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Analyse: Norwegens Umstellungen ebnen den Weg nach starkem Schweizer Start

Tanya Oxtoby, Technische Beobachterin der UEFA, zeigt auf, wie Norwegens taktische Anpassungen in der Pause die Richtung des Spiels gegen Gastgeber Schweiz im zweiten Spiel der UEFA Women's EURO 2025 veränderten.

Norwegen feiert Ada Hegerbergs Tor
Norwegen feiert Ada Hegerbergs Tor Anadolu via Getty Images

Norwegens 2:1-Sieg gegen Gastgeber Schweiz im zweiten Spiel der UEFA Women's EURO 2025 war vor allem den taktischen Änderungen zu verdanken, die Cheftrainerin Gemma Grainger in der Pause vorgenommen hatte. Nach einem ersten Durchgang, in der die Schweiz in Führung ging und eine Reihe von Torchancen kreierte, räumte Norwegens Trainerin ein, dass Anpassungen notwendig waren, um den Spielverlauf zu ändern.

"In der Pause haben wir taktisch umgestellt", erklärte Grainger. "Die Schweiz hatte ihre Spielweise angepasst. Wir haben diese taktische Änderung im zweiten Durchgang vorgenommen und ein paar Spielerinnen neu positioniert. Das hat für uns gut funktioniert."

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Norwegens Umstellungen nach der Pause umfassten eine Anpassung des Pressings am oberen Ende des Spielfelds, eine kompaktere Struktur hinter dem Ball sowie Caroline Graham Hansens Versetzung auf den Flügel. Die Umstellungen machten sich schnell bezahlt: Norwegens Spielführerin Ada Hegerberg köpfte nach 54 Minuten den Ausgleich, bevor ein Eigentor von Julia Stierli vier Minuten später Norwegen den Sieg bescherte.

Taktische Analyse zur Women's EURO: Gefahr durch Schweizer Außenverteidigerinnen

Gastgeber Schweiz zeigte in der ersten Halbzeit eine beeindruckende Leistung, ging durch Nadine Riesen in Führung und erspielte sich zahlreiche Torchancen. Viele dieser Gelegenheiten waren das Ergebnis der offensiven Positionierung und der Physis ihrer Außenverteidigerinnen Iman Beney und Riesen.

"Die Außenverteidigerinnen der Schweiz waren extrem wichtig, weil sie sowohl mit als auch ohne Ball mutig sein mussten", erklärt Tanya Oxtoby, Technische Beobachterin der UEFA. "Mit dem Ball konnten sie in der ersten Halbzeit die norwegischen Außenverteidigerinnen unter Druck setzen und die Räume auf ihrer Seite ausnutzen. Wenn Norwegens rechte Verteidigerin nach vorne ging, hatte die Schweiz viel Erfolg auf ihrer linken Seite, und von dort erzielten sie auch ihr Tor."

Da Norwegen in einer 4-2-4-Formation hoch presste, fand die Schweiz Möglichkeiten, die erste Pressing-Linie zu überspielen. Mit drei zentralen Mittelfeldspielerinnen gegenüber zwei norwegischen konnten die Gastgeberinnen zweite Bälle erobern und Räume im norwegischen Mittelfeld ausnutzen. Da die Schweiz diesen Bereich des Spielfelds dominierte, konnte sie auch ihre Mittelfeldspielerinnen weiter nach vorne schieben.

In der zweiten Halbzeit stellte Norwegen sein hohes Pressing von einem 4-2-4 auf eine 4-3-3-Variante um. Dadurch konnte Graingers Team die Schweiz im Aufbauspiel mehr unter Druck setzen und gleichzeitig die Räume absichern, die die Gastgeberinnen in der ersten Halbzeit ausgenutzt hatten.

Taktische Analyse zur Women's EURO: Norwegen wird stabiler

"Norwegen konnte in der zweiten Halbzeit viel mehr Druck auf den Ball ausüben und war ohne Ball viel aggressiver", erklärt Oxtoby. "Sie hatten drei Angreiferinnen hoch in der ersten Pressing-Linie, so dass es fast wie ein 3 gegen 3 gegen die drei Schweizerinnen in der Abwehr war. Dahinter agierte Ingrid Engen in der Mitte und ermöglichte den beiden höheren agierenden Mittelfeldspielerinnen eine Position, in der sie viele Freiräume hatten. Das bedeutete, dass die Schweiz Schwierigkeiten hatte, in diesen zentralen Bereichen zu spielen."

