Die größten Teams aller Zeiten: Barcelona 2008–12
Samstag, 11. Juli 2015
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Die Größten: Mit einem Lionel Messi auf dem Höhepunkt seiner Spielkunst perfektionierte der FC Barcelona unter Josep Guardiola eine Form des totalen Fußballs.
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Als der FC Barcelona unter Josep Guardiola am Zenit seines Tika-Taka-Fußballs angelangte, war es für die gegnerischen Mannschaften enorm schwer, den Ball zu erobern, geschweige denn Tore zu erzielen. UEFA.com hat sich mit einem Team befasst, das den Fußball verändert hat.
Das goldene Zeitalter
Mit Frank Rijkaard als Coach gewann Barcelona in der Saison 2005/06 die UEFA Champions League, aber die Beförderung Guardiolas vom Trainer der Reservemannschaft zum Chefcoach war letztendlich ausschlaggebend für die Entwicklung Barças von einer großartigen hin zu einer legendären Mannschaft.
In seiner vierjährigen Amtszeit gewannen Guardiolas Mannen 14 der 19 Wettbewerbe, in denen sie an den Start gingen. In seiner ersten Saison 2008/09 waren es gleich sechs Titel: Der spanische Superpokal, die spanische Meisterschaft, die Copa del Rey sowie die UEFA Champions League, der UEFA-Superpokal und die FIFA-Klubweltmeisterschaft.
Noch bemerkenswerter war vielleicht sogar, dass Guardiola 22 Spielern, die wie er selbst die Barcelonas Jugendakademie durchlaufen haben, zum Debüt verhalf. Xavi Hernández, Andrés Iniesta und Lionel Messi sind seither ohnehin bekannte Größen des Weltfußballs. Nachdem die Katalanen Manchester United FC im Königsklassen-Finale 2011 mit 3:1 besiegt hatten, blieb auch Sir Alex Ferguson nichts anderes als ein Lob für diese außergewöhnliche Mannschaft: "Sie sind die beste Mannschaft, auf die ich in meiner Zeit als Trainer hier getroffen bin. Niemand hat uns bisher so eine Abreibung verpasst. Es ist ein großartiger Moment für sie. Sie haben es verdient, weil sie auf die richtige Art und Weise spielen und Spaß an ihrem Fußball haben."
Die Übergabe des Zepters
Während die Reporter sich angesichts des Tiki-Taka mit Passstafetten und hohem Pressing bereits Woche für Woche überschlugen, machte Barcelona den ersten Schritt in Richtung wahre Größe schon im UEFA-Champions-League-Halbfinale 2008/09: Andrés Iniestas atemberaubender Last-Minute-Treffer an der Stamford Bridge rettete ein 1:1-Unentschieden– und damit aufgrund der Auswärtstorregel die Finalteilnahme.
Guus Hiddinks Chelsea FC hatte das aussichtsreichste philosophische Gegenstück zum Tiki-Taka praktiziert: Solides und tiefes Verteidigen, Manndeckung gegen Messi und das Zwingen Barcelonas zu Distanzschüssen, dadurch kamen die Blues zu einem 0:0 im Hinspiel im Camp Nou. Erst Iniestas Schlenzer ins obere Eck knackte Chelseas Widerstand. “Ich habe den Ball mit Herz und Seele geschossen“, erinnerte sich Iniesta. Im Finale von Rom machten Iniesta und Kollegen den Titel mit einem 2:0-Triumph über Manchester United perfekt.
Die wegweisende Philosophie
Erfunden hat Guardiola das Tiki-Taka nicht – die spanische Nationalmannschaft spielte unter Luis Aragonés bei der UEFA EURO 2008 ebenfalls eine Form dieses Spielstils, indem sie tief in der gegnerischen Hälfte Ballbesitz generierte und versuchte, den Gegner mit schnellen kurzen Pässen auszuspielen. Der offensive denkende Guardiola hat das Tiki-Taka aber definitiv perfektioniert.
