UEFA-Seminar zur Klublizenzierung in Rom
Donnerstag, 11. Oktober 2012
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Das jährliche UEFA-Seminar für Klublizenzierung und finanziellem Fairplay in Rom hat weitere wichtige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung dieses wichtigen Bereichs für das finanzielle Wohlergehen des Fußballs gebracht.
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Beim jährlichen UEFA-Seminar für Klublizenzierung und finanzielles Fairplay wurde von Lizenz-Managern, Finanzexperten und Mitgliedern von Gremien in Lizenzierungsfragen aller 53 UEFA-Mitgliedsverbände in Rom eine lange Themenliste abgearbeitet.
Der Workshop dauerte zweieinhalb Tage und fand zwischen dem 3. und 5. Oktober statt, dabei ging es nicht nur um Entwicklungen hinsichtlich der Klublizenzierung sondern auch der Umsetzung des finanziellen Fairplays.
Antonello Valentini, Generaldirektor des Italienischen Fußballverbands (FIGC) und Andrea Traverso, Leiter der UEFA-Abteilung für Klublizenzierung und finanzielles Fairplay, eröffneten das Seminar, bei dem am ersten Tag vor allem das Thema Klublizenzierung behandelt wurde. Die Nationalverbände spielen als Lizenzgeber und Verwalter des Lizenzierungsprozesses eine wichtige Rolle bei diesem Projekt. Zugang zu UEFA-Vereinswettbewerben ist in allen Fällen abhängig von dem Erhalt einer Lizenz. Deshalb ist eine gültige Lizenz erste Voraussetzung, die Vereine erbringen müssen, ehe sie an den noch strengeren Auflagen des finanziellen Fairplays gemessen werden.
Im Lizenzierungszeitraum 2012/13 waren 581 Vereine in den Lizenzierungsprozess involviert, 84 davon wurden eine Lizenz verweigert. Sechs von diesen Klubs hatten sich sportlich zwar für die UEFA Champions League und UEFA Europa League 2012/13 qualifiziert, wurden aber - aufgrund von Lizenzverstößen und erstmals auch auf Basis des finanziellen Fairplays - nicht für die entsprechenden Wettbewerbe zugelassen. Fallbeispiele aus erster Hand von Vereinen aus Schottland und der Republik Irland wurden dabei präsentiert und alle Fälle mit Lizenzhintergrund, die der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in letzter Zeit behandelt hat, wurden im Detail analysiert, damit andere Verbände von diesen Erfahrungen lernen können.
Die Teilnehmer erhielten anschließend eine Beschreibung der Ausweitung des UEFA-Reglements zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay, Ausgabe 2012. Verschiedene Paragraphen wurden dabei hinsichtlich der Rechtsstrukturen bei Vereinen, Rechenschaftslegung und Insolvenz-Aangelegenheiten angepasst und neue Bestimmungen beim Umgang mit Fremdbesitz und Größenbegrenzungen von Kadern hinzugefügt.
Zum Abschluss des Tages gab es eine sehr interessante Präsentation des FIGC. Dabei wurde das Thema aus italienischer Perspektive beleuchtet und die Studien- und Forschungsabteilung, die ebenfalls den ReportCalcio (eine aufschlussreiche Analyse über das strukturelle, sportliche und finanzielle Profil des italienischen Fußballs) veröffentlicht, berichtete über ihre zurückliegenden Aktivitäten.
Am zweiten Tag wurde vor allem das Thema finanzielles Fairplay behandelt. In aufschlussreichen Sitzungen ging es über den Zweck und die Arbeit der Finanzkontrollkammer für Klubs, geleitet von Generalstaatsanwalt José da Cunha Rodrigues und dem ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten Jean-Luc Dehaene. Der Fokus lag dabei auf der Analyse der "erweiterten überfälligen Zahlungen", welche die Umsetzung der ersten Phase des Konzepts des finanziellen Fairplays darstellt.
Ein Schlüssel bei der erfolgreichen Umsetzung des finanziellen Fairplays ist die technische Infrastruktur, welche es den Vereinen erlaubt, Daten auf leichtem Weg an Lizenzgeber und UEFA zu übermitteln. In diesem Zusammenhang übernehmen Nationalverbände eine zentrale Rolle bei der Koordination und Überwachung der Vereine und deren Einhaltung der Prozesse rund um das finanzielle Fairplay. Detaillierte Informationen rund um die aktuelle Version des IT-Tools für Lizenz-Manager, die Prozesse und Fristen für jede Abgabe und dem Einhaltungskonzept der Kostendeckung wurden präsentiert und tiefgründig diskutiert.
Im letzten Teil des Seminars ging es um eine Aufarbeitung der neuen Voraussetzungen, welche in den Klublizenzierungs-Qualitätsanforderungen beinhaltet sind. Diese stellt sicher, dass in allen 53 Mitgliedsverbänden konsequent Mindeststandards bei den Lizenzierungsprozessen angewendet werden. Zum Ende bekamen Lizenz-Manager zweckbestimmte, individuelle und bilaterale Diskussionen zugewiesen, in denen sie spezifische Fragen an das UEFA-Team für Klublizenzierung und finanzielles Fairplay stellen durften. Wie in allen Fällen waren informelle Gespräche zwischen den 53 Lizenzvergabe-Abteilungen genauso wichtig wie die offiziellen Diskussionsrunden.
Abgeschlossen wurde das Seminar mit einer Erinnerung, warum 2013 ein wirklich bedeutsames Jahr sein wird. Zusätzlich zur Einführung der letzten Phase des Reglements zum finanziellen Fairplay - in der Vereine, die an UEFA-Wettbewerben teilnehmen, gemäß der Anforderung des kostendeckenden Arbeitens gemessen werden - stellt der nächste Lizenzierungszeitraum im Frühling auch das zehnte Jahr der Klublizenzierung dar. Insgesamt wird dann über 6 000 Mal ein Lizenzierungsverfahren bei Vereinen durchgeführt worden sein.
Klublizenzierung und finanzielles Fairplay entwickeln sich stetig weiter und in ganz Europa tätige Lizenz-Manager und Entscheidungsgremien spielen eine Schlüsselrolle bei dieser beeindruckenden Entwicklung. Die Anforderungen der Klublizenzierung und des finanziellen Fairplays kennzeichnen einen ganzheitlichen Ansatz, der ausgerichtet ist, um Vereine hinsichtlich eines besseren Finanzmanagements zu ermutigen. Zudem stellt es ein Führungsmodell bei der Steigerung der finanziellen Nachhaltigkeit im europäischen Vereinsfußball dar.