Alex Popp träumt vom Titel

Mit 118 Länderspielen ist Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp nicht nur die dienstälteste deutsche Spielerin, sondern auch eine der erfolgreichsten: mit dem DFB-Team gewann die 31-Jährige olympisches Gold, die U20-WM sowie mit Duisburg und Wolfsburg insgesamt drei Mal die UEFA Women's Champions League, von etlichen Meisterschaften und DFB-Pokal-Triumphen ganz zu schweigen. Doch bei Frauen-Europameisterschaften schien bisher ein böser Schatten über ihr zu schweben.

Sowohl 2013 wie auch 2017 musste Popp wegen Verletzungen passen, 2021 erlitt sie eine schwere Knieverletzung, die für viele Spielerinnen gleichbedeutend mit dem Karriereende gewesen wäre. Doch da die ursprünglich für 2021 angesetzte EURO aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste, schlug in England doch noch ihre große Stunde und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Nach elfmonatiger Verletzungspause feierte sie im März ihr Comeback, nur um drei Wochen vor der EURO positiv auf Covid-19 getestet zu werden.

Doch mit eisernem Willen kämpfte sie sich zurück ins Team und feierte am 8. Juli im Brentford Community Stadium gegen Dänemark ihr EURO-Debüt. Kaum eingewechselt, gelang ihr per Kopf ihr erster Treffer bei einer EM-Endrunde - verständlich, dass ihr Torjubel besonders emotional ausfiel.

"Es war schon ein ganz besonderer Moment, weil ich das Gefühl hatte, dass relativ viele mich schon abgeschrieben hatten", erklärte Popp gegenüber UEFA.com. "So konnte ich wirklich mit dem Kampfgeist und dieser Mentalität zeigen, dass mit mir weiterhin zu rechnen ist. Ich bin nicht einfach nur dabei, sondern ich bin und will auch wichtig für die Mannschaft sein."

Ursprünglich als Back-up für Lea Schüller gedacht, nutzte Popp ihre Chance, als Schüller aufgrund einer Erkrankung ausfiel. Auch gegen Spanien, Finnland und im Viertelfinale gegen Österreich war sie jeweils erfolgreich und ist damit die erste Spielerin, die bei einer UEFA Women’s EURO in vier aufeinanderfolgenden Spielen getroffen hat.

"Diesen Kampf - und das ist das richtige Wort dafür - gegen meine Verletzung gewonnen zu haben und jetzt hier stehen zu können, bedeutet ganz, ganz viel für mich und macht mich auch sehr stolz", so Popp weiter.

Auch im Team selber ist die Freude über Popps erfolgreiches Comeback spürbar: "Poppi ist eine Führungspersönlichkeit, auf und abseits des Platzes", sagt Mittelfeldspielerin Sara Däbritz. "Ihre Mentalität und Energie inspirieren und motivieren uns."

In der Torschützenliste dieser EURO liegt Popp nur einen Treffer hinter der Engländerin Beth Mead an zweiter Stelle, doch viel wichtiger wäre der deutschen Spielführerin ihr erster Triumph bei einer EURO, für das DFB-Team wäre es schon Titel Nummer 9.

"Wir möchten die inspirieren, die leidenschaftlich für den Frauenfußball brennen”, meint Popp. "Das erwarte ich mir von diesem Turnier: etwas Langlebiges zu kreieren, weltweit und in Deutschland, damit wir diesen Hype aufrechterhalten können."