitze, sondern auch großes, wenn nicht riesengroßes Potenzial. 2005 und 2008 feierte der Rekordmeister die letzten seiner 32 Meistertitel. Auch davor musste Rapid jeweils ein sportliches Jammertal durchschreiten. Ähnlich wie im Jahr 2016.

Tamás Szántó ist ein Hoffnungsträger für die grün-weiße Zukunft
Tamás Szántó ist ein Hoffnungsträger für die grün-weiße Zukunft©GEPA