Swissquote Spielanalyse: So drehte Man United das Spiel gegen Barcelona
Montag, 27. Februar 2023
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Die Technischen Beobachter der UEFA haben das Topspiel der aktuellen Europa-League-Runde im Old Trafford analysiert und dabei festgestellt, dass ein taktischer Kniff der Engländer für die Wende zu Gunsten von Manchester United sorgte.
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Der 2:1-Sieg von Manchester United gegen Barcelona nach 0:1-Rückstand war nicht nur der Verdienst einer taktischen Umstellung, sondern auch die Belohnung für eine wesentlich couragiertere zweite Hälfte der Engländer.
Seit April 2021 hatte keine Mannschaft mehr einen Halbzeit-Rückstand gegen Barcelona noch in einen Sieg ummünzen können, doch United hat gezeigt, wie es geht. In diesem Artikel, präsentiert von Swissquote, analysieren die Technischen Beobachter der UEFA das Spiel, das lange hin- und her wogte, ehe United sich letztendlich nach Hin- und Rückspiel mit 4:3 durchsetzen konnte.
Tore
0:1: Robert Lewandowski (18. Elfmeter)
Nach einem Foul von Bruno Fernandes an Alejandro Balde verwandelte Robert Lewandowski erstmals einen Elfmeter für die Katalanen, obwohl David de Gea mit der Hand noch am Ball war. Für Lewandowski war es der 25. Saisontreffer in Pflichtspielen, eine Marke, die er nun in der 12. Saison in Folge erreicht hat.
1:1: Fred (47.)
Nach der Pause drückte United mächtig aufs Tempo und erzwang einige leichte Ballverluste bei den Spaniern. Nach einem Fehler von Franck Kessie bediente Jadon Sancho Bruno Fernandes und der legte das Leder in den Lauf von Fred, der Marc-André ter Stegen keine Chance ließ.
2:1: Antony (73.)
Zunächst wurde ein Schuss von Alejandro Garnacho abgeblockt, dann ein Versuch von Fred, dieser Abpraller landete schließlich bei Antony, der sein erstes Europapokal-Tor für United erzielte und das 19. Pflichtspiel-Tor eines eingewechselten Spielers in dieser Saison, ein Beweis für den guten Kader der Engländer.
Formationen
Man United
Erik ten Hag setzte auf ein 4-2-3-1 mit dem im Hinspiel gesperrten Abwehrchef Martínez (6), dadurch rückte Shaw (23) wieder auf seine gewohnte Abwehrseite. Vorne startete Wout Weghorst (27) als zentraler Stürmer, Marcus Rashford (10) besetzte den linken Flügel. In der Pause blieb Weghorst in der Kabine und Antony (21) besetzte den Flügel, während Rashford in die Mitte rückte – eine spielentscheidende Umstellung.
Barcelona
Die Spanier begannen mit einem 4-3-3. Da Gavi gesperrt war, begann Sergi Roberto (20) auf dem linken Flügel, links hinten bekam Balde (28) eine Chance, die er eindrucksvoll nutzt.
Taktische Feinheiten
Nachdem Barcelona die erste Hälfte bestimmt hatte und auch verdient mit 1:0 führte, griffen in der zweiten Halbzeit die Umstellungen von Ten Hag sofort. Mit der Einwechslung von Antony zog Rashford in die Mitte und gab dort den zentralen Stürmer. Damit erhielt das United-Spiel mehr Struktur und wirkte wesentlich direkter, auch das Umschalten klappte nun deutlich besser.
Hinzu kam die Fähigkeit von Bruno Fernandes, auch die kleinste Lücke in der Abwehr der Katalanen zu erspähen und auszunutzen. Dank der Geschwindigkeit von Rashford und Antony überlief man immer öfter die sehr hoch stehende Abwehrkette der Gäste.
Als er nach dem Spiel gefragt wurde, warum er Antony gebracht habe, antwortete Ten Hag: "Wir brauchten mehr Tempo und Selbstbewusstsein auf dem Rasen."
Was beweist, dass es im Fußball nicht nur um Taktik geht, sondern dass die mentale Seite mindestens ebenso wichtig ist.
In der Halbzeit hatte Ten Hag an seine Spieler appelliert, mutiger nach vorne zu spielen und mehr zweite Bälle zu gewinnen. So kam United in der zweiten Hälfte auf doppelt so viele Schüsse (8) wie im ersten Durchgang.
Hinterher lamentierte Xavi, dass "beide Gegentore nach verlorenen Zweikämpfen gefallen" seien, vor allem fehlten ihm Gavi und Pedri – zwei Spieler von Barcelona, die normalerweise immer auf den zweiten Ball gehen. "Wir haben in der zweiten Hälfte zu viele Zweikämpfe verloren", so Xavi
Die Einschätzung der Trainer
Erik ten Hag, Man United: "Die erste Hälfte war nicht gut. Wir hatten zwar gute Chancen , lagen aber 0:1 zurück. Wir wissen aber, dass wir mit Antony und Garnacho viel Tempo ins Spiel bringen können, diese Burschen haben vor niemandem Angst.
"Antony hat genau das gebracht, was wir gebraucht haben, seine Dribblings und Tempoläufe.
"Fred spielte schon letzte Woche in Barcelona eine sehr wichtige Rolle, weil er die Kreise von Frenkie de Jong einengen sollte und das hat er hervorragend gemacht. Außerdem hat er letzte Woche einen Treffer vorbereitet, diesmal hat er ein Tor selber geschossen.
Xavi Hernández, Barcelona: "In der zweiten Halbzeit haben sie eine viel größere Intensität gezeigt, nach dem Tor von Fred mussten wir sehr leiden. Danach hatten wir das Spiel wieder einigermaßen unter Kontrolle, bis ihr zweites Tor fiel. Vor beiden Gegentoren haben wir entscheidende Zweikämpfe verloren; vielleicht waren sie physisch etwas stärker als wir."