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VAR-Symposium der UEFA: Zuhören, Lernen und Technologie für die Zukunft des Fußballs nutzen

Die UEFA

Von UEFA, IFAB und FIFA bis hin zu Nationalverbänden, Coaches, Referees, Spieler/-innen und Fans – ein Überblick der verschiedenen Meinungen über den Einfluss des VAR auf den Fußball und die bevorstehenden Herausforderungen.

Der portugiesische Nationaltrainer Roberto Martínez mit der internationalen Schiedsrichterin Stéphanie Frappart beim VAR-Symposium der UEFA.
Der portugiesische Nationaltrainer Roberto Martínez mit der internationalen Schiedsrichterin Stéphanie Frappart beim VAR-Symposium der UEFA.

Über 100 Vertreter/-innen der europäischen Fußballgemeinde nahmen am ersten VAR-Symposium der UEFA teil, um sich mit der laut einem der Redner „größten Veränderung im Fußball seit über einem Jahrhundert“ auseinanderzusetzen.

Trotz messbarer Verbesserungen bei der Genauigkeit von Schiedsrichterentscheidungen ist der VAR weiterhin ein Diskussionspunkt für Fans, Spieler/-innen und Fachleute.

„Unser Hauptziel war es, allen Beteiligten zuzuhören und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen auszutauschen und das Thema gemeinsam zu erörtern. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und wir werden das fortführen.“

Roberto Rosetti, geschäftsführender Direktor Schiedsrichterwesen der UEFA

Roberto Rosetti unterstreicht die hohe Erfolgsquote des VAR.
Roberto Rosetti unterstreicht die hohe Erfolgsquote des VAR.

Zwei Tage lang diskutierten Fachleute aus der gesamten Fußballgemeinde am Sitz des Portugiesischen Fußballverbands in Lissabon über die Optimierung einer nunmehr von den meisten europäischen Verbänden genutzten Technologie, insbesondere mit Blick auf die Frage, wie wegweisende Entscheidungen den Fans am besten vermittelt werden können.

Stimmen aus dem Symposium

Mehrwert für den Fußball

„VAR ist ein notwendiges und logisches Hilfsmittel für die Unparteiischen. Es ist wichtig, klare Fehler zu korrigieren, schwerwiegende übersehene Vorfälle zu erkennen und die Sicherheit der Spieler zu verbessern.“
Gijs de Jong, Generalsekretär des Niederländischen Fußballverbands (KNVB), Pionier des VAR-Systems in Europa

„Ich denke, dass unser Leben jetzt einfacher ist, weil wir die großen Fehler vermeiden können. Es ist beruhigend, ins Stadion zu gehen und zu wissen, dass wir bei wichtigen Entscheidungen Unterstützung haben werden.“
Stéphanie Frappart, internationale FIFA-Schiedsrichterin und die erste Frau, die ein Spiel der UEFA Champions League leitete

Schon gewusst?

Vor der Einführung des VAR in UEFA-Wettbewerben begingen die Unparteiischen durchschnittlich in jeder 2,4. Partie einen schwerwiegenden Fehler. Heute kommen solche Fehler nur noch in jedem 16. Spiel vor.

„Seit der Einführung des VAR hat sich das Verhalten der Spieler grundlegend verändert, insbesondere im Strafraum. Am Trikot ziehen, den Gegner wegstoßen – wir wissen, dass es jetzt viele Kameras gibt, die alles einfangen. Das macht den Fußball ein bisschen fairer.“
André Martins, ehemaliger portugiesischer Nationalspieler

„Der Fußball ist jetzt fairer. Das Champions-League-Finale wird nicht durch einen Schiedsrichterfehler entschieden. Das Spiel ist auch sicherer für die Spieler geworden, da es weniger schwere Fouls und Tätlichkeiten abseits des Spielgeschehens gibt. Das sind zwei wesentliche Vorteile, die wir den Leuten immer wieder in Erinnerung rufen müssen.“
David Elleray, technischer Direktor des International Football Association Board (IFAB) 

„Es steht außer Frage, dass der VAR als fester Bestandteil des Fußballs akzeptiert ist und einen Schutz bei großen Entscheidungen bietet. Bei Spielen ohne VAR vermisse ich das System.“
Roberto Martínez, portugiesischer Nationalcoach

„Die Unparteiischen müssen in der Lage sein, in einem sicheren und gesunden Umfeld Entscheidungen zu treffen, und der VAR trägt dazu bei.“
Ronan Evain, Geschäftsführer Football Supporters Europe (FSE)

