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Gesundheit und Sicherheit haben oberste Priorität

Medizinisches

Dr. Daniel Koch ist Experte für übertragbare Krankheiten und als medizinischer Berater für die UEFA EURO 2020 tätig. Im Interview erklärt er, warum sich die Austragung des Turniers in elf verschiedenen Ländern positiv auf die Bemühungen der UEFA zur Senkung des Infektionsrisikos auswirkt.

Stadionbesucher müssen bei der EURO 2020 die geltenden Sicherheitsmaßnahmen befolgen.
Stadionbesucher müssen bei der EURO 2020 die geltenden Sicherheitsmaßnahmen befolgen.

Als die Coronapandemie über die Welt hereinbrach, verdiente sich Dr. Daniel Koch, damals Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG), sehr viel Respekt für seine regelmäßigen und beruhigenden Erklärungen im Kampf gegen das Coronavirus. In seiner neuen Funktion als medizinischer Berater der UEFA EURO 2020 wird die Expertise von Dr. Koch weit über die Grenzen der Schweiz hinausreichen.

Dr. Daniel Koch ist seit Januar als medizinischer Berater der EURO 2020 tätig.
Dr. Daniel Koch ist seit Januar als medizinischer Berater der EURO 2020 tätig.UEFA via Getty Images

Seit seinem Wechsel zum europäischen Fußball-Dachverband im Januar 2021 war der Medizinexperte maßgeblich daran beteiligt, dass die UEFA eines ihrer wichtigsten Ziele für die EM erreichen kann: die Infektionsrisiken für alle Beteiligten – von den Spielern und Schiedsrichtern bis hin zu den Organisatoren und der begrenzten Zahl wiederzugelassener Zuschauer – zu minimieren. Dabei hat er intensiv mit den Regierungen und Gesundheitsbehörden in allen elf EM-Austragungsstädten zusammengearbeitet. Im Mittelpunkt dieses Austauschs stand das Ziel, neben den vor Ort geltenden nationalen Vorschriften eigene gesundheitliche und hygienische Mindestanforderungen aufzustellen.

Im Gespräch mit UEFA Direct im Vorfeld der Europameisterschaft zeigte sich Dr. Koch „sehr zufrieden und durchaus optimistisch“.

Wo stehen wir kurz vor Beginn des Turniers?

Wenn wir uns die aktuellen Zahlen in Europa anschauen, zeigen die Infektionskurven klar nach unten. Das war mehr oder weniger zu erwarten, da der Sommer vor der Tür steht und Atemwegsviren in Europa einer gewissen Saisonalität unterliegen. Im Moment sind wir also zuversichtlich und zufrieden. Zu Beginn unserer Planungen war das bei Weitem noch nicht abzusehen.

Werten Sie es als großen Erfolg, dass das ursprüngliche Konzept mit unterschiedlichen Austragungsorten in verschiedenen Ländern gewahrt werden kann?

Ich würde es gar nicht als großen Erfolg bezeichnen, vielmehr als großen Vorteil. Meiner Meinung nach ist es besser, wenn das Turnier über den ganzen Kontinent verteilt stattfindet. So haben wir mehr Flexibilität, falls eine Stadt ausfallen sollte. Aktuell sind wir natürlich glücklich, dass die EM in elf verschiedenen Städten über die Bühne gehen kann. Ich halte im Übrigen die Annahme für falsch, dass es einfacher wäre, das Turnier in nur einem Land auszurichten. Bedenken wir Folgendes: Wenn die Fans aus vielen verschiedenen Ländern an einen Ort reisen und dann wieder zurück, ist die Gefahr für die Verbreitung des Virus weiterhin gegeben.

Wer ist der medizinische Berater der UEFA EURO 2020?

Nach seinem Medizinstudium in der Schweizer Hauptstadt Bern arbeitete Dr. Koch zunächst als Assistenzarzt, bevor er 1988 beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) tätig wurde. Während 14 Jahren beim IKRK war er medizinischer Koordinator in Sierra Leone, Uganda, Südafrika und Peru. Im Jahr 1996/97 schloss Dr. Koch einen Masterstudiengang in Öffentlicher Gesundheit (MPH) an der renommierten Johns-Hopkins-Universität in Baltimore in den USA ab.

Neben seiner Funktion als Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit stand er außerdem den Sektionen Pandemievorbereitung und Impfungen vor. Außerdem war er 2002/03 Mitglied der Taskforce gegen die SARS-Pandemie, die Vogelgrippe H5N1 sowie die Influenza-Pandemie H1N1 2009.

Das paneuropäische Format ist für die Ausrichtung eines sportlichen Großereignisses in Pandemiezeiten also von Vorteil?

Ja. Ich halte nicht viel von der Idee, dass die sicherste Option darin besteht, alles zu schließen. Wir sehen ja, dass sich die Fans trotzdem treffen und die Spiele gemeinsam anschauen – ob organisiert oder nicht. Das aktuelle Format erlaubt mehr Sicherheit bei Vorbereitung und Organisation. Der Vorteil liegt meiner Meinung nach darin, dass elf Städte Vorkehrungen für den Schutz der Fans treffen können. Denn die Sicherheit der Zuschauer hat für die UEFA oberste Priorität. Das macht es schon einfacher. So wird das Risiko eines Kontrollverlusts deutlich verringert.

Die Fans müssen ihren Beitrag zum Gelingen der EURO 2020 leisten.
Die Fans müssen ihren Beitrag zum Gelingen der EURO 2020 leisten.AFP via Getty Images

Das aktuelle Format der EURO 2020 hat auch zur Folge, dass neun Teams zu Hause spielen werden. Die Fans dieser Mannschaften können sich die Spiele ihrer Teams anschauen, ohne das Land verlassen zu müssen.

Natürlich müssen wir vorsichtig sein, da Auslandsreisen nicht allein vom Standpunkt der UEFA abhängig sind. Das ist ein großes Thema in Europa und wir müssen genau beobachten, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt. Doch in den meisten Fällen wird es wohl so ablaufen, dass man zu den Spielen fliegt und danach direkt wieder zurück. Das wird der Regelfall sein.

Welche Botschaft möchten Sie den Teams und den Fans mit auf den Weg geben?

Wir sollten alle fair zueinander sein. Die Fußballer zeigen Respekt und Fairplay auf dem Rasen. Und auch die Fans müssen vorsichtig sein. Sie dürfen die EM durchaus genießen, sollten sich aber in jedem Fall an die Regeln halten.

Weitere wichtige Informationen für Zuschauer und zu den Gesundheitsschutzbestimmungen finden sich hier bzw. hier.