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Höllentrips im Europapokal

Nicht beantragte Visa, unerwartet auftauchende Zeitzonen oder ein paar falsche Buchstaben haben schon so manche Europapokalreise zum Desaster werden lassen. Hier eine besonders kuriose Auswahl.

Athletic-Fans in Bukarest, die sich nach dem 0:3 gegen Atlético wünschten, in Budapest geblieben zu sein
Athletic-Fans in Bukarest, die sich nach dem 0:3 gegen Atlético wünschten, in Budapest geblieben zu sein ©AFP/Getty Images

Zeitzonen - war da was?
Der mazedonische Klub Vardar bestritt sein erstes Europapokalspiel 1961/62 bei Dunfermline Athletic in Schottland. "Wir wussten damals nicht, dass Schottland in einer anderen Zeitzone liegt", erinnert sich Vardars damaliger Torjäger Andon Doncevski an die Reise in den hohen Norden. "Wir haben uns im festen Glauben aufgewärmt, dass das Spiel in einer Stunde angepfiffen wird, dabei dauerte es noch zwei Stunden bis zum Anstoß. In dieser Zeit goss es wie aus Kübeln, dann schien die Sonne und dann regnete es wieder. Die ganze Zeit fragten wir uns, wo die Spieler von Dunfermline blieben. Sie ließen sich massieren, während wir uns zwei Stunden warm machten. Wir spielten lausig und haben 5:0 verloren." Wen wundert's?

Skënderbeu hatte leichte Geographie-Probleme
Skënderbeu hatte leichte Geographie-Probleme©LSAPHOTO

Visa-Ärger
Skënderbeu musste in dieser Saison in der 2. Qualifikationsrunde der UEFA Champions League bei den Crusaders in Nordirland antreten. Dummerweise hatte der albanische Klub die Visa für seine Spieler für die Republik Irland beantragt, das Spiel fand aber in Belfast statt. Erst mit Hilfe der Gastgeber konnte in letzter Minute sicher gestellt werden, dass die Partie auch ausgetragen werden konnte.

Der montenegrinische Klub Čelik Nikšić trat 2012/13 in der zweiten Qualifikationsrunde der UEFA Europa League bei Metalurh Donetsk in der Ukraine an. Noch schlimmer als die 90 Minuten auf dem Platz bei der 0:7-Pleite hatte sich allerdings die Anfahrt gestaltet. Normalerweise hätte das Team die Reise durch Moldawien antreten sollen, doch auch hier hatte man vergessen, Visa zu beantragen und die Grenzer zeigten sich unerbittlich. So dauerte die ursprünglich "nur" 1 500 Kilometer lange Reise schließlich stolze 65 Stunden.
 
Backstreet Boys
Rayo Vallecanos Reise zu Real Sociedad in der Saison 2011/12 gestaltete sich ebenfalls schwierig. Aus finanziellen Gründen war der Klub nicht bereit, für die 700 Kilometer die Autobahngebühren zu bezahlen, der Mannschaftsbus musste sich also auf Schleichwegen und Seitenstraßen zum Ligaspiel durchschlagen.

Buka oder Buda?
Die Fans von Athletic Bilbao werden das Endspiel der UEFA Europa League 2012 nicht in bester Erinnerung behalten. Zum einen, weil es gegen Ligarivale Atlético Madrid eine 0:3-Niederlage gab, zum anderen, weil gut 400 Fans ein Flugzeug gechartert hatten, das statt zum Finalort Bukarest nach Budapest flog. Während manche Anhänger noch schnell Autos mieteten, um rechtzeitig in der Arena Naţională zu sein, "genossen" andere die Partie in Budapester Kneipen vor dem Bildschirm.

Lyons Präsident Jean-Michel Aulas
Lyons Präsident Jean-Michel Aulas©Getty Images

Lyons Ausrede
Olympique Lyonnais glaubt nach wie vor fest daran, dass 2010 der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull schuld am Ausscheiden von OL im Halbfinale der UEFA Champions League war. Dank der Aschewolken herrschte damals ein generelles Flugverbot über Mitteleuropa und Lyon musste die 576 Kilometer zum FC Bayern München mit Minibussen antreten. Der Trip dauerte zehn Stunden und Lyon kassierte in München eine 0:1-Niederlage. Präsident Jean-Michel Aulas begründete die Pleite so: "Die Reiseanstrengungen haben uns viel Kraft gekostet, deshalb hatten wir in der zweiten Hälfte nichts mehr zuzusetzen." Auf die Begründung, warum Lyon das Rückspiel im eigenen Stadion mit 0:3 verlor, warten wir noch immer.

Tiliguls Striptease
Der moldawische Klub Tiligul Tiraspol landete 1998 nach mehrmaligem Umsteigen rechtzeitig in Brüssel, um das Qualifikationsspiel gegen RSC Anderlecht zu bestreiten, was man von ihren Trikots allerdings nicht sagen konnte. Generös lieh RSC den Gästen einen Trikotsatz, so dass die Zuschauer zwei Teams mit Anderlecht-Trikots gegeneinander spielen sahen. Die Original-Anderlechter siegten mit 5:0 und überließen ihren Gästen die Trikots als Geschenk. Tiligul trug diese als Erinnerung an die große Reise noch jahrelang in der heimischen Liga.

Haben Sie noch Erinnerungen an besonders verrückte oder komplizierte Reisen Ihres Teams in UEFA-Wettbewerben? Schreiben Sie sie uns auf Twitter unter #UEFAlonghaul.