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1995: Deutschland behält die Oberhand

Der Beginn der deutschen Dominanz kam im Finale der Europameisterschaft 1995 in Schweden.

1995: Deutschland behält die Oberhand
1995: Deutschland behält die Oberhand ©Bongarts

Trotz der hohen Teilnehmerzahl von 29 Mannschaften gehörten vor der UEFA-Frauen-Europameisterschaft 1995 wieder nur die üblichen Verdächtigen zu den Favoriten. Natürlich Titelverteidiger Norwegen, Italien - Finalist von 1993 -, der zweimalige Europameister Deutschland, Schweden, das die erste Ausgabe einer EM gewonnen hatte, und England, deren gerade gegründete Premier League neue Maßstäbe gesetzt hatte.

Die Spielzeit wurde von 80 auf 90 Minuten verlängert. Es kam mit einer Reihe neuer Teilnehmer zu überaus hohen Ergebnissen: Slowenien verlor zwei Mal gegen England mit 0:10 und musste gegen Spanien sogar eine 0:17-Rekordpleite hinnehmen. Die Spanier indes schieden dennoch ohne Niederlage gegen England aus. Deutschland hingegen schoss in sechs Spielen 55 Tore und kassierte keinen Gegentreffer.

Norwegen, Russland, Dänemark, Schweden, England und Deutschland erreichten ungeschlagen die Endrunde, doch zwei andere Ereignisse sorgten für mehr Aufmerksamkeit. Italien dominierte durchwegs die Gruppe 6, wurde aber überraschenderweise im letzten Spiel zu Hause 1:2 von Portugal besiegt. So hätte sich Frankreich qualifizieren können, wenn den Les Bleus drei Monate später ein Sieg mit neun Toren Unterschied in Schottland gelungen wäre. Es wurde "nur" ein 3:0, und Italien kam weiter. Die Gruppe 8 wurde von Island gewonnen, das sich in den Niederlanden überraschend mit 1:0 durchgesetzt hatte.

Trotzdem fanden die Isländer im Viertelfinale einen zähen Gegner, als sie beide Spiele mit 1:2 gegen England verloren. In einer Neuauflage des Endspiels von 1993 setzte sich Norwegen gegen Italien mit einem 3:1-Auswärtserfolg und einem 4:2 in Oslo durch, während Deutschland nach einem 1:0-Sieg in Russland zu Hause mit 4:0 triumphierte. Zum dritten Mal in einem Viertelfinale trafen Dänemark und Schweden aufeinander, wobei sich bisher jeder einmal für die nächste Runde hatte qualifizieren können. Die Dänen, die die Begegnung 1992 für sich entschieden hatten, gewannen das erste Spiel in Hjorring mit 2:0. Im Rückspiel in Malmö drehten die Schweden mit drei Toren in der ersten Halbzeit allerdings die Begegnung noch herum und kamen insgesamt mit 3:2 weiter.

Auch die Halbfinalpartien wurden in Hin- und Rückspielen ausgetragen. Deutschland gewann in England mit 4:1 und in Bochum mit 2:1. Spannender war die Begegnung zwischen den Dauerrivalen Schweden und Norwegen.

Norwegen, das bisher immer wenigstens das Endspiel erreicht hatte, hatte Schweden bereits im Finale 1987 und im Halbfinale 1989 bezwungen und wollte diese Serie natürlich ausbauen. Obwohl die Norwegerinnen in Kristiansand drei Mal in Rückstand geraten waren, sicherte ein Tor von Anita Waage in letzter Minute einen glücklichen 4:3-Sieg. Ein Woche später brachte Linda Medalen Norwegen zu Hause in der Halle nach 28 Minuten in Führung, und es sah danach aus, als würden die Dinge ihren gewohnten Lauf nehmen.

Zur Pause kam mit Lena Videkull eine weitere Stürmerin, die für neuen Schwung bei den Schwedinnen sorgte. Und so gelang acht Minuten nach dem Wiederanpfiff durch Ulrike Kalte der Ausgleich. Die Gastgeber merkten, dass Norwegen zu schlagen war, und Videkull erzielte nach etwa einer Stunde zwei Treffer. Schweden dominierte nun das Spiel, und die eingewechselte Angreiferin sorgte dann mit ihrem dritten Tor knapp eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff endgültig für Schwedens Weiterkommen.

8 500 Fans waren beim Finale zwischen Deutschland und Schweden in Kaiserslautern dabei. Malin Andersson brachte Schweden bereits nach sechs Minuten in Führung, doch die deutschen Anhänger mussten nicht lange auf den Ausgleich warten. Maren Meinert erzielte nach einer halben Stunde das 1:1, und die gerade erst 17-jährige Birgit Prinz, die später zwei Mal FIFA-Weltfußballerin des Jahres werden sollte, schoss Deutschland in der 65. Minute in Führung.

Sieben Minuten vor dem Ende erzielte Bettina Wiegmann sogar das 3:1, und obgleich Anneli Andelen-Andersson noch einmal verkürzen konnte, wehrte Deutschland die letzten schwedischen Angriffsbemühungen ab und gewann zum dritten Mal die Europameisterschaft. Ein viertel Jahr später konnte sich der entthronte Titelverteidiger Norwegen bei der WM mit einem Sieg gegen Deutschland trösten - erstmals hatte ein europäisches Team diesen Pokal gewonnen.

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