Schweiz - Niederlande 1:4: Nati hält lange mit, muss aber Oranje den Vortritt lassen
Sonntag, 17. Juli 2022
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Lange konnte die Schweiz vom Weiterkommen träumen, hatte am Ende aber keine Chance gegen die Niederlande.
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Durch einen am Ende zu hohen 4:1-Sieg qualifiziert sich Titelverteidiger Niederlande für das Viertelfinale, während die Schweiz nach Hause fahren muss.
Höhepunkte
13.: Maendly zwingt van Domselaar zu einer Rettungstat
49.: Per Kopf trifft Crnogorčević ins eigene Tor
53.: Reuteler sorgt für den Ausgleich
54.: van Domselaar hat zweimal Glück gegen Sow
84.: Die eingewechselte Leuchter lässt keinen Zweifel mehr am Weiterkommen von Oranje zu
90.+4.: Pelova legt einen Treffer nach
90.+5.: Leuchter schnürt den Doppelpack
Das Spiel in Kürze
Die Nati wusste, dass nur ein Sieg das Weiterkommen bedeuten würde und griff von Beginn an mutig an gegen den Titelverteidiger. Sie verunsicherte den Favoriten, und so hatte die Mannschaft von Nils Nielsen die erste gute Chance, als Sandy Maendly aus der Distanz abzog und Oranje-Schlussfrau Daphne van Domselaar sich strecken musste, um den Ball zu entschärfen.
Die erste brenzlige Situation hatte die Schweiz Mitte der ersten Hälfte zu überstehen, als erst der VAR Klarheit darüber schaffte, dass ein Foul von Keeperin Gaelle Thalmann keines war und es deshalb keinen Strafstoß gab. Die Niederländerinnen fanden nun immer besser ins Spiel und hatten Chancen durch Jackie Groenen und Lieke Martens, ehe Geraldine Reuteler auf der anderen Seite per Kopf für Gefahr sorgte.
Den ersten Treffer gab es wenige Minuten nach Wiederbeginn. Eine Ecke verlängerte Stefanie van der Gragt auf den Kopf der Schweizerin Ana-Maria Crnogorcevic, die die Kugel in die eigenen Manschen beförderte. Doch drei Minuten später der Ausgleich durch Reuteler, die nach Vorlage von Ramona Bachmann die Kugel an der Schlussfrau der Niederlande in den Kasten schob.
Es folgte eine Doppelchance von Coumba Sow, die erst die Schlussfrau und dann den Pfosten traf, und dann war es die eingewechselte Riola Xhemaili, die aus der Distanz scheiterte, ehe Romée Leuchter einen Fehler der Schweizer Schlussfrau ausnutzte und die Entscheidung herbeiführte. Nachdem mit Victoria Pelova ebenfalls eine Einwechslerin getroffen hatte, sorgte Leuchter mit ihrem zweiten Tor für einen etwas zu hoch ausgefallenen Sieg.
Spielerin des Spiels: Sherida Spitse (Niederlande)
"Anführerin im Mittelfeld und der gesamten Mannschaft. Sie kontrollierte die Mitte und sorgte für kreative Pässe. In einem entscheidenden Spiel zeigte sie eine exzellente Gesamtleistung."
Gremium der Technischen Beobachter der UEFA
Judith Tuffentsammer, Schweiz-Reporterin
Diese Niederlage ist für die Schweiz schwer zu ertragen, sie scheidet aus. Die Nati hat alles gegeben, das Spiel über weite Strecken dominiert und wieder einmal bewiesen, dass sie sich nach einem Rückstand wieder aufrappeln kann. Doch am Ende konnten sie aus ihren zahlreichen weiteren Chancen kein Kapital schlagen, während die Niederlande extrem effizient waren, mit drei späten Toren den Sieg sicherstellten und so dafür sorgten, dass die Schweizerinnen nach Hause fahren müssen.
Derek Brookman, Niederland-Reporter
Sie haben es ins Achtelfinale geschafft, aber es war knapp. Die Niederländer waren die meiste Zeit des Spiels den Schweizern unterlegen und konnten sich bei van Domselaar bedanken, die eine Reihe von Glanzparaden zeigte. Erst gegen Ende, als die Schweizerinnen mehr nach vorne drängten, kam der Titelverteidiger immer wieder zu Chancen, musste aber einige Zeit warten, bis Leuchter traf. Nun wartet Frankreich: Es besteht dringender Verbesserungsbedarf.
Stimmen
Nils Nielsen, Trainer Schweiz: "Wir können mit den besten Mannschaften mithalten, und die Niederlande sind definitiv eine der besten Mannschaften. Wir wollten die Initiative ergreifen, denn wenn die Niederlande übernehmen würden, könnten sie uns auseinanderreißen, also mussten wir sie unter Druck setzen. Sie hatten ihre Momente, aber auch wir hatten unsere Momente. Es war ein gutes Spiel, und wenn ich neutral gewesen wäre, hätte ich es genossen.
Das Ergebnis an sich ist mir eigentlich egal, wir mussten alles geben und die Niederlande haben mehr Tore geschossen, aber wenn man sich die Statistiken ansieht, war es eher ein 2:1-Spiel."