Die Änderungen in der norwegischen Defensivstrategie führten dazu, dass Graingers Team den Ball weiter oben im Spielfeld zurückeroberte und mehr Möglichkeiten hatte, in den Angriff überzugehen. Auch die Bereitschaft, den Ball früher nach vorne zu bringen und hinter der Schweizer Abwehrreihe für Gefahr zu sorgen, war größer.

"In der zweiten Halbzeit hatte Norwegen viel mehr Breite, als sie mit einem 3-4-3 angriffen", sagte Oxtoby. "Das hat die Schweizer Außenverteidigerinnen, die in der ersten Halbzeit so gefährlich waren, in Bedrängnis gebracht und auch die Innenverteidigerinnen der Schweiz vor Probleme gestellt. Norwegen hat versucht, durch gegenläufige Bewegungen Raum zu schaffen und zu nutzen."

Taktische Analyse zur Women's EURO: Direkteres Spiel von Norwegen

Mit mehr Breite und mehr Bewegung in den Angriffsbereichen war Norwegens Verbindung zwischen Passgeberin und -empfängerin in der zweiten Halbzeit viel besser. In den oben gezeigten Clips spielen die Verteidigerinnen Maren Mjelde und Marit Bratberg Lund beide direktere Pässe, verbunden mit einer cleveren Bewegung weiter vorne. Mjeldes Pass nach vorne trug zum ersten norwegischen Tor nach einer Ecke bei, und Bratberg Lunds Zuspiel zu Graham Hansen führte zum Siegtreffer der Norwegerinnen.

Ergebnisse/Paarungen der Women's EURO

Um den Raum hinter der Abwehrreihe zu bespielen, wie es die Norwegerin Graham Hansen gegen die Schweiz getan hat, müssen die Coaches den Spielerinnen die Bedeutung von "doppelten" Bewegungen vermitteln. Das heißt, sie müssen die Abwehrspielerinnen aus ihren Positionen locken, um den entstehenden Raum zu nutzen.

"Graham Hansens Bewegungen sind sehr dynamisch", erklärt Oxtoby. "Wann immer sie hinter die Abwehrkette kommen will, dringt sie in der Regel als erstes in diesen Raum ein. Das Timing dieser Bewegung ist entscheidend. Wenn die Spielerin, die im Ballbesitz ist, den Ball berührt und nach oben schaut, ist es ihr Ziel, die Verteidigerin mit sich zu ziehen, wohl wissend, dass sie eigentlich den Raum hinter sich ausnutzen will."

"Meistens läuft sie in einem Bogen nach innen, nicht nach außen. Sie visiert die innere Schulter der Verteidigerin an und versucht sich dann, von ihr wegzudrehen. Das zweite Tor von Norwegen war ein klassisches Beispiel für diese Bewegung. Es kommt auf das Timing an: Sie versucht, die Abwehrspielerin herauszuziehen, um dann den dahinter entstehenden Raum auszunutzen."

Das Timing dieser Art von Bewegung sowie der Vorwärtspass sind wichtige Überlegungen, die die Spielerinnen entwickeln müssen. "Das Timing der Bewegung ist sehr, sehr wichtig", erklärt Oxtoby. "Wenn sich die Angreiferin zu früh auf den Ball zubewegt, geht die Verteidigerin nicht mit ihr mit. Wenn sie es aber zu spät tut, hat sie es schwer, den Raum dahinter auszunutzen. Es kommt auf das Timing an."

"Aus Sicht des Coaches muss man darauf achten, dass sich die Spielerin nicht zu schnell oder zu früh bewegt, aber auch nicht zu spät. Die Teamkolleginnen müssen wissen, wie du dich bewegst. Die Passgeberin muss wissen, dass du dich auf den Ball zubewegst und es sich dabei um ein Täuschungsmanöver handelt, um hinter den Ball zu kommen. Und für die Spielerin, die den Pass spielt, ist das Timing des Passes sehr wichtig."

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