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Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskomissar der Vereinten Nationen: Fußball für Flüchtlinge

Soziales

Beim UEFA-Respekt-Forum in Frankfurt am Main erörterte UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi die wichtige Rolle, die der europäische Fußball bei der Integration von Geflüchteten in ein neues Leben und in ein neues Umfeld spielen kann.

UNHCR/ C.Melzer.

Unlängst veröffentlichte das UNHCR Zahlen, die belegen, dass derzeit weltweit 110 Millionen Menschen zwangsvertrieben sind – die höchste je verzeichnete Zahl. Das UNHCR ist ein wichtiger Partner der UEFA. Wie kann der Fußball Ihr Engagement bei der Bewältigung dieser enormen Herausforderung unterstützen?

Filippo Grandi: Der Sport kann ein wichtiges Instrument sein, um auf die Probleme von Flüchtlingen auf vielfältige Weise einzugehen. Beim Fußball geht es um einen gesunden Körper und einen gesunden Geist. Flüchtlinge haben oft schwere Traumata erlitten, die ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen. Zudem geht es beim Fußball für Flüchtlinge um einen sportlichen Wettbewerb für Menschen, die vor Konflikten geflohen sind, die eine Gefahr für ihre Gesundheit darstellen.

Beim Sport und Fußball geht es eben auch oft darum, verzweifelten Menschen Hoffnung zu geben. Der Sport ist inklusiv. Es hat sich gezeigt, dass eine der besten Möglichkeiten zum Schutz von Flüchtlingen darin besteht, sie in die Gesellschaft einzubinden. Sport ist ein kraftvolles Instrument im Hinblick auf Inklusion und Integration.

Inwiefern kann die Partnerschaft des UNHCR mit der UEFA etwas bewirken?

Filippo Grandi: Unsere gemeinsame Initiative mit der UEFA, der UNITY EURO Cup, ist ein schönes Beispiel für diese Partnerschaft. Dabei treten Auswahlteams an, die in jeder Hinsicht vielfältig sind. Es handelt sich um gemischte Mannschaften; sowohl Flüchtlinge als auch Staatsangehörige der jeweiligen Länder sowie Männer und Frauen müssen vertreten sein. Das Zusammenspiel ist immer die beste Möglichkeit, um Integration zu erreichen.

Wir versuchen den Aufnahmestaaten zu vermitteln, dass Flüchtlinge nicht in Lagern untergebracht werden dürfen. Die meisten Flüchtlinge leben heute in den Gemeinden, die sie aufgenommen haben. Integration beginnt auf der Straße und indem man zusammenspielt, denn Jungen und Mädchen auf der ganzen Welt, mit und ohne Flüchtlingshintergrund, lieben es, Fußball zu spielen.

Kinder und junge Menschen finden leicht zueinander, aber wenn man älter wird, wird eben diese Integration schwieriger. Wenn Kinder von klein auf ermutigt werden, gemeinsam Fußball zu spielen oder Mannschaftssport zu betreiben, dann ist das ein fantastisches Mittel, die gesellschaftliche Integration zu fördern.

UNHCR/ C.Melzer.

Wie können sich Mitglieder der europäischen Fußballgemeinde einbringen?

Filippo Grandi: Alles, was Sie hier auf dem Forum diskutieren – Umweltschutz, Sensibilisierung für die Folgen des Klimawandels, Bekämpfung von Rassismus – all dies sind wichtige Dinge, die auch dazu beitragen, bessere Bedingungen für die Aufnahme der 110 Millionen Menschen auf der Flucht zu schaffen.

Ich würde mir wünschen, dass die europäischen Fußballverbände noch mehr tun und ihre Maßnahmen an Vereine auf allen Ebenen weitergeben. Menschen zusammenzubringen, hat einen wichtigen Effekt, der sich in den Gemeinschaften vor Ort zeigt. Wir arbeiten mit der UEFA zusammen, um dieses Ziel über den Fußball zu verfolgen.

Wie würden Sie die Einstellung der Europäerinnen und Europäer gegenüber Flüchtlingen beschreiben?

Filippo Grandi: Ich bin nicht naiv. Europa sieht sich mit komplexen Bevölkerungsbewegungen konfrontiert, aber die Reaktion auf den Ukrainekrieg und die enorme Flucht von Menschen im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass die Europäerinnen und Europäer unglaublich solidarisch sind. Der Krieg dauert bereits anderthalb Jahren und es ist kein Ende in Sicht. Und dies hat gezeigt, dass es in Europa möglich ist, die gleichen gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen für alle Flüchtlinge zu schaffen, unabhängig davon, woher sie fliehen. Die Europäerinnen und Europäer haben mitfühlendes und zugleich organisiertes Handeln demonstriert.

Was ist die wichtigste Botschaft, die der Fußball vermitteln kann?

Filippo Grandi: Als ich im März letzten Jahres an die polnische Grenze reiste, sah ich Unmengen von Spielzeug, das Menschen vor Ort für die dort ankommenden ukrainischen Kinder ins Aufnahmezentrum gebracht hatten. Das war ein starkes Zeichen der Solidarität. Der Fußball hat eine unglaublich starke Ausgangsposition und ist in der Lage, vielen Menschen eine positive Botschaft zu vermitteln. Es geht darum zu zeigen, dass Flüchtlinge Menschen wie wir sind, sich aber in einer schwierigen Lage befinden. Das wäre eine fantastische Leistung.

Weitere Informationen über das UNHCR und die Zusammenarbeit mit der UEFA

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