Women's EURO 2025 Analyse: Wie Deutschland gegen Frankreich im Kollektiv bestand
Sonntag, 20. Juli 2025
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Die Technischen Beobachter der UEFA blicken auf die defensive Organisation, die intelligente Teamarbeit und die hervorragende Leistung der Torhüterin zurück, die Deutschland am Samstag in Unterzahl ins Halbfinale der UEFA Women's EURO 2025 führten.
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"Wir wussten, dass wir nur mit Mentalität, Kampfgeist und Zusammenhalt überleben können." Für Christian Wück waren dies die wichtigsten Faktoren für den überraschenden Sieg seiner Mannschaft gegen Frankreich im Viertelfinale der UEFA Women's EURO 2025 am Samstag in Basel.
Der achtmalige Champion hatte nach der Roten Karte für Kathrin Hendrich in der 13. Minute eine hohe Hürde zu überspringen. In der folgenden Analyse wird gezeigt, wie man gegen Frankreich nach dem 1:1-Unentschieden und dem Sieg im Elfmeterschießen dank einer hervorragenden Leistung von Torhüterin Ann-Katrin Berger den Sieg dennoch perfekt machte.
Deutschlands Teamgeist
Irene Fuhrmann, Technische Beobachterin der UEFA, hob vor allem die Organisation und den Einsatz in der Defensive hervor, wie im obigen Video zu sehen ist: "Deutschland hat sich in einer 4-4-1-Formation zu einem sehr kompakten Mittelfeldblock umorganisiert und trotz Unterzahl eine enorme Entschlossenheit, Belastbarkeit und eine starke Leistung im Kollektiv ohne Ball gezeigt."
Indem man sich tief fallen ließen, gab es kaum Räume, und man spielte auch insofern intelligent, dass man es Frankreich erlaubte, den Ballbesitz zu dominieren, während die richtigen Momente für Tacklings gewählt wurden, anstatt unnötig ins Risiko zu gehen."
Frankreich-Trainer Laurent Bonadei räumte ein, dass seine Mannschaft ihre Pässe manchmal überhastet gespielt habe, aber er zollte Deutschland Respekt: "Sie haben in ihrer Hälfte sehr gut verteidigt. Sie haben keine Lücken gelassen. Es war wirklich schwer, Lösungen zwischen den beiden Linien zu finden."
Zusammenhalt
Der zweite Clip oben zeigt, wie gut Deutschland das Zentrum unter Druck setzte, dank der Zusammenarbeit der Innenverteidigerinnen, die ihre Bewegungen mit den Mittelfeldspielerinnen abstimmten, um keine Räume zu lassen und Pässe in die Schnittstellen zu unterbinden.
Fuhrmann erklärte: "Sie haben gemeinsam verschoben, um die Räume zwischen den Spielerinnen eng zu halten. So konnten sie Passwege ins Zentrum unterbinden und die Französinnen immer wieder zu Rückpässen und Spielverlagerungen zwingen, durch die Deutschland wertvolle Zeit gewinnen konnte.
"Obwohl Deutschland mit einer Spielerin weniger agierte, schaffte man es, auf den Außen sogar teilweise eine Überlegenheit zu schaffen", fügte Fuhrmann hinzu. "Deutschland hat sich von Frankreichs Positionswechseln nicht aus dem Konzept bringen lassen. Sie übergaben oder übernahmen Spielerinnen, die sich in ihre Zonen bewegten. Die Spielerinnen auf den Flügeln waren immer bereit, ihre Außenverteidigerinnen zu unterstützen."
Spielerinnen stechen im Kollektiv heraus
Das dritte Video zeigt ein Beispiel von Außenverteidigerin Franziska Kett, die bei ihrem ersten Auftritt bei dieser EURO gegen Delphine Cascarino brillierte. Der Clip zeigt ihre Verteidigungsarbeit, bei der sie stark ihren Körper einsetzt, um Clara Mateo auf der linken Seite in Schach zu halten.