Sein 4-3-3 strotzte förmlich vor Talenten, Messi und Iniesta hielten den Ball ständig in Bewegung und zogen den Gegner auseinander. RC Celta Vigos ehemaliger Trainer Víctor Fernández fasste zusammen: “Es gibt auf der Welt kein Team, das mit so vielen Spielern in der gegnerischen Hälfte spielt wie Barcelona.“ Angriff und Verteidigung waren austauschbar, ganz nach dem Prinzip: Solange du den Ball nicht verlierst, musst du auch nicht verteidigen.
Das taktische Genie
"Hier zu sein bedeutet für mich gleichermaßen ein Gefühl der Zufriedenheit und eine große Verantwortung", sagte Guardiola den Spielern bei seinem Amtsantritt am 17. Juni 2008. "Ich werde euch nicht hängen lassen. Hätte ich nicht das Gefühl, bereit zu sein, wäre ich nicht hier."
Guardiola, der zu diesem Zeitpunkt erst 37 Jahre alt war, verbrachte den Großteil seiner Karriere als Spieler in Barcelona – und fuhr sechs Meisterschaften, 1991/92 den Pokal der europäischen Meistervereine und 1996/97 den Pokal der Pokalsieger ein. Er war ein brillanter Kommunikator und er glaubte wahrlich an seine Sache. "Pep ist eine leidenschaftliche Persönlichkeit, die dich mit ihren Ideen erschlägt", sagte Xavi. "Von Tag eins an hat er deutlich gemacht, dass er mit diesem Team Großes erreichen kann, aber ich denke, wir haben die Erwartungen übertroffen."
Die Starspieler
Xavi Hernández: Das Gehirn dieser Mannschaft, der Taktgeber im Mittelfeld und Guardiolas rechte Hand auf dem Platz. Der Trainer sagte im Oktober 2011 über ihn: "Xavi ist ein Spieler, der schwer zu ersetzen sein wird. Nicht nur wegen dem, was er auf dem Platz zeigt und wie verlässlich er ist, sondern auch wegen des Respekts, der ihm in der Kabine entgegen gebracht wird."
Andrés Iniesta: Iniesta besticht durch magische Fähigkeiten, aber gleichzeitig auch eine bescheidene Persönlichkeit. Guardiolas ehemaliger Camp-Nou-Mannschaftskollege Eusebio Sacristán sagte über ihn: "Er ist kreativ. Er hat eine herausragende Technik, ahnt Dinge voraus und weiß Räume bestmöglich zu nutzen. Er hat Spaß am Spiel und tut das mit einer atemberaubenden Einfachheit und Natürlichkeit."
Lionel Messi: "Wenn Leo lacht, ist alles viel einfacher", sagte Guardiola über den Fußballer, der zweifelsohne zu den Besten aller Zeiten gehört. Guardiola formte ein Team rund um seinen herausragenden Akteur. Der Argentinier zahlte es ihm mit seinen Treffern in den UEFA-Champions-League-Finals 2009 und 2011 sowie in vielen weiteren Spielen zurück.
Was sie sagten
Xavi nach dem Gewinn des Tripels 2009: "Wir geben uns mit diesem Tripel nicht zufrieden. Wir haben die Fähigkeiten, noch mehr zu erreichen und weiter Geschichte zu schreiben. Die Fans sollen wissen, dass es hier nicht aufhört, diese Party wird weitergehen."
Diego Maradona im Jahr 2007: "Ich kenne schon den Spieler, der meinen Platz im Fußball einnehmen wird. Sein Name ist Lionel Messi."
Josep Guardiola im Jahr 2009: "Ich habe schon oft gesagt, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, auf den Verdiensten von Johan Cruyff und Charlie Rexach aufbauen zu können. Sie waren die Väter und wir sind ihnen gefolgt."