Stärkung der Referees

„Wir müssen uns alle darüber im Klaren sein, wozu der VAR da ist. Sein Spielraum ist begrenzt. Es gab Stimmen, die dachten, dass der VAR alle Diskussionen beenden würde. Dem ist leider nicht so. Es gibt zwar Tatsachenentscheidungen, aber viele Situationen sind subjektiv. Bei der überwiegenden Mehrheit der Entscheidungen im Fußball sollte der Schiedsrichter die Situation erkennen und auf dem Spielfeld entscheiden.“
Giorgio Marchetti, stellvertretender UEFA-Generalsekretär

„Wir müssen das System besser nutzen, wir möchten ein einheitliches Vorgehen. Bei vielen Situationen ist die Entscheidung subjektiv. Wir sollten den Schiedsrichter in die Lage versetzen, dass er die Leitung des Spiels innehat, darauf sollten wir alle drängen.“
Roberto Martínez 

„Einige Referees warten auf das Signal des VAR, weil sie sich nicht sicher sind. Wenn du die ganze Zeit wartest, verlieren die Spieler das Vertrauen in den Schiedsrichter. Du musst den Mut haben zu pfeifen, auch wenn du möglicherweise falsch liegst.“
André Martins

„Was ist passiert, als wir vor 25 Jahren das Instant Replay eingeführt haben? Die Unparteiischen trafen keine Entscheidungen mehr. Wir drängen sie ständig dazu, selber zu entscheiden, weil wir ansonsten immer häufiger die Wiederholung brauchen. Wir bilden sie dahingehend aus, dass sie möglichst ohne Replay auskommen.“
Carl Jungebrand, Leiter Schiedsrichterwesen beim Weltbasketballverband (FIBA)

Die Bedeutung einer klaren VAR-Kommunikation

„Das VAR-System stellt die größte Veränderung im Fußball seit über 100 Jahren dar, doch über den tatsächlichen Nutzen wird nicht gesprochen. Bei der Kommunikation haben wir versagt. Wir waren so auf das Protokoll und die Technologie fokussiert, dass ganz vergessen ging zu erklären, worum es beim VAR überhaupt geht.

Der Fußballwelt muss erklärt werden, wie das System funktioniert, wofür es eingesetzt werden kann und wofür nicht. Außerdem muss klar in Erinnerung gerufen werden, dass der Fußball dadurch viel fairer und sicherer ist als in Zeiten vor dem VAR.“
David Elleray, IFAB

„Wir sollten der Öffentlichkeit erklären, wie das Verfahren abläuft. Wenn man nicht erklärt, wie eine Entscheidung zustande kommt, gibt es viel Widerstand. Wir sollten selbstbewusst auftreten und uns nicht angegriffen fühlen, denn die Fakten geben uns recht.“
Gijs de Jong, KNVB

„Das Schwierigste ist nicht, zu erklären, warum der VAR eingreift, sondern warum er in bestimmten Fällen nicht eingreift.“
Giorgio Marchetti, UEFA

„Ich mag es, wenn der Referee erklärt, was überprüft wurde und wie er zu seiner Entscheidung gelangt ist. Heikler sind eher die Fälle, bei denen der VAR nicht eingreift. Wir müssen den Spielern und Coaches erklären, weshalb der VAR nicht eingegriffen hat.“
André Martins

„Es ist besser, eine Entscheidung auf dem Spielfeld zu erklären, als nach dem Spiel.“
Stéphanie Frappart, internationale FIFA-Schiedsrichterin

Vertrauen durch Einheitlichkeit und Transparenz

„Bei VAR-Entscheidungen sind Transparenz und Integrität wichtig. Wenn wir uns bemühen, konsistent zu kommunizieren, wird das Vertrauen in den VAR steigen.“
Martin Atkinson, VAR-Manager, Schottischer Fußballverband

„Das Hauptproblem für die Fans ist zu verstehen, weshalb der VAR eingreift bzw. nicht. Die Unparteiischen sollten sich im Stadion an das Publikum wenden. Dafür brauchen sie ein gemeinsames Vokabular.“
Fabio Caressa, Journalist und Kommentator, Sky Italia

„Wenn die leitenden Organe nach dem Spiel keine Entscheidungen begründen, wer soll es dann tun? Wir müssen hinter den Entscheidungen stehen und sie besser erklären.“
Ronan Evain, FSE

„Konsistenz ist entscheidend. Ein wichtiger Schritt war, unsere eigenen VAR-Operateure einzustellen und ins Team zu integrieren. So schaffen wir Konsistenz.“
Hendrik Weber, Direktor Sport-Technologie und Innovation, Deutsche Fußball Liga (DFL)

