Artikel-Aufbau
Michel Platini (Frankreich)
UEFA-Präsident vom 26. Januar 2007 bis 14. September 2016
Michel Platini wurde am 21. Juni 1955 in Joeuf im ostfranzösischen Lothringen geboren. Er war zu seiner aktiven Zeit ein absoluter Weltklassespieler, der Frankreich 1984 zu Hause zum Gewinn der UEFA-Europameisterschaft führte und mit neun Treffern bei diesem Turnier zum Rekordtorschützen bei einer EM-Endrunde avancierte. Außerdem nahm er 1978, 1982 und 1986 an drei WM-Endrunden teil, wobei die Equipe Tricolore bei den beiden letzten Turnieren ins Halbfinale vordrang. In 72 Länderspielen für Frankreich – davon 49 als Kapitän – traf er 41 Mal ins gegnerische Tor – eine Marke, die für viele Jahre unerreicht bleiben sollte.
Michel Platini spielte für drei Vereine – in Frankreich für AS Nancy-Lorraine (1973-79) und AS Saint-Étienne (1979-82) sowie Juventus (1982-87) in Italien. In seiner Karriere absolvierte er 501 Spiele und schoss 265 Tore, wobei er von 1983 bis 1985 drei Mal in Folge den Ballon dˊOr, die Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres, gewinnen konnte. Von 1988 bis 1992 war Michel Platini Trainer der französischen Nationalmannschaft, bevor er seine Karriere als Fußballfunktionär begann und für den französischen Verband sowie für FIFA und UEFA tätig war.
Von 1988 bis 1990 war Michel Platini Mitglied der UEFA-Kommission für Entwicklung und technische Unterstützung. Ab 2002 gehörte er dem UEFA-Exekutivkomitee an. Am 26. Januar 2007 wurde Platini beim ordentlichen UEFA-Kongress in Düsseldorf zum sechsten Präsidenten der UEFA gewählt, im März 2011 und im März 2015 wurde er im Amt bestätigt. Durch seine Wahl als UEFA-Präsident wurde er auch FIFA-Vizepräsident.
In diesem Zeitraum wurde das finanzielle Fairplay zur Stabilisierung des Finanzmanagements der Vereine auf den Weg gebracht und der Kampf gegen Spielmanipulationen, Rassismus und Gewalt in den Stadien intensiviert. Es wurden enge Beziehungen zwischen der UEFA und ihren Verbänden gepflegt und ein reger Wissensaustausch zugunsten des gesamten europäischen Fußballs gefördert. Gleichzeitig wurden die Klub- und Nationalmannschaftswettbewerbe der UEFA stetig weiterentwickelt, während sich die UEFA der Maxime verschrieb, dass der Fußball in all ihren Handlungen stets an erster Stelle stehen müsse.
Michel Platini trat am 14. September 2016 von seinem Amt als UEFA-Präsident zurück.
Lennart Johansson (Schweden)
UEFA-Präsident vom 19. April 1990 bis 26. Januar 2007
Lennart Johansson diente der UEFA 17 Jahre als Präsident. Er wurde am 5. November 1929 in Bromma, einem Vorort von Stockholm, geboren. Von Kindheitstagen an war er Anhänger seines Heimatklubs AIK Solna.
Nach ersten Erfahrungen in der Verwaltung von AIK arbeitete sich Johansson im Schwedischen Fußballverband (SvFF) langsam nach oben, ehe er von 1984 bis 1991 als dessen Präsident fungierte. Johansson, der sich dort den Ruf als starke und überaus fähige Führungspersönlichkeit erwarb, wurde 1990 auf dem UEFA-Kongress in Malta zum fünften UEFA-Präsidenten gewählt und blieb bis Januar 2007 im Amt.
In seiner Zeit veränderte sich das Gesicht des europäischen Fußballs sowohl in sportlicher wie auch in finanzieller Hinsicht grundlegend. Die UEFA entwickelte sich von einem reinen Verwaltungsorgan, dessen Sitz in einem Vorort Berns beheimatet war, in ein dynamisches und modernes Unternehmen, das mittlerweile in Nyon am Ufer des Genfersees ansässig ist.
Unter Johansson wurde zu Beginn der 1990er-Jahre die UEFA Champions League aus der Taufe gehoben, die sich längst zum lukrativsten und beliebtesten Klubwettbewerb der Welt entwickelt hat.
Auch der Nationalmannschaftsfußball erlebte einen großen Aufschwung, die Endrunde der UEFA-Europameisterschaft hat sich neben der FIFA-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen als einer der drei populärsten Sportevents etabliert. Auf dem UEFA-Kongress in Düsseldorf wurde Johansson im Januar 2007 von seinem Nachfolger Michel Platini zum Ehrenpräsidenten ernannt. Er ist am 4. Juni 2019 im Alter von 89 Jahren verstorben.
Jacques Georges (Frankreich)
UEFA-Präsident vom 12. August 1983 bis 19. April 1990
Jacques Georges wurde nach dem tragischen Unfalltod seines Vorgängers Artemio Franchi (Italien) im August 1983 vom Vizepräsidenten zum Interimspräsidenten befördert. Auf dem UEFA-Kongress in Paris wurde er 1984 dann zum Präsidenten gewählt.
Am 30. Mai 1916 geboren, umspannt die Funktionärskarriere von Georges mehr als ein halbes Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er seine Verwaltungslaufbahn in den Vogesen im Osten Frankreichs, 1961 wurde er in den Vorstand des Französischen Fußballverbandes (FFF) gewählt und war künftig als Direktor für die französische A-Nationalmannschaft zuständig. 1968 wurde er schließlich Präsident der FFF.
