1989: Doris Fitschen
Sonntag, 2. Juli 1989
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Doris Fitschen war die herausragende Spielführerin der ersten deutschen Mannschaft, die den europäischen Fußball-Thron besteigen konnte.
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Doris Fitschen war die herausragende Spielführerin der ersten deutschen Mannschaft, die den europäischen Fußball-Thron besteigen konnte und wird deshalb häufig als der Franz Beckenbauer des Frauenfußballs bezeichnet.
Die technisch versierte Spielerin führte auf der Libero-Position ihre Mannschaft 1989 zum ersten Europameistertitel. Anschließend wurde Fitschen mit der deutschen Auswahl noch dreimal Europameister, ehe sie bei den Olympischen Spielen 2000 Bronze gewann. Aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Popularität wurde Fitschen zum ersten Star des Frauenfußballs in Deutschland. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass die Fußballerinnen in dem Land aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen treten konnten. "Ich hatte eine großartige Karriere und das Glück, Teil der fußballerischen Entwicklung von den Anfängen bis hin zu ersten Erfolgen zu sein", sagte sie gegenüber uefa.com. "Den Frauenfußball in Deutschland populärer gemacht zu haben, ist ein schöner persönlicher Erfolg. Das kann mir niemand mehr nehmen."
Wie so viele ihrer Mitspielerinnen musste sich die Blondine in ihrem Heimatort Zeven bei ihrem Hobby gegen die Jungs behaupten. Nicht nur das hat sie geschafft. Bis zu ihrem verletzungsbedingten Karriereende 2001 ist Fitschen in der Welt weit herumgekommen - von dem kleinen Dorf aus brachte sie es bis zur Profi-Fußballerin in den USA. "Es war riesig, die Chance zu bekommen, in den Vereinigten Staaten Profi zu werden", erklärte sie. "Plötzlich verdiente ich richtig Geld dafür, dass ich Fußball spielte. Ich musste gar nichts anderes mehr machen, außer jede Woche zu trainieren und vor 10.000 Zuschauern Fußball zu spielen. Zu Hause habe ich vor 500 Leuten gespielt!"
Nicht nur in ihrem Heimatland hat sie ihren Sport in neue Sphären geführt. Als Spielführerin von Philadelphia Charge schoss sie das erste Tor in der Geschichte der Profiliga WUSA. Diesen weiteren historischen Moment ihrer Karriere spielt sie in ihrer typischen Bescheidenheit herunter. "Ich werde mich immer an dieses Tor erinnern; aber hauptsächlich daran, wie ich es geschossen habe. Es war einer meiner schlechtesten Elfmeter, aber manchmal braucht man eben auch ein wenig Glück", erklärte sie. Glück alleine reicht aber nicht aus, um drei deutsche Meistertitel, drei Pokalsiege und einen Supercup zu gewinnen. All diese Erfolge hat Fitschen erreicht, ehe sie über den großen Teich nach Amerika flog. Auch zu ihrer Rekordmarke von 144 Länderspielen kommt man nicht durch Glück; geschweige denn zu der UEFA-Auszeichnung, die sie wegen ihres Beitrags für den Sport bekommen hat.
Bis heute ist sie ihrem Sport treu geblieben, nachdem sie in die Marketing-Abteilung des Deutschen Fußball-Bundes gewechselt war. Aufgrund dessen hat sich ihr Blickwinkel stark verändert. "Als Spielerin reiste ich zu einem Länderspiel, lief 90 Minuten über den Platz und reiste anschließend wieder nach Hause", sagte sie. "Ich habe nie darüber nachgedacht, was man alles machen muss, wenn man in der Organisation arbeitet. Es ist wirklich harte Arbeit, jeden Zuschauer ins Stadion zu bekommen oder alle Vorbereitungen für eine Übertragung zu treffen." Die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft 2011 fand in Deutschland statt, was ein riesiges Sportfest mit einer Gastgeber-Mannschaft war, die von den Leistungen von Fitschen und Co. zwei Jahrzehnte zuvor gewaltig profitiert hat.