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Lewan Kobiaschwili im Gespräch

Die UEFA Mitglieder

Lewan Kobiaschwili im Gespräch

Lewan Kobiaschwili.
Lewan Kobiaschwili.

Nach einer aktiven Karriere mit 100 Länderspielen wurde Lewan Kobiaschwili 2015 zum Präsidenten des Georgischen Fußballverbands (SPP) gewählt. 2023 wurde er Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees. Unter seiner Führung hat der Verband ein spektakuläres Wachstum erlebt: Ausbau der Infrastruktur, steigende Teilnehmerzahlen und das Erreichen der K.-o.-Phase bei der UEFA EURO 2024. Er spricht über die wichtigsten Erfolge in seiner Funktion, die Bedeutung von UEFA-Fördermitteln und die Schlüsselrolle, die ehemalige Spielerinnen und Spieler bei der Fußballförderung einnehmen.

Lewan, vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wie blicken Sie auf das Jahr 2025 für den georgischen Fußball zurück?

Es war ein bedeutendes Jahr, denn nach der Teilnahme an der UEFA EURO 2024 haben wir ein neues Niveau erreicht und das mediale Interesse war enorm. Für unsere A-Nationalmannschaft war es ein gemischtes Jahr – wir konnten nach dem Playoff-Sieg gegen Armenien in der B-Liga der Nations League bleiben, aber die WM-Qualifikation brachte uns eine unglaublich schwere Gruppe mit Spanien und der Türkei. Dieses Jahr haben wir uns für die U21-Europameisterschaft qualifiziert, nachdem wir 2023 Co-Gastgeber waren, und wir sind 2026 zum zweiten Mal bei der Futsal-EM 2026 dabei – das bedeutet, dass Georgien fünf Jahre in Folge bei einem großen Turnier in verschiedenen Formaten vertreten sein wird. Das ist eine großartige Leistung für uns.

Was steckte hinter der Qualifikation für die EURO 2024?

Für mich ist eines klar – es war nicht nur Glück. Es war das Ergebnis harter Arbeit und solider Leistungen im gesamten Fußball – vom Verband über die Vereine bis hin zu den Trainern und Spielern. Wenn alle zusammenarbeiten und jeden Tag, jede Woche, jeden Monat ihr Bestes geben, bin ich überzeugt, dass der Erfolg auch kommt. Für uns hat es vielleicht etwas länger gedauert, aber ich war immer zuversichtlich, weil ich jeden Tag sehe, wie sich junge Trainer und Spieler in Georgien entwickeln und hart arbeiten. Am Ende haben wir diesen Erfolg gemeinsam erreicht. Natürlich hat es auch geholfen, dass wir eine sehr gute Generation hatten – mit großen Namen wie Kwarazchelia, Mamardaschwili und anderen Topspielern. Aber wie wir oft gesehen haben, reichen gute Spieler allein nicht aus. Man braucht die gesamte georgische Fußballfamilie. Sie muss uns den Rücken stärken, alle müssen ihre Rolle kennen und ihre Arbeit machen. Deshalb sage ich: Es war kein Glück, wir haben es uns verdient.

Georgiens Tore bei der EURO 2024

Alle in Georgien haben davon geträumt, dass unsere Nationalmannschaft eines Tages bei einem großen Turnier wie der Europameisterschaft spielt, und ich bin so glücklich und stolz, dass wir es geschafft haben. Und wir haben nicht nur teilgenommen – wir haben richtig guten Fußball gespielt und es über die Gruppe hinaus geschafft. Wir haben Portugal geschlagen und gegen Spanien fast 40 Minuten lang geführt. Das war unglaublich und hat großen Spaß gemacht. Jetzt wollen wir die nächsten Schritte gehen und beim nächsten Turnier dabei sein. Wir werden alles tun, damit die EURO 2024 nicht das erste und letzte Mal bleibt.

Wie wichtig war die UEFA Nations League für die Entwicklung der Nationalmannschaft?

