Abschluss der UEFA Europa League Serie "Steig ein. Steig Auf." mit West Hams Jarrod Bowen
Donnerstag, 7. März 2024
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"Im Europapokal zu spielen, ist ein ganz besonderes Gefühl", so der West-Ham-Stürmer über seine Erfahrungen in der UEFA Europa League. "Jedes Team ist anders, aber jedes Spiel ist eine echte Herausforderung."
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Bescheiden, bodenständig und mit einer Riesenportion Entschlossenheit: Das ist West Hams Jarrod Bowen, der in der dritten und letzten Folge der UEFA-Europa-League-Serie "Steig Ein. Steig Auf." über seine Erfahrungen auf internationaler Bühne spricht.
In 2022 verpassten er und sein Team das Endspiel nur knapp, doch ein Jahr später gab es mit dem Titelgewinn in der UEFA Europa Conference League den Lohn für die vielen Mühen. Es passte zu Bowens Karriere, die ebenfalls von Verlangen und Ambitionen angetrieben wird.
Bowen wuchs in Herefordshire auf und musste zunächst mehrere Rückschläge hinnehmen, da ihm die Aufnahme ins Profiteam bei mehreren Vereinen verwehrt blieb. Also heuerte er bei Hereford United an und nutzte die Station als Sprungbrett in die Premier League. Bei Hull City stellte er seinen Torreicher unter Beweis und wurde nach dem Abstieg von West Ham verpflichtet. Dort steht er seit Januar 2020 unter Vertrag.
"Ablehnung und Scheitern waren große Herausforderungen für mich. Ich habe es bei unterschiedlichen Klubs nicht über das Probetraining hinaus geschafft, das wäre fast das Ende meiner Fußballkarriere gewesen", so Bowen. "Ich blieb aber meinem Weg treu. Ich liebe Fußball und wenn es mal nicht klappt, dann sollte es halt so sein."
Seine Kindheit verbrachte Bowen in einer ländlichen Gegend. Laut dem Stürmer war es seine Familie, die ihm die Werte vermittelt hat, um später zu einem frechen und furchtlosen Akteur in der Europa League zu werden.
"Die Mottos, denen ich immer mit meiner Familie gefolgt bin, sind keine Angst zu haben und diesen inneren Antrieb zu pflegen, der Beste zu sein. Es kommt von innen, dieser Antrieb und dieser Hunger, es wirklich gut zu machen."
"In der Saisonvorbereitung besuche ich meine Familie und mache eine Woche lang intensives Training mit meinem Vater. Er gehört zur alten Schule und da es in der Heimat viel Landwirtschaft gibt, machen wir Sachen wie Zement schleppen, Reifen flippen und so weiter. Wir reden nicht von kleinen Reifen, sondern von den großen Traktor-Reifen! Ich musste sie immer von einer Seite des Feldes bis zur anderen Seite flippen. Als ich wieder nach Hause ging, war ich fit wie ein Turnschuh."
Vom Reifenumdrehen unter den wachsamen Augen des Vaters bis zur magischen Flutlicht-Atmosphäre der Europa League ist es ein weiter Weg und Bowen weiß diese spannenden Europapokalabende zu schätzen.
"Im Europapokal zu spielen, ist ein ganz besonderes Gefühl. Zu erleben, was für unterschiedlichen Atmosphären, Kulturen und Spielstile es gibt. Jedes Team ist anders, aber jedes Spiel ist eine echte Herausforderung. Wir hatten noch nie ein leichtes Spiel in diesem Wettbewerb. Das macht diesen Wettbewerb so interessant."
"Du spielst gegen einige echt gute Teams und kannst in diesen Wettbewerben Großes erreichen. Ich will mich immer mit den Besten messen und das wird hoffentlich auch in Zukunft so sein."
Sein erstes Tor hat er natürlich nicht vergessen. Im Spiel gegen Genk während der Gruppenphase 2021/22 war es soweit: "Ich bin Stürmer und will Tore machen. Mein erster Treffer in der UEFA Europa League war etwas ganz Besonderes, denn ich hatte nie geglaubt, dass ich mal in diesem Wettbewerb treffen würde."
Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit sind dem vielseitigen Stürmer in Fleisch und Blut übergegangen, aber die Europa League hat auch Enttäuschungen mit sich gebracht, besonders als er mit West Ham im Halbfinale der Saison 2021/22 gegen Eintracht Frankfurt verlor.
"Als wir nach dem Spiel in der Kabine waren, hat niemand ein Wort gesagt. Es gab Tränen. Es war so niederschmetternd und herzzerreißend, aber mir war damals schon klar, dass wir diesen Rückschlag nutzen würden, um stärker zurückzukehren."
Und so kam es auch, denn die Hammers triumphierten ein Jahr später im Endspiel der Europa Conference League in Prag gegen die Fiorentina.
"Ich weiß noch, wie wir nach einem Handspiel einen Elfmeter bekommen haben, den Saïd Benrahma verwandelt hat. Ich habe gedacht: 'Wir sind jetzt nah dran.' Fünf Minuten später macht der Gegner den 1:1-Ausgleich."
Den Unterschied machte schließlich Bowen höchstpersönlich aus, als er in der 90. Minute den Siegtreffer erzielte. "Kurz vorher habe ich noch auf die Stadionuhr geschaut und gedacht, dass es in die Verlängerung geht."
"Dann haben wir Abstoß und der Ball kommt zu Lucas [Paquetá]. Ich bin losgerannt und stand plötzlich alleine vor dem Torwart. Ich habe gedacht: 'Mach ihn einfach rein und dann bist du Europapokalsieger.' Als der Ball ins Netz ging, hatte ich wahrscheinlich alle Emotionen auf einmal."
Für West Ham war es der erste Europapokaltitel seit dem Gewinn des Pokals der Pokalsieger 1965. Wenn es nach Bowen geht, könnte man den Abstand zum nächsten Triumph drastisch verkürzen.
"Der Sieg in diesem Wettbewerb hat Lust auf mehr gemacht", sagt er vor dem Achtelfinale gegen Freiburg. "Wir wollen bis ganz zum Ende dabei sein. aber wir wissen auch, dass es ein ganz langer Weg dorthin ist. Aber wir haben es im Europapokal schon immer so gemacht, dass wir nur von Spiel zu Spiel denken."
Hier geht es zu früheren Folgen von "Steig Ein. Steig Auf." der UEFA Europa League mit Florian Wirtz von Leverkusen und Désiré Doué von Rennes.