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Analyse zur Women's EURO 2025: Wie Deutschlands beharrlicher Offensivdrang das kompakte Dänemark bezwang

Anna Signeul, Technische Beobachterin der UEFA, analysiert, wie Deutschland mit einem 2:1 nach Rückstand gegen Dänemark den Einzug ins Viertelfinale der UEFA Women's EURO 2025 perfekt machte.

Lea Schüller (Mitte) jubelt über ihr Tor gemeinsam mit der starken Klara Bühl (links) und Jule Brand
Lea Schüller (Mitte) jubelt über ihr Tor gemeinsam mit der starken Klara Bühl (links) und Jule Brand AFP via Getty Images

Deutschland hat mit einem 2:1-Sieg nach Rückstand gegen Dänemark in Gruppe C das Viertelfinale der Frauen-EM 2025 erreicht. Nach dem dänischen Führungstreffer von Amalie Vangsgaard in der 26. Minute zeigte das Team von Christian Wück in der zweiten Halbzeit seine Offensivstärke und fand immer wieder Lösungen durch Dänemarks kompakte Defensive. Zwei Treffer innerhalb von elf Minuten, durch Sjoeke Nüsken und Lea Schüller, sorgten schließlich für die Entscheidung.

Im Zentrum der Wende stand Deutschlands Offensivspielerin Klara Bühl. Die 24 Jahre alte Flügelspielerin vom FC Bayern überzeugte mit ihrer Stärke in Eins-gegen-Eins-Situationen und wurde zur Spielerin des Spiels gekürt.

"Sie war fantastisch im Eins-gegen-Eins und hat unermüdlich nach vorne wie nach hinten gearbeitet", erklärte Anna Signeul, die Technische Beobachterin der UEFA. "Sie hat die Verteidigerinnen beschäftigt, war ständig gefährlich und wollte immer den Unterschied machen. Es war eine Freude, ihr zuzusehen."

Spielverlauf: Deutschland - Dänemark 2:1

Dänemarks diszipliniertes und entschlossenes Abwehrverhalten bereitet Deutschland Probleme

Die defensive Ausrichtung von Andrée Jeglertz’ Team, das je nach Spielsituation zwischen einem 4-4-2-Mittelfeldpressing und einem 5-3-2-Tiefblock wechselte, stellte Deutschland in der ersten Halbzeit vor große Herausforderungen.

Linksverteidigerin Sara Holmgaard übernahm die Aufgabe, bei Dänemarks Mittelfeldpressing in die Mittelfeldreihe vorzurücken. In beiden Formationen setzte Dänemark die ballführende Spielerin schnell unter Druck und hielt dabei wirkungsvolle Abstände zwischen und innerhalb der Defensivlinien.

"Die dänischen Spielerinnen haben unglaublich hart gearbeitet, um ihre Defensivpositionen zu halten und sich gegenseitig zu unterstützen", erklärte Signeul. "Sie haben die deutschen Spielerinnen schnell unter Druck gesetzt, um ein Spiel nach vorne oder Abschlüsse zu verhindern. Entscheidend dabei war, wie sich die beiden dänischen Stürmerinnen fallen ließen und das Mittelfeld in der Defensivarbeit unterstützten."

Über weite Strecken der ersten Halbzeit verschaffte Dänemarks Defensivorganisation dem Team die Grundlage, den Ball zu erobern und eigene Angriffe zu starten. Dieses Momentum verhalf ihnen zur 1:0-Pausenführung. "Wir haben mit einem starken Team mitgehalten, gut verteidigt, Chancen kreiert und ein schönes Tor erzielt", sagte Dänemarks Trainer Jeglertz nach dem Spiel.

"Unser Matchplan hat sehr gut funktioniert. Die Spielerinnen haben so ein großes Herz für das Nationalteam und das Land, dass sie unglaublich hart arbeiten, um es den Gegnerinnen schwer zu machen. Zudem halten sie sich sehr diszipliniert an den Plan."