Die Nations League ist eine fantastische Idee und ein sehr, sehr wichtiger Wettbewerb, der uns geholfen hat, uns für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Ich erinnere mich an die erste Ausgabe – Georgien war in der D-Liga, und jetzt spielen wir in der B-Liga. Das ist bereits ein großer Schritt, und wir genießen es, gegen stärkere Teams und qualitativ hochwertige Gegner anzutreten.

Auf der anderen Seite gibt es immer Druck, weil die Leute Fortschritte sehen wollen. Jetzt haben wir die Ambition, die A-Liga zu erreichen – und warum nicht? Aber es gibt auch das Risiko, wieder in die C-Liga abzusteigen, und wir mussten gut spielen, um Armenien in den Playoffs zu schlagen und unsere Position zu halten. Wir freuen uns auf die Auslosung im Februar und möchten sehen, in welcher Gruppe wir landen – die Nations League macht uns viel Freude, und wie gesagt, sie ist für uns ein großes Glück, weil sie uns die Chance gegeben hat, bei der EURO 2024 dabei zu sein. Für uns ist das ein sehr wichtiger Wettbewerb.

Warum sind Sie nach Ihrer Spielerkarriere in die Verbandsarbeit gegangen und nicht ins Traineramt?

Ich habe immer gesagt, dass ich nach Georgien zurückkehren würde, wenn ich mit dem Spielen aufhöre, und genau das ist 2015 passiert. Wenn ich zurückblicke, waren wir damals auf Platz 156 der FIFA-Weltrangliste – es war eine wirklich harte Zeit für den georgischen Fußball und die Nationalmannschaft, aber ich wollte meine Erfahrungen einbringen und dem Fußball in meiner Heimat helfen. Ich war überzeugt, dass wir die Situation verbessern können. Mir war früh klar, dass ich nicht den Weg als Trainer gehen würde – ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass das mein Ding ist. Aber ich habe meine Lizenz gemacht, weil ich es wichtig finde, dass Funktionäre verstehen, wie Trainerarbeit funktioniert und was der Job beinhaltet. Ich habe Fußballmanagement studiert und von Anfang an gespürt, dass die Rolle als Funktionär gut zu mir passt. Nach zehn Jahren als Präsident bin ich glücklich, dass wir gemeinsam im Verband so viele Ziele erreicht haben.

Wie wichtig ist es, dass ehemalige Spieler Führungspositionen übernehmen und die Zukunft des Spiels mitgestalten?

Ich halte das für sehr wichtig. Jeder Verband und jedes Land hat seine eigenen Ziele und Ideen, aber ich glaube, es ist entscheidend, ehemalige Spieler in Schlüsselrollen zu haben. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich: Als ehemaliger Nationalspieler kennt man die Situation von damals, weiß, was gut und was schlecht war, und versteht, wie Spieler ticken – was nicht immer einfach ist.

Kobiashvili im Duell mit Kaká bei einer Partie in der UEFA Champions League zwischen dem AC Mailand und dem FC Schalke.
Kobiashvili im Duell mit Kaká bei einer Partie in der UEFA Champions League zwischen dem AC Mailand und dem FC Schalke.

Ich arbeite in den UEFA-Kommissionen für Nationalmannschaftswettbewerbe und Fußball, die beide sehr wichtige Arbeit für die Zukunft des Sports leisten, und es ist großartig, ehemalige Spieler bei solchen Diskussionen an meiner Seite zu haben. Nicht jeder in einer Führungsposition muss ein Ex-Spieler sein, aber wenn man solche Erfahrung im Raum hat, hilft das enorm, Ideen zu entwickeln, wie wir noch stärker werden können. Ich habe großen Respekt davor, mit solchen Persönlichkeiten in einem Raum über den Fußball zu sprechen – es macht großen Spaß, und ich bin sehr glücklich, meinen Beitrag zu leisten, um den europäischen Fußball noch stärker zu machen.

Auf welche Erfolge sind Sie in Ihrer Rolle als SPP-Präsident in den letzten zehn Jahren besonders stolz?

