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Analyse zur Women's EURO 2025: Frankreich dreht das Spiel gegen die Niederlande

Die Technische Beobachterin der UEFA, Irene Fuhrmann, erklärt, wie Frankreich bei der UEFA Women's EURO 2025 die Intensität erhöhte, um einen Pausen-Rückstand gegen die Niederlande in einen 5:2-Sieg zu drehen

Delphine Cascarino (rechts) war treibende Kraft beim Comeback-Sieg Frankreichs
Delphine Cascarino (rechts) war treibende Kraft beim Comeback-Sieg Frankreichs AFP via Getty Images

Das alte Klischee, dass ein Spiel immer zwei Hälften hat, traf auf das spannende, torreiche Aufeinandertreffen zwischen Frankreich und den Niederlanden am Sonntagabend voll und ganz zu.

Für die Technische Beobachtergruppe der UEFA war die Reaktion Frankreichs auf die Anweisungen von Trainer Laurent Bonadei in der Halbzeitpause entscheidend. In der folgenden Analyse werden wir diese Veränderungen untersuchen und die offensive Qualität hervorheben, die sich zeigte, als sie sich zurück kämpften, um den dritten Sieg und den ersten Platz in Gruppe D zu erringen.

So lief das Spiel: Niederlande - Frankreich 2:5

Niederländerinnen stark bei langen Bällen

Analyse zur Women's EURO: die langen Pässe der Niederlande

Ausgangspunkt dieser Analyse ist, wie die Niederlande ihre 2:1-Halbzeitführung herausgespielt haben. Die Mannschaft von Andries Jonker profitierte von längeren, diagonalen Pässen, wie sie in diesem Video zu sehen sind, in dem Sherida Spitse den Ball zu Lineth Beerensteyn spielt, was zum ersten Tor der Niederlande führte.

Wie Innenverteidigerin Spitse sagte: "Das ist eine unserer Stärken. Wir haben Tempo im Angriff. Wir wollen sie hoch pressen. Hinter ihrer Abwehrreihe war viel Platz.“

Die Technische Beobachterin der UEFA, Irene Fuhrmann, fügte hinzu: "Die Niederlande hatten einen klaren Plan, wie sie Frankreich unter Druck setzen konnten. Sie hatten mit Spitse und [Dominique] Janssen zwei Innenverteidigerinnen, die präzise lange Pässe spielen konnten, sowie schnelle Angreiferinnen oder Spielerinnen, die aus dem Mittelfeld heraus tief in die gegnerische Hälfte vorstoßen und diese Pässe verwerten konnten.“

Frankreich dreht das Spiel

Die Pressing-Heatmaps oben und unten veranschaulichen Fuhrmanns nächsten Punkt bezüglich des mangelnden Drucks Frankreichs auf die Innenverteidiger in der ersten Halbzeit – und was sich in der zweiten Halbzeit geändert hat.

"In der ersten Halbzeit setzte Frankreich hauptsächlich auf eine einzige Stürmerin [Marie-Antoinette Katoto] aus, aber sie konnte Spitse und Janssen nicht ausreichend unter Druck setzen", sagte Fuhrmann. "Dadurch konnten beide nach vorne stürmen und eine Vielzahl erfolgreicher langer Pässe entlang der Linie ins Halbfeld oder diagonale Pässe in die Außenbereiche spielen."

Die Heatmap der zweiten Halbzeit zeigt deutlich mehr Druck der Französinnen in den zentralen Bereichen, einschließlich auf die Innenverteidigerinnen in der Hälfte der Niederlande, und deutlich weniger in ihrem eigenen defensiven Drittel. Sie übten nicht nur mehr Druck auf den Ball aus, sondern reagierten auch besser auf zweite Bälle, unterstützt durch ihre tiefer stehenden Mittelfeldspieler.

"Die Niederländerinnen haben uns mit ihrer Beweglichkeit, ihrer Laufintensität und ihren langen Bällen Probleme bereitet", sagte Frankreichs Trainer Bonadei. "In der Halbzeitpause habe ich ihnen gesagt, dass sie aggressiver spielen müssen."

Analyse zur Women's EURO: die zweite Halbzeit der Französinnen

Das zweite Video unten spiegelt diese Reaktion wider. Fuhrmann erklärte, dass Frankreich nun eine höhere, aktivere erste Pressing-Linie hatte, wobei Katoto oft von einem Mittelfeldspieler unterstützt wurde, der nach vorne rückte, um diese langen Bälle zu begrenzen. "Infolgedessen", so Fuhrmann weiter, "mussten die Niederlande nach Lösungen durch kurze Passkombinationen suchen, die angesichts der erhöhten Intensität Frankreichs in Zweikämpfen leichter zu verteidigen waren."

Hohe Qualität der französischen Angreiferinnen

Nur Spanien erzielte in der Gruppenphase mehr Tore als die Französinnen (11), und wie Fuhrmann sagte: "Sie wirkten in der zweiten Halbzeit viel dynamischer im Angriff, schickten ihre Außenverteidiger weiter nach vorne, um die Niederlande auseinander zu ziehen, während Flügelspielerin Delphine Cascarino in einer Reihe von 1-gegen-1-Situationen ihr technisches Können unter Beweis stellte." Auch die Mittelfeldspielerinnen liefen häufiger nach vorne, um sowohl den Mittelraum zu besetzen als auch für Flanken in den Strafraum zu gelangen.

Analyse zur Women's EURO: Cascarinos Brillanz

Das letzte Video zeigt das dritte und vierte Tor Frankreichs, beide erzielt von der Spielerin des Spiels, Cascarino. Das erste Tor demonstriert ihre 1-gegen-1-Fähigkeiten, als sie zwei Spielerinnen aussteigen lässt, bevor sie den Schuss abfeuert, der ihr das erste Länderspieltor seit zweieinhalb Jahren einbringt. Das zweite Tor folgt auf gutes Pressing und ein präzises Kombinationsspiel auf engsten Räumen. Wie Fuhrmann beobachtete: "Frankreich erhöhte das Tempo, spielte vertikaler und schuf Chancen, indem man schnell das Spiel verlagert und die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr ausnutzte."

Über die erforderlichen Qualitäten im 1-gegen-1

Die Technische Beobachterin der UEFA, Irene Fuhrmann, gibt Einblicke in den 1-gegen-1-Angriff – und wie man ihn entwickeln kann.

Über die nötigen Qualitäten

„Der 1-gegen-1-Angriff erfordert hohe Fähigkeiten und hohen Druck und eine Mischung aus technischen, körperlichen und psychologischen Eigenschaften. Gute Spielerinnen zeichnen sich durch herausragende technische Qualitäten aus. Sie haben eine gute Ballannahme, können den Ball nah am Körper halten, sind idealerweise beidfüßig und beherrschen effektive Finten oder Körperbewegungen.

Diese technischen Fähigkeiten werden erst dann wirklich effektiv, wenn ein Spieler sie unter dem Druck des Gegners richtig einsetzen kann. Dazu sind gutes Timing und die richtigen Entscheidungen erforderlich. Um dies zu erreichen, muss die Spielerin entweder bereits vor dem Ballannahme eine klare Vorstellung davon haben, woher der Gegner kommt oder wo sich der freie Raum befindet, oder sie muss nach der Ballannahme in der Lage sein, sich durch eine Körperfinte oder durch Beschleunigung, Beweglichkeit oder Kraft einen Vorteil zu verschaffen.

"Aus psychologischer Sicht ist das Vertrauen in die eigenen Stärken unerlässlich, da es der Spielerin ermöglicht, auch unter Druck ruhig zu bleiben und gute Entscheidungen zu treffen."

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