Die Bedeutung der Schiedsrichter-Ausbildung

Die Ausbildung der Schiedsrichter war für das UEFA-Schiedsrichterkomitee beim UEFA-Winterkurs in Athen in dieser Woche ein zentrales Anliegen.

In technischen Sitzungen sowie Lehrveranstaltungen und Prüfungen, die allesamt ins Leben gerufen wurden, um die Referees dabei zu unterstützen, die Standards, für die sie auf der ganzen Welt respektiert werden, aufrechtzuerhalten, wurden den Schiedsrichtern unschätzbare Ratschläge gegeben.

"Wir müssen sicherstellen, dass die UEFA-Schiedsrichter für ihre Entwicklung die bestmögliche Ausbildung bekommen", sagte UEFA-Schiedsrichter-Offizier Hugh Dallas, der zusammen mit Vladimir Sajn, einem weiteren Mitglieds des Schiedsrichterkomitees, die Sitzungen beim 23. UEFA-Fortgeschrittenen-Kurs für Top-Schiedsrichter und dem 24. Einführungskurs für Internationale Schiedsrichter abhielt.

Eine wichtige Prüfung, die Schiedsrichter bei UEFA-Kursen ablegen müssen, beschäftigt sich mit den Spielregeln. "Wir denken, dass dieser Test für die neuen Schiedsrichter beim Einführungskurs besonders wichtig ist, weil wir sie dort zum ersten Mal treffen, und da sie die Hüter der Spielregeln auf dem Feld sind, müssen sie wissen, was sie zu tun haben", sagte Dallas. "Wir ermutigen zudem die Nationalverbände, die Schiedsrichter hinsichtlich der Regeln zu testen, denn es können sicherlich auch immer wieder ungewöhnliche Dinge passieren."

"Die wichtigste Regel ist nicht niedergeschrieben – die sogenannte '18. Regel' – und die dreht sich um den gesunden Menschenverstand. Ein Schiedsrichter mag die Regeln sehr gut kennen und verstehen, aber sie auch richtig anzuwenden, ist eine notwendige Fähigkeit."

Gewissenhafte Arbeit wird unternommen, um die Videoclips herzustellen, die den Schiedsrichtern gezeigt werden, um Vorfälle sowie Entscheidungen in Spielen zu analysieren und mögliche Entwicklungen, über die Offizielle Bescheid wissen müssen, aufzuzeigen. Die Referees selbst werden zudem ermutigt, in den Sitzungen Feedback zu geben.

Die ausgewählten Vorfälle stammen aus den Topwettbewerben, der UEFA Champions League, UEFA Europe League und der UEFA-Europameisterschaft. "Wir haben in ganz Europa ein Netzwerk an Beobachtern, die für uns die Spiele anschauen, und es ist ihre Aufgabe, die wichtigsten Vorfälle hervorzuheben", erklärte Dallas. "Die Berichte der Beobachter werden zudem nach weiteren Vorfällen untersucht."

"Wir wählen dann die interessantesten aus, diese werden in den technischen Einheiten verwendet. Nach unseren Seminaren wird das Material an die Nationalverbände gegeben, die dieses dann auf allen Leveln der Schiriausbildung verwenden. Das Ziel ist, überall eine gleiche Anwendung der Spielregeln zu erreichen."

Konstante Entscheidungen sind ein Hauptziel für die Schiedsrichter-Kommission der UEFA und Videotests helfen dabei, dieses Ziel zu erreichen. "Wir erwarten beispielsweise, dass ein Schiedsrichter aus Portugal bei einem schweren Foulspiel die selbe Entscheidung trifft, wie ein Schiedsrichter aus Polen", sagte Dallas. "Es ist nur fair, dass die Klubs und Nationalmannschaften erwarten können, dass die Anwendung der Regeln einheitlich passiert, egal aus welchem Teil Europas der Schiedsrichter kommt."

"Wir beobachten die Trends in unseren Topwettbewerben und unterrichten die Schiedsrichter darüber. Zum Beispiel gibt es aktuell einen Trend, die Arme in strafbarer Weise zum Abwehren des Gegners zu verwenden. Wir müssen dies den Unparteiischen zeigen, so dass sie sich richtig positionieren und diesen Verstoß gegen die Spielregeln sehen können." Zu den in Athen behandelten Themen gehörten unter anderem auch Abseits, das Handspiel, die Vorteilsregelung und die Ausführung von Freistößen.

Dallas, Sajn und ihre Kollegen kümmern sich stark um die Neulinge auf der FIFA-Liste, für die der Winter-Einführungskurs ihr UEFA-Debüt ist. Sie erhalten Ratschläge zur Arbeit der Beobachter, die sie in UEFA-Wettbewerben bewerten, und ihnen wird verdeutlicht, wie wichtig es ist, die UEFA-Richtlinien zu befolgen.

"Für junge Schiedsrichter ist Management sehr wichtig", fügte Dallas hinzu. "Wir ermutigen sie dazu, mit Spielern zu kommunizieren, wie man mit Rudelbildungen und Spielern umgeht, ohne automatisch eine Karte zu ziehen. Wenn man denkt, dass man in Ruhe kurz mit dem Spieler sprechen kann ist das umso besser, denn die Leute wollen die Spieler auf dem Feld und nicht auf der Tribüne sehen."

Auch die Englischkenntnisse der jungen Schiedsrichter wurden in informellen Gesprächen mit den Mitgliedern der Schiedsrichter-Kommission getestet, schließlich handelt es sich hierbei um die offizielle Schiedsrichtersprache der UEFA. "Wenn es während des Spiels einen ernsthaften Zwischenfall gibt ist es von großer Bedeutung, dass ein Schiedsrichter mit dem Match Delegate, dem Venue Director und später dann vielleicht mit der Kontroll- und Disziplinarkammer der UEFA klar kommunizieren kann. Daher ist es wichtig, dass er sich in Englisch verständlich ausdrücken kann."

Dallas und seine Kollegen ziehen aus ihrer Rolle als Schiedsrichter-Ausbilder große Befriedigung und helfen mit ihrem großen Wissen und ihrer reichen Erfahrung den heutigen Unparteiischen. "Ich kann mich noch daran erinnern, als ich als junger Schiedsrichter in diesem Raum saß, und von ehemaligen Schiedsrichtern, die ich bewunderte, Ratschläge erhielt. Es waren Leute, die dir nicht nur beibrachten, wie man ein Spitzen-Schiedsrichter ist, sondern auch ein Spitzen-Ausbilder", erinnert er sich. "Man hat von ihnen gelernt und nutzt das Gelernte nun, um es weiterzugeben."

"Es erfüllt einen mit großer Zufriedenheit zu sehen, wie Schiedsrichter, die man bei Jugendturnieren begleitet hat, nun Partien in der UEFA Champions League pfeifen und später bei großen Turnieren erscheinen. Man hat das Gefühl, dass man ihnen bei ihrem Erfolg geholfen hat."