Auch im Ballbesitz glänzten mehrere Spielerinnen, darunter Jule Brand und Angreiferin Giovanna Hoffmann, die nicht nur unermüdlich Druck auf die französischen Verteidigerinnen ausübte und deren Spielaufbau störte, sondern auch durch ihre Fähigkeit, den Ball zu halten, ständig für Gefahr sorgte.
Berger macht den Unterschied
Zu guter Letzt verdient die "Spielerin des Spiels" Berger eine besondere Erwähnung - und zwar nicht nur für ihre außergewöhnliche Parade, mit der sie ein Eigentor von Janina Minge verhinderte, und ihre beiden Paraden im Elfmeterschießen, sondern auch für ihre Führungsqualitäten. "Es ist einfach unglaublich wichtig, dass man solche Persönlichkeiten in der Mannschaft hat - dass man eine Torhüterin im Team hat, die Ruhe ausstrahlt", sagte Bundestrainer Wück.
Alisa Vetterlein von der UEFA-Expertengruppe für Torhüterinnen sagte zu Bergers Einfluss: "Sie hat uns nicht nur mit ihrer starken physischen Präsenz und Körpersprache beeindruckt, sondern auch mit ihrer aktiven und aufmerksamen Spielweise hinter der Abwehrreihe. Nach der Roten Karte übernahm sie eine zentrale Rolle bei der Führung ihrer Mitspielerinnen, als diese sich neu organisierten und neu ausrichteten, wobei sie ihre Position auf dem Spielfeld nutzte, um klare Anweisungen zu geben.
"Auf diese Weise konnte Deutschland auch in Unterzahl aggressiv verteidigen. Sie konnten Risiken eingehen und direkte Duelle eingehen, weil sie wussten, dass hinter ihnen eine Torhüterin stand, die immer bereit war, auf Steckpässe zu reagieren."
Tipps für Trainer: Torhüterinnen, die das Spiel beeinflussen
Für die UEFA- Expertengruppe für Torhüterinnen zeigte Bergers Leistung eine Reihe von Schlüsselattributen: Antizipation, Risikomanagement, Spielverständnis, Timing und, vor allem, Mut. Um jungen Torhüterinnen zu helfen, dieses Niveau zu erreichen, schlägt die Gruppe folgende Aspekte vor, an denen die Trainer arbeiten sollten:
Führungsqualitäten
"Dies hängt oft mit Erfahrung zusammen, aber bei jüngeren Spielerinnen ist es hilfreich, sie früh und wiederholt in bestimmte Situationen zu bringen - auch im Training. Wichtige Bereiche sind die Kommunikation auf und neben dem Platz, ein klares Verständnis ihrer Rolle und Aufgaben im Spielsystem sowie Videoanalyse und taktisches Training zur Verbesserung des Spielverständnisses. Auf diese Weise können sich die Torhüterinnen sowohl im Training als auch im Spiel schrittweise weiterentwickeln."
Positionsspiel
"Torhüterinnen müssen in Situationen gebracht werden, in denen sie lernen können, Auslöser zu erkennen, damit sie an ihren Entscheidungen arbeiten können. Zu diesen Auslösern gehören die Position des Balls, ob die ballführende Spielerin unter Druck steht oder nicht und die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Die möglichst häufige Einbindung der Torhüterin in taktische Spielformen fördert die Koordination mit den einzelnen Mannschaftsteilen und sollte mit regelmäßigem Feedback verbunden sein."
Positive Kommunikation und Zusammenarbeit
"Die Beziehung der Torhüterin zum kompletten Trainerstab sollte hervorgehoben werden. Das Training sollte mit dem Spiel verknüpft werden, um zu überprüfen, was gut gelaufen ist und was aus dem vorherigen Spiel verbessert werden kann, und welche Herausforderungen mit und ohne Ball im nächsten Spiel zu bewältigen sind."