Wenn ich zurückblicke, war es ein harter, steiniger Weg für uns. Die ersten zwei oder drei Jahre waren extrem schwierig. Wir haben mit dem Ausbau der Infrastruktur begonnen, was unglaublich wichtig war – mehr Stadien, mehr Trainingsplätze, was automatisch mehr Möglichkeiten für den Nachwuchs- und Breitensport bedeutet. Jahr für Jahr haben wir uns verbessert. Es war ein schwieriger, aber durchaus interessanter Weg! Wenn Sie mich nach dem schönsten Moment fragen, dann war es das Playoff-Spiel gegen Griechenland, als wir uns endlich für die EURO 2024 qualifiziert haben. Ich werde diesen Tag nie vergessen, und ich glaube, kein Georgier wird das jemals tun. Selbst heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an dieses emotionale Spiel und die Feierlichkeiten danach in Tiflis denke. Diese Bilder bleiben mir für immer. Es war ein ganz besonderer Tag. Und wie ich schon sagte: In den letzten fünf Jahren waren wir immer bei einem Turnier dabei – für ein kleines Land wie Georgien ist das eine erstaunliche Leistung, und wir sind stolz auf diese Bilanz. Aber was jetzt zählt, ist die Zukunft, und wir arbeiten hart daran, damit wir diese Gefühle wieder erleben.

Wie wichtig war die Förderung aus dem UEFA-HatTrick-Programm für die Weiterentwicklung des georgischen Fußballs?

Ohne HatTrick hätten wir das nicht geschafft – das Programm hat uns die Möglichkeit gegeben, so viel aufzubauen. Die gesamte Infrastruktur, die wir in den letzten Jahren für Nachwuchsspieler und für den Mädchen- und Frauenfußball entwickelt haben, verdanken wir diesem Programm. Wenn ich heute durchs Land fahre, sehe ich Fußballplätze, die ohne diese Förderung nicht existieren würden.

Gelände der SPP-Akademie in Rukhi.
Gelände der SPP-Akademie in Rukhi.GFF

Aber es geht nicht nur um Infrastruktur – auch Trainerausbildung und Management-Programme gehören dazu. Nur Plätze zu haben, reicht nicht – man braucht gut ausgebildete Coaches und kompetente Funktionäre für verschiedene Rollen. All das hat das HatTrick-Programm ermöglicht. Auf jedem Schritt des Weges, den ich heute beschrieben habe, hat HatTrick eine Rolle gespielt. Ehrlich gesagt: Ohne dieses Programm hätten wir diesen sportlichen Erfolg nicht gehabt. Wir sind wirklich dankbar dafür.

Das UEFA-Grow-Programm war ebenfalls an der Erstellung Ihrer Strategie für 2022–2026 beteiligt. Wie schneidet der Verband derzeit im Hinblick auf diese Strategie ab?

Wir sind sehr zufrieden. Ich glaube, es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die SPP offiziell eine Strategie hatte. Wir wissen, was auf uns zukommt, welche Aufgaben wir haben und worauf wir hinarbeiten müssen. Der Fußball entwickelt sich weiter, es gibt neue Prioritäten, und natürlich denken wir bereits über unsere nächste Strategie nach, denn nach der Europameisterschaft hat der georgische Fußball ein neues Niveau erreicht und wir stehen vor neuen Herausforderungen. Ein Bereich, in dem ich einen echten Bedarf sehe, ist unsere nationale Liga – wir müssen gemeinsam mit den Vereinen daran arbeiten, sie zu verbessern. Aber bisher hat die aktuelle Strategie sehr gut funktioniert. Auch mit unserer eigenen Frauenfußballstrategie haben wir echte Fortschritte erzielt. Heute spielen mehrere Tausend Mädchen Fußball, während sie sich früher oft nicht getraut haben. Wir haben vielen Mädchen Hoffnung gegeben, und heute hat jedes Mädchen, das Fußball spielen möchte, die Möglichkeit dazu.

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