Erfahrungen der europäischen Verbände

„Öffentliche Durchsagen im Stadion sind ein sicherer Schritt hin zu einer transparenten und effizienten Erklärung der Gründe hinter einer überprüften Entscheidung.“
Hugo Miguel, Ausbilder und Kommissionsmitglied, Portugiesischer Fußballverband

„Seien Sie proaktiv und nicht reaktiv und halten Sie alle Beteiligten mithilfe von Technologie und Informationssystemen auf dem Laufenden. Wir informieren nicht nur. Wir schulen, ordnen ein und nehmen die Leute mit auf eine Reise.“
Oliver Kohout und Megan Rumsey, Professional Game Match Officials Limited (PGMOL), für den Profifußball in England zuständige Schiedsrichter-Organisation

„Schiedsrichterangelegenheiten sollten über unabhängige Kanäle behandelt werden. Strittige Fragen sollten auf eigens dafür eingerichteten Websites oder unabhängigen Plattformen geklärt werden, nicht über Mainstream-Medien oder bei Talkshows mit ehemaligen Spielern und Trainern.“
Gianluca Rocchi, Leiter Schiedsrichterkommission der Serie A und B

Erkenntnisse aus anderen Sportarten

„Wir zeigen alles, was der Schiedsrichter sieht. Auch die Gespräche innerhalb des Schiedsrichterteams können verfolgt werden. Wir haben nichts zu verbergen. Vom Publikum haben wir positive Rückmeldungen erhalten. Sie verstehen nicht alles, haben aber das Gefühl, dass alles sehr transparent abläuft.“
Carl Jungebrand, Leiter Schiedsrichterwesen, FIBA

„Alles wird live im Fernsehen und im Stadion gezeigt, sodass alle den Entscheidungsprozess des Referees verfolgen können. Wird dieser gut genug kommuniziert, sollten alle die Entscheidung vorausahnen können. Das einheitliche Vorgehen hat Vertrauen geschaffen.“
Sean Easey, Senior Manager, Umpires & Referees, International Cricket Council (ICC)

Lehren aus der Vergangenheit

„Wie können die Fans die Welt des VAR verstehen? Vielleicht müsste man die Entstehungsgeschichte des VAR schildern, damit sie verstehen, wie wir das System umsetzen, wie es funktioniert und welchen Nutzen es für den Fußball hat.“
Stéphanie Frappart, internationale FIFA-Schiedsrichterin

„Die VAR-Testversuche für spielentscheidende Vorfälle haben 2016 mit der Erwartung begonnen, dass sie nicht funktionieren würden und die Diskussion über den Videobeweis aufhören würde. Überraschenderweise erwies sich das VAR-Protokoll als großer Erfolg und weniger als zwei Jahre später wurde es bei der WM erfolgreich eingesetzt.“
David Elleray, IFAB

„2011 haben wir eine interne Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Schiedsrichterwesen, Disziplinarwesen, Rechtsabteilung, Kommunikationsabteilung, Trainergewerkschaft, Spielervereinigung und Vereinen ins Leben gerufen. Andere Verbände wie der DFB und die FIGC [Italienischer Fußballverband] haben uns dabei geholfen, IFAB und FIFA zu überzeugen.“
Gijs de Jong, KNVB

Künftige Nutzung von Technologie im Fußball

„Mit künstlicher Intelligenz können wir die Bildqualität verbessern und Subjektivität in Objektivität verwandeln. Technologie kann dazu beitragen, schnellere und bessere Entscheidungen mit geringerem manuellem Aufwand zu treffen.“
Olivier Barnich, Leiter Innovation und Architektur, EVS 

„Wir sind bestrebt, so viele objektive Entscheidungen wie möglich zu automatisieren und es Referees zu ermöglichen, sich auf das Subjektive zu konzentrieren. Mittlerweile verfügen wir über so viele Daten und Videomaterial, dass wir KI einsetzen könnten, um Entscheidungsprozesse zu unterstützen.“
Tony Page, geschäftsführender Direktor Fußball, Hawk-Eye Innovations

„Wir möchten die Technologie erschwinglicher machen, damit alle sie nutzen können. Wenn wir die benötigten Daten mit weniger Kameras erfassen können, würde dies die Kosten massiv senken. Wir arbeiten mit Universitäten zusammen, um abzuklären, wie wir mit einer einzigen Kamera ähnliche Ergebnisse erzielen können.“
Sebastian Runge, Leiter Fußballtechnologie und -daten, FIFA

„Wir sind der Meinung, dass jedes Land eigene Technologiesysteme entwickeln sollte. Wir können nicht für jedes Spiel oder jeden Wettbewerb dasselbe Niveau hinsichtlich Stadioninfrastruktur und Unterstützung garantieren, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“
Alessandro Arduino, Manager Fußballtechnologien, UEFA

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