England zwischen Verzweiflung und Zuversicht
Mittwoch, 25. Juni 2014
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Und wieder endet eine FIFA-WM für England mit einer herben Enttäuschung. Auf der Insel gibt es eine ganze Bandbreite an Reaktionen: Frust, Ohnmächtigkeit, aber auch Optimismus.
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Wurden die Erwartungen erfüllt?
Tatsächlich war die öffentliche und mediale Erwartungshaltung aufgrund der schweren Gruppe nicht ganz so grenzenlos optimistisch wie bei früheren Endrunden, doch keiner hatte damit gerechnet, dass es im letzten Spiel gegen Costa Rica für England nur noch um die goldene Ananas geht. Roy Hodgson setzte bei der Endrunde auf junge Spieler und eine sehr offensiv ausgerichtete Formation, doch dies kam den Three Lions teuer zu stehen. Im Mittelfeld fehlte es an Übersicht und Absicherung, so wirkte England oft zu anfällig in der Defensive. Folglich gab es das früheste WM-Aus seit 1958, doch es gibt zumindest ein paar Ansätze, die Hoffnung machen. Wirklich schlecht war keine von Englands Partien und wenn man den positiven Stil in den kommenden Jahren weiterentwickelt, ist mit den vielen Youngstern noch einiges drin.
Gruppe D: England - Italien 1:2
Gruppe D: England - Uruguay 1:2
Gruppe D: England - Costa Rica 0:0
Das schreibt die Presse
The Times: Es war das Turnier, in dem England mehr als nur ein Mitläufer sein wollte. Hodgson hat versucht, sich selbst neu zu erfinden und wollte schnellen und attraktiven Fußball spielen lassen. Die stark frisierte Mannschaft hat einen etwas aufregenderen Fußball gezeigt, als wir es gewohnt sind, doch ein Blick unter die Motorhaube sowie über die bildlichen Heckspoiler und Doppelrohr-Auspuffanlage hinaus hat gezeigt, dass es sich nur um einen Mittelklassewagen handelt.
The Independent: Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass Hodgson eine Reihe junger Spieler in die Nationalmannschaft geholt hat. Sein Kader und die Entscheidungen hinsichtlich der Aufstellung wurden so gut wie gar nicht in Frage gestellt.
Stimmen des Teams
Steven Gerrard: "Die letzten Tage waren ziemlich düster. Es tut weh. Es bringt um, dass ich kein gutes Fazit ziehen kann."
Roy Hodgson: "Wir hatten natürlich große Hoffnungen vor dem Turnier. Wir wollten weit kommen und unser Land stolz machen. Dies haben wir nicht geschafft, also herrscht eine ziemliche Leere momentan."
Das war gut
Raheem Sterling. Der Angreifer von Liverpool FC hatte vor dem Auftakt gegen Italien noch nie in einem Pflicht-Länderspiel auf dem Platz gestanden. Nach einer guten Saison für die Reds durfte er für England im Zentrum auflaufen, während Wayne Rooney dafür auf links weichen musste. Rooney konnte immerhin sein erstes WM-Tor erzielen und hat gut genug gespielt, um seine Kritiker zum Schweigen zu bringen. Er ist erst 28 Jahre alt und hat gute Chancen, Englands Rekordtorjäger Sir Bobby Charlton einzuholen.
Das kann sich verbessern
Die Abwehr bleibt das große Problem. Gary Cahill hat bei Chelsea FC neben John Terry eine starke Saison gespielt, doch für die Nationalmannschaft hat er dieses Niveau zu selten abrufen können. Phil Jagielka (31) gehört vielleicht bald zur Vergangenheit, aber wie sieht die Zukunft aus? Phil Jones und Chris Smalling, das designierte Innenverteidigerduo von Manchester United FC und England für das nächste Jahrzehnt, müssen endlich den nächsten Schritt machen. Hodgson muss sich zudem überlegen, wie er es taktisch bewerkstelligen will, um bei einem Dreier-Mittelfeld flexibel zu bleiben.
Star der Zukunft?
Sterling stand am meisten im Rampenlicht, aber auch sonst rücken bei England ein paar gute Talente nach. Dazu gehört ganz sicher auch Ross Barkley, ein dynamischer Mittelfeldspieler, der mit seiner Schnelligkeit Probleme im Umschaltspiel lösen könnte. Auch von Jack Wilshere, Luke Shaw, Alex Oxlade-Chamberlain, Jones, Danny Welbeck und Daniel Sturridge darf man in der Zukunft einiges erwarten.
EURO-Qualifikation
England, EM-Viertelfinalist von 2012, hat in den kommenden zwei Jahren viel gutzumachen und auch keine Ausreden mehr. Mit erfahrenen Spielern wie Joe Hart und Rooney an der Spitze muss es Hodgson schaffen, sein Team zu einer noch effektiveren Einheit zu formen. In der Gruppe E der EURO-Qualifikation bekommen es die Three Lions mit Estland, Litauen, San Marino, Slowenien und der Schweiz zu tun.