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Ein Rolls-Royce für die DFB-Elf

Emre Can galt schon immer als großes Talent, doch nach seinem Wechsel von Leverkusen nach Liverpool wurde es zunächst still um den 21-Jährigen. Das hat sich seit einigen Wochen nachhaltig geändert...

Emre Can ist aus dem Team von Liverpool nicht mehr wegzudenken
Emre Can ist aus dem Team von Liverpool nicht mehr wegzudenken ©Getty Images

Er ist so ein bisschen der Mann der Woche, ohne wirklich viel dafür getan zu haben. Seit Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen Australien England-Legionär Emre Can in einem Atemzug mit Kevin Volland, Leon Goretzka und May Meyer als Hoffnungsträger für die UEFA EURO 2016 und damit den deutschen Fußball schlechthin outete, gibt es viele, die sich fragen: Emre wer?

Statt jetzt hier ausführlich den Lebenslauf des 21-jährigen Frankfurters zu präsentieren, charakterisiert ihn besser ein Statement seines Trainers bei Liverpool FC, Brendan Rodgers, der vor wenigen Wochen Can nicht nur als künftigen Weltklassefußballer, sondern auch gleich noch als "Rolls-Royce-Fußballer" bezeichnete und damit Can selbst ein bisschen verwirrte. "Ich bin stolz darauf, dass mich ein Trainer vom Kaliber eines Brendan Rodgers so gelobt hat, aber ganz ehrlich, Rolls-Royce-Fußballer? In Deutschland würden wir so einen Ausdruck nicht verwenden. Ich habe ihn nie zuvor gehört. Aber es ist ein großes, luxuriöses Auto, ich verknüpfe also positive Dinge damit."

Sollte er auch, denn sein Trainer ist nicht der Einzige, der große Stücke auf Can hält, den er vom Mittelfeldspieler, den der bei Bayer 04 Leverkusen erfolgreich gab, zu einem aggressiven und offensiven Rechtsverteidiger umgeschult hat. "Ich bin eigentlich eher im Mittelfeld zu Hause", meint Can, fügt aber gleich hinzu: "Aber ich soll die Rolle offensiv interpretieren, den Spielaufbau mit übernehmen." Rodgers selbst ist von seiner eigenen Entdeckung jedenfalls begeistert: "Mit seinen Fähigkeiten kann er in ein paar Jahren in jedem Team der Welt spielen", so der Teammanager der Reds. "Hinten ist er aggressiv und schnell, behauptet den Ball. Du ziehst ihn ins Mittelfeld vor und siehst seine Fußball-Intelligenz."

Und genau solche Spieler sucht Löw doch spätestens seit dem Rücktritt von Philipp Lahm ebenso emsig wie vergebens. Doch noch muss Can, den Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge einst als "eines der größten Talente im deutschen Fußball" geadelt hat, Geduld zeigen, denn er soll bei der UEFA-U21-EURO in Tschechien sein Talent auf internationaler Bühne demonstrieren, ehe er in Löws Kader aufrückt.

"Man muss im Leben immer Ziele haben. Die EM 2016 in Frankreich ist mein nächstes Ziel", betont denn auch Can, der freilich weiß, "die Entscheidung liegt allein beim Bundestrainer."

Sollte er auf dem Weg in die A-Nationalmannschaft noch moralische Unterstützung brauchen, kann er sich ja mal mit Liverpool-Legende Jamie Carragher unterhalten, der bis zu seinem Karriereende die Rückennummer 23 trug, die sich Can bei seinem Wechsel im Sommer selbstbewusst gewünscht und übergestreift hatte: "Der Junge hat seine Sache bisher unglaublich gut gemacht", meint der 37-Jährige und fährt fort: "Er wurde ja als Mittelfeldspieler geholt, aber jetzt ist er als Verteidiger so gut, dass man sich denkt, 'Lasst ihn bloß da'. Ins Mittelfeld kann er im Sommer als Nachfolger von Stevie [Steven Gerrard] ja immer noch gehen, aber im Moment ist er auf seiner neuen Position herausragend, er passt perfekt in eine Dreier-Abwehrkette."

Und mit der experimentiert ja auch Jogi Löw neuerdings, wenngleich wohl nicht unbedingt mit dem richtigen Personal – bisher zumindest.

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