Ralf Rangnick – ein Glücksfall für Schalke
Donnerstag, 11. November 2004
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Unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick hat sich der FC Schalke 04 vom fünfzehnten auf den zweiten Tabellenplatz verbessert.
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Ralf Rangnick ist ohne Wenn und Aber der Trainer der Stunde in der Fußball Bundesliga. Am 29. September übernahm er als Nachfolger von Jupp Heynckes den FC Schalke 04 als Tabellenfünfzehnter und fand eine depressive und phantasielose Mannschaft vor. Innerhalb von nur sechs Wochen hat Rangnick den UEFA-Pokalsieger von 1997 von der Abstiegszone bis auf den zweiten Tabellenplatz geführt und ein Team geformt, das als solches auftritt und attraktiven Offensivfußball zeigt.
Unglaubliche Erfolgsserie
Unter der Regie des 46-Jährigen blieb Schalke in bisher neun Partien ungeschlagen. In der Fußball Bundesliga wurden sechs Begegnungen in Folge gewonnen, international stehen zwei Siege und ein Unentschieden zu Buche. Die Königsblauen gewannen in der ersten Runde des UEFA-Pokals bei FHK Liepajas Metalurgs mit 4:0. In der Gruppenphase erreichte Rangnick mit seiner Mannschaft zuhause ein 1:1 gegen den FC Basel und siegte bei Heart of Midlothian mit 1:0. Damit belegt Schalke in der Gruppe A vor dem dritten Spieltag mit vier Punkten hinter Feyenoord Rotterdam Tabellenplatz zwei und hat beste Aussichten das Achtelfinale zu erreichen.
Erfolgreiche taktische Umstellungen
Rangnick, der zuvor beim SSV Reutlingen, dem SSV Ulm 1846, dem VfB Stuttgart und Hannover 96 als Trainer engagiert war, stellte das von Jupp Heynckes installierte 3-5-2-System auf ein 4-3-3 um und legte damit den Grundstein für den Erfolg seit seiner Amtsübernahme.
Kompakte Defensive
Während die Königsblauen unter der Regie von Jupp Heynckes mit drei klassischen Verteidigern pro Spiel in der Bundesliga 1,75 Gegentreffer kassierten, hat sich die Quote unter Ralf Rangnick mit der eingeführten Viererkette auf 1,0 verbessert.
Erfolgreiche Offensive
Wesentlich deutlicher sind die Vergleiche in der Offensivstatistik. Unter Heynckes wurden mit zwei Stürmern in der Liga im Schnitt lediglich 0,5 Tore pro Spiel erzielt. Mit der Umstellung auf die drei Spitzen Gerald Asamoah, Ebbe Sand und Ailton hat sich die Trefferquote auf 2,2 Tore pro Spiel erhöht.
„Fußball ist auch Unterhaltung für die Zuschauer“
Neben der Stabilisierung der Abwehr hat sich also insbesondere der Mut zur Offensive für den UEFA-Pokal-Gewinner von 1997 ausgezahlt. Mit Asamoah, Sand und Ailton verfügt Schalke über einen Sturm von internationalem Format, der jeder gegnerischen Abwehr Sorgen bereitet. Der neue Schalker Coach hat von Beginn an auf dieses Offensiv-Trio gesetzt und wurde dafür mit dem zweiterfolgreichsten Trainerstart seit Otto Rehhagel, der in der Saison 1995/96 sieben Siege in Serie holte, belohnt. „Man muss mutig nach vorn spielen, Fußball ist auch Unterhaltung für die Zuschauer“, ist die Philosophie von Rangnick.
Potential von Lincoln erkannt
Eine wichtige Rolle in der momentanen Erfolgsgeschichte spielt dabei der zu Saisonbeginn auf die Ersatzbank verbannte Brasilianer Lincoln. Während der Spielmacher, der im Sommer vom 1. FC Kaiserslautern nach Gelsenkirchen gekommen war, unter Heynckes kaum Berücksichtigung fand, setzt Rangnick auf den technisch starken Brasilianer. „Lincoln ist ein Spieler, der das i-Tüpfelchen draufsetzen kann“, erklärte der 46-Jährige und positionierte den Neuzugang mit großem Erfolg im offensiven Mittelfeld hinter den drei Angreifern. Lincoln zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit überragenden Leistungen zurück. Der schwer auszurechnende und wendige Techniker bereitete in der Bundesliga vier Treffer vor und erzielte drei Tore selbst. Zudem zeichnete er sich für den Siegtreffer im UEFA-Pokalspiel bei Heart of Midlothian verantwortlich.
Attraktiver Fußball
Als Quintessens der bisherigen Arbeit von Ralf Rangnick kann man nur ein Fazit ziehen: Der „Professor“, wie der für seine taktischen Analysen und Raffinessen bekannte Trainer genannt wird, ist ein Glücksfall für den FC Schalke 04.