Hamann erinnert sich an sensationelles Finale
Dienstag, 19. Mai 2009
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Der ehemalige deutsche Nationalspieler Dietmar Hamann sprach mit uefa.com über das UEFA-Pokal-Endspiel 2001, das er mit Liverpool FC durch ein Golden Goal mit 5:4 gegen Deportivo Alavés gewann.
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Liverpool FC - Deportivo Alavés 5:4 (Liverpool gewinnt durch Golden Goal)
Westfalenstadion, Dortmund, 16. Mai
Babbel 4., Gerrard 16., McAllister/Elfmeter 41., Fowler 73., Gelí/ET 116.; Alonso 27., Javi Moreno 48. und 51., Cruyff 89.
Deportivo Alavés und Liverpool FC waren ein ungleiches Paar; die Spanier konnten noch keinen einzigen nationalen Titel holen, während die Reds das erfolgreichste Team in England sind. Trotzdem lieferten sich diese beiden Mannschaften ein sensationelles Duell. Das UEFA-Pokal-Finale 2001 ging in die Geschichte ein. Europa hatte so etwas seit den 1950ern nicht mehr gesehen, als Real Madrid CF die Schlagzeilen bestimmte. Besonders bitter war, wie die Partie am Ende gewonnen beziehungsweise verloren wurde: Durch ein Golden Goal. Vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung war es Alavés-Verteidiger Delfi Gelí, der mit einem Eigentor für die Entscheidung sorgte. Liverpool hatte das Spiel mit 5:4 und damit zum dritten Mal den UEFA-Pokal gewonnen.
Die Truppe von der Merseyside, unter dem französischen Trainer Gérard Houllier, hatte sich auf dem Weg ins Finale gegen namhafte Gegner durchsetzen können. Dabei mussten die Reds nur einmal zittern - bei der 0:1-Heimniederlage gegen den AS Roma. Das Hinspiel in Italien hatten sie zuvor jedoch mit 2:0 gewonnen. Neben der Roma wurden noch weitere prominente Vereine ausgeschaltet, wie Olympiacos CFP, der FC Porto und der FC Barcelona. Alavés hatte in der vierten Runde für Furore gesorgt, als man den FC Internazionale Milano im San Siro aus dem Wettbewerb werfen konnte. Der Klub aus dem Baskenland, der sich unter dem charismatischen Trainer José Manuel Esnal "Mané" von der dritten in die erste Liga hochgearbeitet hatte, zeigte keinen Respekt vor großen Namen. Nun stürmten die Spanier auch noch den Europapokal. Im Halbfinale wurde der 1. FC Kaiserslautern deutlich bezwungen, Alavés erzielte in den beiden Partien gegen die Pfälzer insgesamt neun Tore. Liverpool war dann jedoch ein stärkerer Gegner als die Deutschen. Iván Alonso, Javi Moreno (zweimal) und Jordi Cruyff trafen für das Team in gelb und blau, bei Liverpool waren Markus Babbel, Steven Gerrard, Gary McAllister und Robbie Fowler erfolgreich. Der damalige Liverpool-Spieler Dietmar Hamann erinnert sich an das denkwürdige Finale und blickt für uns zurück.
Dietmar Hamann
Es war eine zweieinhalbstündige Achterbahnfahrt, für die Fans und auch für uns. Ich glaube nicht, dass es zuvor schon einmal neun Tore in einem UEFA-Pokal-Finale gegeben hatte. Das macht es zu etwas Besonderem, vor allem für die Spieler, die von Anfang an dabei waren. Wir waren 2:0, 3:1 und 4:3 vorne, doch sie schafften in der letzten Minute den Ausgleich. Und es war das einzige Finale, das durch ein Golden Goal entschieden wurde, welches uns kurz vor Ende der Verlängerung gelungen war. Es war fantastisch, auf diese Art zu gewinnen, und es war unglaublich, den Titel in meinem Heimatland zu holen.
Ich denke, dass wir es ganz offensichtlich etwas zu locker angegangen sind. Wir haben im Halbfinale Barcelona ausgeschaltet, wir waren großer Favorit und jeder hatte erwartet, dass wir gewinnen, vor allem nach unserer 2:0-Führung. Aber wir wussten, dass Alavés eine gute Mannschaft war und sie es verdient hatten, im Finale zu stehen, denn sie hatten einige gute Teams ausgeschaltet. Nach dem 2:0 haben wir ein Gegentor bekommen, machten dann aber das 3:1. Ich denke, dann haben wir gedacht, die Sache wäre gelaufen, aber wir haben die Dinge wohl unterschätzt, sind ein bisschen zu locker zu Werke gegangen, denn immer wenn wir den Fuß vom Gas genommen haben, sind sie zurückgekommen.
Der Ausgleich in der letzten Minute war absolut niederschmetternd, weil wir dachten, wir hätten gewonnen - wir lagen 90 Minuten in Führung, und dann kassierten wir doch noch den Ausgleich. Ich dachte dann, dass sie dadurch einen psychologischen Vorteil hätten. Manchmal glaubt man an sich und manchmal verliert man an Selbstbewusstsein. Wir mussten stark bleiben und zusammenhalten. Als wir dann trafen, hatten wir uns bereits aufs Elfmeterschießen eingestellt. Wir hatten Glück mit einem Eigentor nach Gary McAllisters Freistoß. Wir waren richtig erleichtert. Es war ein dramatisches Ende einer dramatischen Partie - und wenn man als Sieger vom Platz geht, war es das richtige Ende eines fantastischen Spiels.