1972 folgte die Wahl des ausgewiesenen Fußballfachmannes ins Exekutivkomitee der UEFA. In den darauffolgenden Jahren spielte er eine tragende Rolle bei der Modernisierung des europäischen Dachverbandes in Zeiten eines zunehmenden Medien- und TV-Interesses an den UEFA-Wettbewerben.
Während der Amtszeit von Jacques Georges drängte die EU-Politik zunehmend ins Fußballgeschäft; ein zentrales Thema war der freie Personenverkehr. Nach der Katastrophe im Heysel-Stadion von Brüssel 1985 wurden auch Sicherheitsfragen immer drängender.
Der Franzose legte den Grundstein für die moderne UEFA Champions League, ehe er 1990 von seinem Posten zurücktrat und wieder als FFF-Präsident fungierte. Der Ehrenpräsident der UEFA starb im Februar 2004.
Artemio Franchi (Italien)
UEFA-Präsident vom 15. März 1973 bis 12. August 1983
Artemio Franchi war ein brillanter Fußballfunktionär, der sich durch seine große Liebe für diesen Sport auszeichnete und dessen großartige Karriere durch einen tödlichen Autounfall in der Toskana im August 1983 ein jähes Ende fand.
Er diente zehn Jahre als UEFA-Präsident, nachdem er im März 1973 auf dem außerordentlichen UEFA-Kongress in Rom zum Nachfolger des verstorbenen Gustav Wiederkehr gewählt worden war. Franchi war in jungen Jahren selbst als Spieler und Schiedsrichter aktiv gewesen. Später wurde er Präsident des AC Florenz und übernahm in der Italienischen Fußballliga und im Italienischen Fußballverband (FIGC) verschiedene Aufgaben. Von 1967 bis 1976 und von 1978 bis 1980 war er Präsident des Verbands.
Franchi wurde 1962 UEFA-Kommissionsmitglied, 1968 wurde er zum Vizepräsidenten gewählt. Als Präsident leistete er wertvolle Dienste bei der Modernisierung der UEFA-Wettbewerbe und sorgte zum Beispiel dafür, dass bei der UEFA-Europameisterschaft 1980 in Italien erstmals acht Teams an der Endrunde teilnehmen durften. Zudem war er mitverantwortlich für die Einführung des UEFA-Pokals. Seine besondere Leidenschaft galt dem Kampf gegen die Gewalt in den Stadien, schon damals wusste er sehr wohl um die Kraft des Fußballs als soziale Komponente.
Kompetent, diplomatisch, charmant und intelligent, galt Franchi als ein ausgesprochen kultivierter Mensch, der großen Wert auf zwischenmenschliche Kontakte legte. Sein plötzlicher Tod schockte den gesamten europäischen Fußball. Stadien in Florenz und Siena wurden nach ihm benannt, ebenso für zwei Jahre (1985 und 1993) ein Pokal, der zwischen dem Europameister und dem Südamerikameister ausgespielt wurde.
Gustav Wiederkehr (Schweiz)
UEFA-Präsident vom 17. April 1962 bis 7. Juli 1972
Gustav Wiederkehr wurde am 17. April 1962 auf dem 6. Ordentlichen UEFA-Kongress in Sofia als Nachfolger von Ebbe Schwartz (Dänemark) zum zweiten UEFA-Präsidenten gewählt. Seit 1954 hatte er als Präsident des Schweizerischen Fußballverbandes (SFV) fungiert.
Am 2. Oktober 1905 geboren, übernahm Wiederkehr das Amt des UEFA-Präsidenten in einer kritischen Phase der Entwicklung des Verbandes. Der europäische Fußball befand sich in einer Phase des Umstrukturierung und Expansion, Grund dafür waren die neuen Europapokal-Wettbewerbe sowie die besseren Reisemöglichkeiten in Europa und das wachsende Interesse des Fernsehens am Fußball.
Wiederkehr galt als überzeugter Europäer und sah seine Rolle darin, den noch jungen Verband zu konsolidieren und die Position Europas im Weltfußball zu stärken. Er war unkompliziert, aber dynamisch, unterhaltsam und kreativ und wurde gleich mehrfach ins FIFA-Exekutivkomitee gewählt. Zeitweise war er sogar Vizepräsident des Weltverbandes.
Schon vor seiner UEFA-Präsidentschaft fungierte er als Präsident der Young Fellows Zürich. Der Teppichfabrikant diente bis zu seinem plötzlichen Tod im Sommer 1972 zehn Jahre als UEFA-Präsident.
Ebbe Schwartz (Dänemark)
UEFA-Präsident vom 22. Juni 1954 bis 17. April 1962
Der dänische Funktionär Ebbe Schwartz galt als Idealbesetzung für das Amt des ersten UEFA-Präsidenten. Er war ein geborener Diplomat mit einer internationalen Ausbildung und entstammte einem Land mit einer langen Fußballtradition.
Am 5. März 1901 in Kopenhagen geboren, übernahm Schwartz 1931 sein Familienunternehmen aus der Stahlbranche. Bei AB Kopenhagen stand er einige Jahre zwischen den Pfosten, doch berühmt wurde er erst als Funktionär. So war er 1948 bei den Olympischen Spielen in London Leiter der dänischen Fußballdelegation und kehrte mit der Bronzemedaille im Gepäck in seine Heimat zurück. 1950 wurde er Präsident seines Nationalverbandes und behielt diese Position bis zu seinem Tod im Jahr 1964.
Schwartz diente zwei Amtszeiten als UEFA-Präsident, ehe er seinen Posten im Frühjahr 1962 aufgab, um einen Sitz im FIFA-Exekutivkomitee zu übernehmen.