Abseits-Training für Assistenten
Montag, 16. September 2013
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Europas Schiedsrichterassistenten haben sich beim Sommertreffen für Schiedsrichter intensiv mit einer neuen Auslegung der Abseitsregel beschäftigt.
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Beim UEFA-Sommertreffen für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter wurden die Offiziellen intensiv auf ihre Aufgaben für die neue Saison vorbereitet. In diesem Jahr wurden insbesondere auch die Schiedsrichterassistenten geschult, um sich mit einer neuen Auslegung der Abseitsregel vertraut zu machen.
Im Frühling hatte das International Football Association Board (IFAB), das regelgebende Gremium des internationalen Fußballs, eine Änderung der Regel 11 (Abseits, Interpretation der Spielregeln) abgesegnet. Das IFAB erklärte, dass der Wortlaut in den vorherigen Spielregeln in Bezug auf die Stelle "einen Gegner beeinflusst / aus seiner Position einen Vorteil zieht" nicht präzise genug gewesen war. Dementsprechend wurden die europäischen Schiedsrichterassistenten beim UEFA-Sommerkurs in Nyon nun intensiv geschult, um die neue Auslegung umsetzen zu können.
In den Spielregeln 2013/14 besagt Regel 11: "Ein Spieler wird nur dann für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler berührt oder gespielt wird, aktiv am Spiel teilnimmt, indem er:
- ins Spiel eingreift, oder
- einen Gegner beeinflusst, oder
- aus seiner Position einen Vorteil zieht."
Im Zusammenhang mit Regel 11 über Abseits werden diesbezüglich die folgenden Definitionen (Änderungen in fett) angewendet:
• "Einen Gegner beeinflussen" heißt, dass der Spieler einen Gegenspieler daran hindert, den Ball zu spielen oder spielen zu können, indem er eindeutig die Sicht des Gegners versperrt oder den Gegner angreift, um den Ball spielen zu können.
• "Aus seiner Position einen Vorteil ziehen" heißt, dass der Spieler aus einer Abseitsstellung einen Vorteil erlangt, indem er den Ball spielt,
i. der vom Pfosten, der Querlatte oder von einem gegnerischen Spieler zurückprallt oder zu ihm abgelenkt wird.
ii. der aus einer absichtlichen Abwehraktion von einem gegnerischen Spieler zurückprallt, abgelenkt oder zu ihm gespielt wird.
Ab dieser Saison gilt zusätzlich: "Ein Spieler zieht keinen unzulässigen Vorteil aus seiner Abseitsstellung, wenn er den Ball von einem gegnerischen Spieler erhält, der den Ball absichtlich spielt, sofern keine absichtliche Abwehraktion vorliegt."
UEFAs oberster Schiedsrichterverantwortlicher, Pierluigi Collina, war in Nyon vor Ort und sorgte dafür, dass bei den Trainingseinheiten die neue Auslegung richtig erklärt wurde. Mit UEFA.com sprach er zudem über die Änderungen.
"Letzten März hat das IFAB die Anweisungen und Richtlinien der Regel 11 hinsichtlich der Bedeutung 'einen Gegner beeinflussen' geändert. Zudem wurde erklärt, was es bedeutet, aus einer Abseitsposition einen Vorteil zu ziehen."
"Bei diesem Kurs stand die Abseitsregel im Mittelpunkt und es ist wichtig, die Schiedsrichterassistenten auf die neue Auslegung und den neuen Wortlaut der Regel 11 einzustellen. Abseits ist ein so wichtiger Aspekt, mit dem wir sehr vorsichtig umgehen müssen."
"Vor allem muss man nun bei der Beurteilung einer möglichen Abseitsstellung eines Spielers berücksichtigen, ob er einen Gegner beeinflusst, also eindeutig die Sicht eines Gegners behindert oder den Gegner angreift, um den Ball zu spielen. Dies sind die beiden Kriterien, die man bei der Entscheidung, ob eine Abseitsstellung eines Spielers als Vergehen zu werten ist, berücksichtigen muss."
"Aus einer Position einen Vorteil ziehen: Hier sollten die Schiedsrichterassistenten und Schiedsrichter das Verhalten des Verteidigers bewerten. Wenn der Verteidiger absichtlich den Ball spielt, ist der weitere Ausgang unwesentlich und mit Ausnahme einer 'Parade' ist die Abseitsstellung und das Nutzen eines Vorteils dieser Abseitsstellung kein Vergehen mehr."
Inwiefern verändern diese Dinge den Denkprozess eines Schiedsrichters während verschiedener Situationen in einem Spiel? "Sicherlich ist es jetzt wichtiger, die Absicht des Spielers zu bewerten", so Collina. "Es bedeutet, dass die Schiedsrichter und die Schiedsrichterassistenten sehr genau aufpassen müssen, ob der Spieler den Ball absichtlich oder unabsichtlich gespielt hat."
Da die Abseitsregel in jedem Jahr an Bedeutung gewinnt, hat die UEFA entschieden, sich vermehrt auf die Schiedsrichterassistenten zu konzentrieren. "Wir haben vor der EURO 2012 ein paar Dinge geändert. So haben wir die Schiedsrichterassistenten von Experten trainieren lassen und sehr positive Ergebnisse erzielt", erklärt Collina.
"Wir hatten eine sehr erfolgreiche EURO 2012, bei der die Schiedsrichterassistenten sehr gute Entscheidungen getroffen haben. So wollen wir weitermachen. Wir haben uns entschieden, drei ehemalige Top-Schiedsrichterassistenten bei der Vorbereitung der UEFA-Schiedsrichterassistenten einzubinden und 46 von ihnen haben an diesem UEFA-Kurs teilgenommen."
"Außerdem gehen wir neue Wege, um den Schiedsrichterassistenten bei ihrer täglichen Vorbereitung zu unterstützen. Da es für sie sehr schwierig ist, Abseitsentscheidungen außerhalb des Platzes zu trainieren, da man dafür ja Spieler braucht, die gängige Abseitssituationen während eines Spiels simulieren, hat die UEFA eine Internetplattform zur Verfügung gestellt, in denen Abseitsentscheidungen trainiert werden können. Das Feedback, das wir von den Schiedsrichterassistenten hierzu bekommen, ist sehr positiv."