Lair lobt Lyons verdienten Sieg
Donnerstag, 17. Mai 2012
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Patrice Lair dankte den Spielerinnen von Olympique Lyonnais für "Momente purer Freude", während Sven Kahlert vom 1. FFC Frankfurt so seine Probleme mit einer weiteren Final-Niederlage hatte.
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Während Trainer Patrice Lair von Olympique Lair voller Stolz auf die letzten fünf Tage zurückblicken kann, die seiner Mannschaft den Sieg im französischen Pokal und zum zweiten Mal in Folge in der UEFA Women's Champions League bescherten (2:0 gegen den 1. FFC Frankfurt im Finale von München), musste sein Gegenüber Sven Kahlert einräumen, dass es schwer werden wird, seine Mannschaft nach zwei Endspielniederlagen wieder aufzubauen.
Patrice Lair, Trainer Lyon
Der Start ins Spiel war ziemlich schwierig. Frankfurt hat dann versucht, zurückzuschlagen nachdem wir in Führung gingen, dann aber haben wir schnell das zweite Tor gemacht. Wir wollten das dritte Tor, denn das hätte die Entscheidung bedeutet, aber wir hatten nur wenige Chancen darauf und konnten diese nicht nutzen. Der Wendepunkt war die große Chance Frankfurts direkt vor der Pause. Hätten sie da verkürzt, wäre es für uns deutlich schwerer geworden, aber 2:0 in der Pause vorne zu liegen war eine gute Ausgangsposition.
Die Fans waren heute auf Frankfurts Seite, was uns das Leben schwer gemacht hat - besonders am Anfang - aber durch das erste Tor wurden wir immer sicherer und haben uns den Sieg dann verdient.
Die zwei Endspiele [in der Women's Champions League] waren beide schwere Spiele. Heute war es besonders hart, in Deutschland vor 50 000 Fans zu spielen, wobei auch besonderer Druck auf Frankfurt lastete. Wir sind taktisch sehr stark. Potsdam war eine körperlich stärkere Mannschaft und Frankfurt technisch. Ihnen fehlten ein paar Spielerinnen und wenn diese dabei gewesen wären, wären sie ein noch stärkerer Gegner gewesen.
Es ist immer besonders für französische Vereine in Deutschland zu gewinnen, dem stärksten Land im Frauenfußball in Europa. Diesen Pokal zweimal in Folge zu gewinnen... Ich hätte es gerne, dass der Frauenfußball in Frankreich genauso ein Profil hat wie in Deutschland, aber das ist nicht der Fall. Wir liegen in allen Aspekten hinter ihnen zurück - auch in der Liga - daher ist es extraschön für einen französischen Klub, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Deutschland hat die besten Klubs und die beste Nationalmannschaft, aber ich hoffe natürlich, dass wir zum dritten Mal in Folge den Pokal gewinnen können.
Ich habe immer gesagt, dass der härteste Job nicht darin besteht, an die Spitze zu kommen, sondern dort zu bleiben. Wenn man Europapokalsieger ist, will jeder dich schlagen. Ich denke, dass ich die Mädchen vor dem Spiel mit etwas überraschen konnte, was ich sonst nie mache: Ich habe jede einzelne geküsst. Es sollte zeigen, dass ich hinter ihnen stehe. Und es ist wahr, dass ich sie für die Momente purer Freude liebe, die sie mir in den vergangenen beiden Jahren beschert haben.
Sven Kahlert (Trainer 1. FFC Frankfurt)
Gratulation an Lyon, sie haben verdient das Spiel gewonnen und den Titel verteidigt. Ich möchte allen Verantwortlichen danken, wir haben eine relativ gute Champions-League-Saison gespeilt, haben das Endspiel aber verloren. Wir sind an unserer eigenen Abschlussschwäche und der individuellen Klasse von Lyon gescheitert. In der ersten Halbzeit haben wir zwei grobe Fehler gemacht, dafür sind wir bestraft worden. Die Fehler, zu denen wir Lyon gezwungen haben, haben wir nicht genutzt. Die Mannschaft war noch überzeugt, zwei Tore schießen zu können, auch wenn es natürlich immer schwerer wurde, weil die Zeit wegläuft und Lyon eine Klassemannschaft ist, aber wir haben keine klaren Abschlüsse gehabt und es nicht geschafft, die Abwehr von Lyon zu Fehlern zu zwingen. Ohne Tore kann man kein Spiel gewinnen.
Wir sind enttäuscht, viele Spielerinnen haben geweint, weil das zweite Finale innerhalb von fünf Tagen verloren gegangen ist. Die Saison ist noch zwei Spiele lang, es wird schwer als Trainerteam die richtigen Worte zu finden. Aber wir haben noch eine theoretische Chance auf Platz zwei. Ich bin noch ein bisschen sprachlos und auch enttäuscht, die Riesenkulisse war fantastisch, aber dabei sein ist nicht alles, das macht mich leider traurig.
Das ist eine Frage für die Zukunft, ob Lyon dominieren wird. Sie waren dreimal in Folge im Finale, das nicht ohne Grund, das ist eine Topmannschaft. Dazu kommt, dass sie eingespielt sind, das hat man heute ganz klar gesehen, dass sie seit zwei, drei Jahren zusammenspielen. Es gab viele Automatismen, die bei uns nicht waren. Wenn sie so weitermachen, werden sie das Maß aller Dinge sein in Europa. Viele andere Vereine werden versuchen am Thron zu rütteln, aber das macht den Konkurrenzkampf in Europa spannender. Diesmal haben wir es leider nicht geschafft, sie zu Fall zu bringen.
Sicherlich hat die Mannschaft ihr Potenzial in dieser Saison nur selten abgerufen, das war im DFB-Pokal bei zwei Spielen und in der Champions League bei den Heimspielen. Wir müssen noch flexibler werden, es gibt einiges aufzuarbeiten. Aber es macht keinen Sinn, die Schuld jetzt bei der Mannschaft und bei uns zu suchen. Wir müssen alles Revue passieren lassen.