Taktische Analyse zur Women's EURO: Dänemarks resolute Abwehrarbeit

Deutschlands Offensivpower dreht das Spiel

Nachdem Deutschland in der ersten Halbzeit große Mühe hatte, Dänemarks Defensivverbund zu durchbrechen, setzte das Team in der zweiten Hälfte auf eine deutlich direktere Angriffsstrategie. Ein zentraler Aspekt dieses Wandels war die Bereitschaft, vermehrt Eins-gegen-Eins-Duelle zu suchen. Während die DFB-Elf in der ersten Halbzeit 46 solcher Aktionen verzeichnete, stieg diese Zahl in der zweiten Hälfte auf 65.

"Deutschlands kraftvoller und unermüdlicher Angriff war auf Dauer kaum zu verteidigen", erklärte Signeul. "Man hatte das Gefühl, dass früher oder später ein Tor fallen würde, weil der Druck auf die Gegnerinnen so groß war. Vor allem das Offensivspiel von Klara Bühl war herausragend. Sie wollte ständig den Ball, suchte das Eins-gegen-Eins und spielte zielstrebig nach vorne."

In der ersten Halbzeit ging Bühl neunmal in Eins-gegen-Eins-Duelle, in der zweiten Hälfte steigerte sie sich auf 16 solcher Aktionen. Für Signeul erfordert das ständige Suchen solcher Duelle nicht nur technisches Können, sondern auch körperliche Stärke.

"Bühl hält die Intensität eines Spiels auf diesem hohen Niveau über 90 Minuten durch", so Signeul. "Sie kann Gegnerinnen ausspielen und das Tempo des Spiels anziehen. Das ist nicht leicht. Eins-gegen-Eins ist die anspruchsvollste Aktion. Beeindruckend ist, dass sie sich dabei jedes Mal bis an ihre Grenze pusht. Wenn der Schlusspfiff ertönt, ist sie vollkommen erschöpft. Das ist eine Qualität für sich."

Taktische Analyse zur Women's EURO: Deutschlands Beharrlichkeit im Angriff

Trainerhinweise: Wie man Spielerinnen dazu ermutigt, Eins-gegen-Eins zu suchen – wie Klara Bühl

Um in Eins-gegen-Eins-Situationen erfolgreich zu sein wie Klara Bühl, müssen Spielerinnen die Fähigkeit entwickeln, den Ball mit beiden Füßen zu kontrollieren, Schwächen der Gegenspielerin zu erkennen und mit Tempo in freie Räume zu starten, erklärt Signeul:

"Spielerinnen brauchen eine exzellente Ballkontrolle und müssen den Ball eng am Fuß führen können. Ein beidfüßiges Dribbling nah am Körper ist extrem schwer zu verteidigen. Außerdem muss die Spielerin genau wissen, welchen Raum sie angreifen will."

"Danach sollte sie eine Finte oder einen Trick parat haben, um die Gegnerin aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dabei ist es entscheidend, die Stärken und Schwächen der Gegenspielerin zu kennen. Viele verteidigen auf einer Seite besser als auf der anderen. Aber am wichtigsten ist die Beschleunigung nach dem Dribbling oder der Finte, um an der Verteidigerin vorbeizukommen."

Spielplan und Ergebnisse der Frauen-EM

Um diese Fähigkeiten im Spiel umzusetzen, müssen Spielerinnen ermutigt werden, mutig zu sein und Risiken einzugehen.

"Man will, dass sich alle gegenseitig dazu ermutigen, mutig zu sein und Dinge auszuprobieren", sagt Signeul. "Trainerinnen und Trainer müssen den Spielerinnen klar machen: Je öfter sie das Eins-gegen-Eins suchen, desto häufiger werden sie Erfolg haben. Angst vor Fehlern blockiert."

Ein positives Umfeld – auf und neben dem Platz – ist entscheidend, um Spielerinnen zu dieser Spielweise zu ermutigen, so Signeul weiter: "Dieses fördernde Umfeld sollte im Training, in Teammeetings und in der Kabine geschaffen werden. So entsteht eine Kultur, in der sich die Spielerinnen gegenseitig darin bestärken, auf dem Platz mutig zu sein und Risiken einzugehen."

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