Medizinisches Symposium der UEFA: Zusammenarbeit zum Wohle des Fußballs
Freitag, 11. Oktober 2024
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Mit der erstmaligen Beteiligung von Vertreter/-innen von Fußballvereinen und aus dem Bereich der Physiotherapie kamen zahlreiche Fachleute zusammen, um sich über wichtige Themen wie Gesundheit, Wohlbefinden und Verletzungsprävention auszutauschen.
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Beim Medizinischen Symposium der UEFA kamen über 500 Mediziner/-innen aus ganz Europa und darüber hinaus im schweizerischen Lugano zusammen, um die neuesten fußballbezogenen Forschungsarbeiten und Studien zu präsentieren und zu diskutieren.
Es war die neunte Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden Symposiums, bei dem medizinische Fachleute aus verschiedenen Bereichen des europäischen Fußballs zusammenkommen, um sich mit aktuellen medizinischen Fragen auseinanderzusetzen.
Die UEFA richtete die diesjährige Veranstaltung gemeinsam mit der Europäischen Klubvereinigung (ECA) aus und lud neben den UEFA-Mitgliedsverbänden erstmals auch Vereine, die European Leagues und die FIFPRO Europe ein.
Eine weitere Premiere war die Präsenz von Physiotherapeut/-innen beim Symposium, die in der täglichen Betreuung von Spielerinnen und Spielern eine unverzichtbare Rolle spielen.
Was waren die Kernthemen der Ausgabe 2025?
Auf dem Programm standen sowohl Plenarsitzungen als auch Treffen in kleineren Gruppen, bei denen auf die unmittelbaren Bedürfnisse von im Fußball tätigen Ärzt/-innen und Physiotherapeut/-innen eingegangen wurde.
Jeder Programmpunkt enthielt praktische Informationen, welche die Teilnehmenden in ihrer täglichen Arbeit anwenden können; dabei wechselten sich Fragerunden, Podiumsgespräche und Expertenpräsentationen ab.
Das dreitägige, dicht gedrängte Programm beinhaltete Präsentationen von Fachleuten von UEFA, Nationalverbänden, Fußballvereinen und aus der Wissenschaft zu einem breiten Themenspektrum, mit besonderem Schwerpunkt auf dem Frauenfußball vor dem Hintergrund der bevorstehenden Women’s EURO 2025.
Eine der zentralen Herausforderungen sowohl im Männer- als auch im Frauenfußball ist die mentale Gesundheit und die Frage, wie Spielerinnen und Spieler angesichts immer intensiverer physischer und psychischer Anforderungen unterstützt werden können.
Zwischen 20 % und 35 % der Fußballprofis berichten im Laufe ihrer Karriere von psychischen Problemen, weshalb das medizinische Personal Wege finden muss, ihre mentale Widerstandsfähigkeit zu erfassen, zu überwachen und weiterzuentwickeln sowie gegebenenfalls Unterstützung zu leisten.
Die ehemalige österreichische Nationalspielerin Viktoria Schnaderbeck gewann in Deutschland und England nationale Titel, hatte jedoch Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit, nachdem sie sich aufgrund von Verletzungen insgesamt acht Operationen unterziehen musste.
„In diesen Zeiten habe ich mehr gelernt als durch den Gewinn von Meisterschaften, Medaillen und Pokalen“, erklärte die 34-Jährige in Lugano. „Als Spielerin wird Leistung von dir erwartet, aber niemand versteht wirklich, wie es in dir drin aussieht. Es wäre einfacher gewesen, wenn die Physios und Ärzte mir diese Fragen gestellt und Hilfe angeboten hätten, denn es ist schwierig, darum zu bitten.“
Wie Schnaderbeck im Laufe ihrer Karriere feststellte, gibt es viele Möglichkeiten, Stress abzubauen, was auch den Genesungsprozess nach einer Verletzung optimieren kann. Dazu können einfache Methoden wie der Gebrauch bildhafter Vorstellungen, Tiefatmung, Yoga und Muskelentspannung gehören, die dazu beitragen, Ängste und Schmerzen zu lindern.
Die erstmalige Präsenz von Vereinsvertreter/-innen beim Symposium bot die Gelegenheit zu konstruktiven Gesprächen zwischen Nationalmannschafts- und Vereinsärzt/-innen mit Blick auf eine verbesserte Abstimmung der medizinischen Betreuung von Nationalspieler/-innen im Rahmen von internationalen Einsätzen.
Das gemeinsame Ziel, auf fittes und gesundes Personal zählen zu können, ist für die Vereine und Nationalmannschaften mit Herausforderungen verbunden. Fehlende Kommunikation beim Einrücken in die Nationalelf bzw. bei der Rückkehr in den Verein kann zu falsch behandelten Verletzungen, verzögerter Genesung und einem erhöhten Risiko für erneute Verletzungen führen.
Die UEFA und die ECA haben eine gemeinsame medizinische Task Force gebildet, die standardisierte und sichere Rahmenbedingungen für die diesbezügliche Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Nationalmannschaften entwickeln soll.
„Die meisten Probleme treten bei fehlender Kommunikation auf. Deshalb brauchen wir einen Prozess, der die Beteiligten zur Kommunikation zwingt – es ist besser, gemeinsam zu denken und zu reden“, sagte Hakim Chalabi, medizinischer Direktor von Paris Saint-Germain.
„Am Anfang muss ein Konsens darüber bestehen, welche Informationen ausgetauscht werden, und dann sollten die Informationen so schnell wie möglich von einer Seite zur anderen gelangen“, stimmte Edwin Goedhart, leitender medizinischer Verantwortlicher des Niederländischen Fußballverbands (KNVB) zu.
Diederik Dewaele, ECA-Direktor Fußball
„Es geht darum, eine Plattform mit Kontaktangaben einzurichten, dann proaktiv vorzugehen und offen, transparent und schnell zu kommunizieren. Wir sind alle im gleichen Team und müssen auf etwas hinarbeiten, das benutzerfreundlich ist und unseren Bedürfnissen entspricht.“