Women’s EURO 2025: Mütter auf internationaler Bühne
Donnerstag, 10. Juli 2025
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Bei der UEFA Women’s EURO 2025 nehmen auch die Isländerin Dagný Brynjarsdóttir und die Schwedin Amanda Ilestedt teil – zwei erfahrene Nationalspielerinnen, die nach der Geburt ihrer Kinder in die Nationalteams zurückgekehrt sind.
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Wenige Spielerinnen verkörpern das Motto der UEFA Women’s EURO 2025, „The Summit of Emotions“, so deutlich wie Dagný Brynjarsdóttir, Mittelfeldakteurin bei West Ham United. Nachdem im Februar 2024 ihr zweiter Sohn auf die Welt gekommen ist, war sie sich nicht sicher, ob sie es wieder in den Kader schaffen würde. Doch gerade einmal ein Jahr später feierte sie ihr internationales Comeback und bestreitet nun ihre vierte Frauen-EM-Endrunde.
Ilestedt, die bereits für Arsenal, Paris Saint-Germain und Bayern München gespielt hat, ist nach der Geburt ihrer Tochter im August 2024 ebenfalls zurück auf der internationalen Bühne. Zusammen mit Brynjarsdóttir zeigt sie, dass Muttersein und Profifußball Hand in Hand gehen können.
Können Sie uns mehr über Ihre Erfahrungen als Spielerin während der Schwangerschaft erzählen?
Brynjarsdóttir: Ich war 26, als ich mit meinem ersten Sohn schwanger wurde. Er kam auf die Welt, kurz bevor ich 27 wurde. Damals dachte ich, dass es nach der Geburt nicht mehr als zwei oder drei Monate dauern würde, bis ich wieder die Alte sein würde. Während meiner ersten Schwangerschaft habe ich sicher zu viel trainiert. Ich habe eher so trainiert, als ob ich nicht schwanger wäre.
Letztlich ist mein Sohn vier Wochen zu früh auf die Welt gekommen. Vielleicht lag es daran, dass ich so hart trainiert habe, vielleicht aber auch nicht, wer weiß.
Als mein zweiter Sohn unterwegs war, habe ich mich besser verhalten und nicht versucht, gleich zwei Schritte nach vorne zu machen. Mit meinem jüngeren Sohn hätte es nicht besser laufen können. Es war eine großartige Geburt.
„Das schönste Gefühl ist vermutlich, wenn man auf dem Platz steht, ein Spiel gewinnt, anschließend die Kinder in die Arme nimmt und danach mit ihnen zusammen auf dem Platz sein darf. So kann ich ihnen zeigen, dass ich meine Träume nicht aufgegeben habe, nur weil ich Mutter geworden bin.“
Ilestedt: Es war pures Glück, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin. Die Tränen liefen mir übers Gesicht, wir haben so viel geweint vor lauter Freude.
Ich wollte es so sehr. Obwohl ich mich mitten in meiner Karriere befand, hatte ich das Gefühl, eine eigene Familie zu haben, war größer als alles andere.
Als ich es endlich allen sagen konnte, war das ein ganz besonderer Moment. Ich war ein bisschen nervös, aber ich wusste, dass ich gute Teamkolleginnen hatte. Alle haben sich sehr für mich gefreut.
Ich habe ziemlich viel trainiert, vor allem am Anfang bei Arsenal. Ich war oft beim Team und habe die Spiele verfolgt. Es war wirklich schön, einfach dabei zu sein. Ich bin geblieben und habe bis zum Ende der Saison mittrainiert. Dann konnte ich nach Hause gehen und den Rest der Zeit mit meiner Familie in Schweden verbringen.
Wie wichtig ist es, während der Schwangerschaft aktiv zu bleiben?
Brynjarsdóttir: Ich denke, es ist entscheidend, aktiv zu bleiben. Man muss nicht unbedingt Fußball spielen – es kommt auf dein Becken an und wie du dich fühlst. Während meiner ersten Schwangerschaft habe ich sicher zu viel Fußball gespielt. Während der zweiten war ich dann schlauer.
Ich habe mehr an meiner Fitness gearbeitet und weniger Fußball gespielt. Und ich bin mehr gelaufen. Ich habe einfach mehr auf meinen Körper gehört. Ich denke, es ist wichtig, während der Schwangerschaft aktiv zu bleiben und nach der Geburt erst dann wieder einzusteigen, wenn man sich bereit fühlt.
Bei beiden Jungs habe ich wieder angefangen, Sport zu treiben, als sie vier oder fünf Tage alt waren. In den ersten Wochen trainiert man nur ganz leicht, man konzentriert sich nur auf die Muskeln, die sich bei der Geburt zu sehr entspannt haben. So kann man entsprechende Fortschritte erzielen und wieder anfangen, zu laufen.
Wie hat das Muttersein Sie als Spielerin verändert?
Brynjarsdóttir: Ich habe keine Zeit für eine schlechte Trainingseinheit oder ein schlechtes Spiel. Alles ist wichtig, weil ich keine Zeit verschwenden will. Natürlich ist man viel weg. Das ist wahrscheinlich das Schwierigste daran, Mutter und Profifußballerin zu sein. Ich verbringe nicht so viel Zeit mit den beiden, wie ich gerne würde.
Was soll Ihre Geschichte der nächsten Generation an jungen Mädchen und Frauen im Fußball zeigen?
Brynjarsdóttir: Hoffentlich kann ich ihnen zeigen, dass man auch nach einem, zwei oder sogar drei Kindern weiterspielen kann.
Ich weiß, dass viele Frauen wieder in ihrer Heimat spielen, wenn sie Mutter geworden sind, weil dort Familie und die meisten Freunde sind, die einem helfen können.
Ich selbst spiele jetzt schon seit einigen Jahren im Ausland. Es ist nicht leicht, aber mit einem großartigen Verein und großartiger Unterstützung ist es möglich, auf der großen Bühne und bei großen Turnieren zu spielen, auch wenn man Mutter ist.
„Beides ist möglich, eine Familie zu gründen und weiter auf höchstem Niveau zu spielen. Ich hoffe, ich kann Frauen zeigen, dass beides geht.“
Wie die Forschung den Frauenfußball voranbringt
Der Frauenfußball ist in den letzten Jahren enorm gewachsen und verzeichnet mehr Aktive, höhere Standards und größere Wettbewerbe als je zuvor.
Im Zuge ihrer neuen Strategie „Unstoppable“ wird die UEFA bis 2030 eine Milliarde Euro in den Frauenfußball investieren und diesen auf eine neue Ebene befördern.
Mit dem Wachstum des Frauenfußballs steigt jedoch auch der Bedarf an umfassenden, evidenzbasierten Forschungsarbeiten zur medizinischen und physischen Betreuung von Spielerinnen, damit diese ihr sportliches Potenzial ausschöpfen und unnötige Verletzungen vermeiden können.
Die UEFA räumt diesen Themen im Rahmen ihrer Expertenpanels zu Frauengesundheit Vorrang ein – darunter unter anderem Forschungsarbeiten und Richtlinien zu Menstruationsgesundheit, Vorbeugung von Verletzungen des vorderen Kreuzbands (VKB) und Trainingsanpassungen bei Schwangerschaft.