Gaëlle Thalmann, Torhüterin Schweiz: "Ich fühle mich nicht gut - wir haben verloren, wir sind raus. Wir sind alle enttäuscht über das Ergebnis und darüber, dass wir das Viertelfinale nicht erreicht haben. Die Leistung war gut, aber nicht gut genug. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wie wir nach dem ersten Spiel reagiert haben. Die Mentalität, die Einstellung war gut, so müssen wir jedes Mal spielen. Wenn wir das tun, haben wir eine wirklich gute Zukunft vor uns."
Mark Parsons, Trainer Niederlande: "Das war ein toller Abend für uns! Es war ein sehr hartes Spiel; die Schweiz kämpfte um ihr Leben, wir kämpften um den Gruppensieg. Das macht Spaß und ist unterhaltsam, aber wir sind ruhig geblieben. Beim Stand von 1:1 haben wir die Nerven behalten. Aber die Spielerinnen, die eingewechselt wurden, haben das Spiel verändert. Sie haben uns viel Qualität und Energie gegeben, und das war bisher in jedem Spiel so. Wir sind sehr zufrieden mit den Spielerinnen, die in der Startelf stehen, und wir sind sehr zufrieden mit den Spielerinnen, die das Spiel beenden.
Wir spielen gegen einen großen Gegner [Frankreich im Viertelfinale am Samstag], und das tun auch sie. Ich glaube nicht, dass sie gegen uns spielen wollen. Das letzte Mal, als wir aufeinander trafen, war das Ergebnis nicht so, wie wir es wollten, aber wir haben gesagt, dass wir beim nächsten Mal zuversichtlich sind, dass wir besser sein werden. Wir haben eine Chance gesehen."
Sherida Spitse, Visa-Spielerin des Spiels: "Die Schweiz hat einen wirklich guten Job gemacht, aber wir waren heute besser. In der ersten Halbzeit waren wir besser, aber uns fehlte ein bisschen die Energie im Spiel nach vorne. Wir haben das 1:0 gemacht, aber als sie den Ausgleich erzielten, waren sie im Vorteil. Beim Stand von 2:1 haben wir dann das Spiel übernommen, da wir die Gruppe gewinnen wollten.
Ich bin wirklich stolz auf die ganze Mannschaft und darauf, wie wir uns in der Gruppe geschlagen haben. Es macht uns so stark, dass nicht nur die erste Elf, sondern alle Spieler, die dazugekommen sind, so viel Energie ins Spiel bringen."
Daphne van Domselaar, Torhüterin Niederlande, im Gespräch mit UEFA.com: "Der Adrenalinspiegel beginnt wieder zu sinken. Ich bin auf dem Spielfeld herumgesprungen und habe getanzt, das hilft."
Stefanie van der Gragt, Verteidigerin Niederlande, im Gespräch mit UEFA.com: "Es war ein hektisches Spiel, in dem wir am Ende ein paar Tore geschossen haben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatten wir sogar den ersten Platz in der Gruppe im Visier, aber wir haben es nicht geschafft. Nichtsdestotrotz sind wir froh, im Viertelfinale zu stehen.
Wir haben gehört, dass Schweden 5:0 gewonnen hat, also bin ich gegen Ende nach vorne gegangen, um zu sehen, ob wir dadurch ein paar mehr Tore erzielen können. Aber hey - wir sind stolz darauf, das Viertelfinale erreicht zu haben, und wir werden am Samstag alles geben."
Wichtige Statistiken
- Die Niederlande haben es vermieden, als erster Titelverteidiger in der Gruppenphase oder vor dem Achtelfinale auszuscheiden.
- Mit 22.596 Zuschauern an der Bramall Lane wurde ein neuer Rekord für ein Frauen-EM-Spiel bei einer Endrunde aufgestellt, an dem der Gastgeber nicht beteiligt war. Es wurde damit die Bestmarke von vor acht Tagen beim Spiel Niederlande gegen Schweden nach oben geschraubt.
- Spitse bestritt ihr 205. Länderspiel und steht damit in Europa auf Platz fünf der Spielerinnen mit den meisten Einsätzen.
Aufstellungen
Schweiz: Thalmann; Maritz, Calligaris, Bühler (58. Kiwic), Aigbogun (58. Stierli); Wälti (83. Mauron), Maendly (58. Fölmli); Crnogorčević, Sow (72. Xhemaili), Reuteler; Bachmann
Niederlande: van Domselaar; Wilms, van der Gragt, Nouwen (64. Casparij), Janssen; Groenen, Roord (64. Pelova), Spitse; van de Donk (90.+6 Eguerrola), Beerensteyn (74. Leuchter), Martens (74. Brugts)
Wie geht es weiter?
Im Viertelfinale in Rotherham treffen die Niederlande am Samstag auf Frankreich, Sieger der Gruppe D. Im Halbfinale geht es für den Gewinner in Milton Keynes gegen Deutschland oder Österreich.
Die Schweiz kehrt in der ersten September-Woche mit den entscheidenden Spielen in der Qualifikation zur FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft 2023 auswärts gegen Kroatien und daheim gegen Moldawien zurück. Im Rennen um die automatische Qualifikation liegt die Schweiz zwei Punkte hinter Italien, hat aber drei Punkte Vorsprung auf Rumänien, das auf dem Playoff-Platz liegt.