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2010/11: Falcao köpft Porto zum Erfolg

Der SC Braga schaltete 2010/11 sechs Teams mit europäischer Titel-Erfahrung aus, doch im Endspiel erwies sich Nachbar FC Porto als eine Nummer zu groß. Lange Zeit wehrte sich der Underdog tapfer, doch dann schlug erneut Falcaos Stunde.

2010/11: Falcao köpft Porto zum Erfolg
2010/11: Falcao köpft Porto zum Erfolg ©UEFA.com

FC Porto - SC Braga 1:0
(44. Falcao)
Dublin Arena, Dublin

Wie schon bei der ersten Ausgabe der UEFA Europa League stürmte ein Underdog durch den Wettbewerb und sammelte die Skalps renommierter europäischer Vereine, wie andere Leute Briefmarken. Doch erneut sollte dieser David im Finale auf einen Goliath treffen, wobei das Happy End zum zweiten Mal ausblieb. Gegen den FC Porto fand der SC Braga seinen Meister und musste sich letztlich der Klasse des Stürmers Falcao geschlagen geben.

Insgesamt 194 Mannschaften aus 53 Ländern traten in der zweiten Ausgabe der UEFA Europa League an, Teams von Aktobe bis Madeira kämpften um den Pokal, doch am Ende standen sich im Endspiel zwei Nachbarn gegenüber. Nur 47 Kilometer trennen die beiden Städte, doch damit noch nicht genug der Berührungspunkte. André Villas-Boas startete seine Trainerkarriere als Teenager mit einem Brief, der den damaligen Spieler Domingos Paciência lobte und ihn letztlich als Übungsleiter auf die Bank von Porto führte.

Geografisch und menschlich dicht beisammen, trennten die beiden Vereine Welten auf der Erfolgsebene. Porto ging vor dem Spiel in Dublin bei 131 Duellen gegen Braga 92 Mal als Sieger vom Platz, darunter auch zwei Erfolge in der abgelaufenen Saison, in der Porto als ungeschlagene Mannschaft den 25. portugiesischen Meistertitel holte und sich fleißig in die Rekordbücher eintrug. Die Arsenalistas aus Braga konnten bis dahin lediglich mit einem mageren Pokalsieg in Portugal auf sich aufmerksam machen, und auch diesmal gab es im Finale keinen Grund zum Jubeln. Lange Zeit wehrten sich die Underdogs nach Leibeskräften, doch gegen Kopfballungeheuer Falcao, der sein 17. Tor im Wettbewerb erzielte, waren sie kurz vor der Pause machtlos.

Der kolumbianische Stürmer war der Held des Abends, auch wenn er sich in dieser Rolle nicht wirklich wohlfühlte. Durch seine 17 Tore brach er den 15 Jahre alten Rekord von Jürgen Klinsmann für geschossene Tore in der UEFA Europa League bzw. dem UEFA-Pokal, wobei ihm dieses Kunststück bereits im Halbfinal-Rückspiel gegen Villarreal CF gelang. Beim sensationellen 5:1 bewies er sein ganzes Können und erzielte seinen dritten Dreierpack im Wettbewerb, nachdem dies bereits gegen SK Rapid Wien und den FC Spartak Moskva geklappt hatte.

Insgesamt setzte sich Porto im Halbfinale mit 7:4 gegen Villarreal durch und das nach einer beeindruckenden 10:3-Demonstration im Viertelfinale gegen Spartak. Braga ließ es da definitiv gemächlicher, aber nicht minder eindrucksvoll, angehen. Portos Finalgegner stieß erst in der Runder der letzten 32 zum Wettbewerb hinzu, nachdem man in der UEFA Champions League die eigene Gruppe auf Rang drei abschloss. Auf dem Weg ins Finale mussten Hochkaräter wie Lech Poznań, Liverpool FC und FC Dynamo Kyiv dran glauben, und im Halbfinale wurden dann die Landsmänner von SL Benfica vorzeitig nach Hause geschickt. Sinnbildlich für die Effektivität Bragas war die Art und Weise, wie man sich für das Endspiel qualifizierte. Zwei Duelle entschied man mit einem einzigen Tor, und in den anderen beiden Partien entschied ein Auswärtstreffer zu Gunsten Bragas.

Doch nicht nur Braga mimte den Favoritenschreck, auch in anderen Begegnungen mussten die vermeintlich Großen das bittere Aus hinnehmen. Club Atlético de Madrid scheiterte mit der Titelverteidigung bereits an der ersten Hürde, und auch der Titelträger von 1985, Juventus, verabschiedete sich nach der Gruppenphase. Das Remis, welches zumeist negativ behaftet war, sollte sich in der Saison 2010/11 als äußerst unterhaltsam herausstellen. 3:3 statt 1:1 hieß das neue Standard-Unentschieden und der SSC Napoli tat sich mit Stürmer Edinson Cavani als verlässlicher Lieferant hervor.

Über weite Strecken des Wettbewerbs schien es so, als ob es Cavanis große Show werden sollte, doch dann musste sich Napoli in der Runde der letzten 32 Villarreal geschlagen geben. Just in dieser Runde kam Falcao auf Betriebstemperatur und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn Braga den Torjäger im Finale meistens im Griff hatte, letztlich schien sein Siegtreffer unausweichlich. Mit dem Gewinn des Titels wurde Trainer Villas-Boas im Alter von 33 Jahren und 213 Tagen zum als jüngsten Titelgewinner in einem UEFA-Klubwettbewerb ab und eiferte damit José Mourinho bei dessen Tripel-Gewinn 2003 nach.