Valencia will Drogba ausschalten
Mittwoch, 19. Mai 2004
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Stürmer Didier Drogba war im Vorfeld des Endspiels im UEFA-Pokal zwischen Valencia CF und Olympique de Marseille das Tagesgespräch.
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Von Simon Hart in Göteborg
Der kühle Wind hier in Göteborg brachte für die Spieler von Valencia CF und Olympique de Marseille ein ungewohnt frostiges Klima. Aber der Name, der im Vorfeld des UEFA-Pokalfinales in aller Munde war, war alles andere als eine Überraschung.
Beunruhigender Drogba
Dieser Name ist Didier Drogba, in dieser Saison Schütze von elf Toren in 15 europäischen Einsätzen für Marseille. Valencias Trainer Rafael Benítez scherzte bei der Pressekonferenz am Dienstag: "Unsere Sorge ist es, sicherzustellen, dass Drogba nicht an den Ball kommt."
"Beste Chancen"
Ob Drogba wirklich zum Einsatz kommt, ist auch in Marseille seit seiner Hüftverletzung am 9. Mai gegen den AS Monaco FC das Hauptthema. Drogba hat seitdem nicht mehr gespielt, doch am Abend vor dem Endspiel hat er im Ullevi-Stadion trainiert. Sein Trainer José Anigo sagte: "Er ist gesund und wird dabei sein. Ich hoffe, seine Anwesenheit wird uns beste Chancen geben, diese Mannschaft aus Valencia zu schlagen."
Schlüssel zum Sieg
Anigo versicherte den Reportern, Drogba werde nur auflaufen, wenn "er wirklich fit ist". Marseille gewann aber auch schon das Auswärtsspiel im Viertelfinale beim FC Internazionale ohne den Stürmer von der Elfenbeinküste. Trotzdem gibt es keine Zweifel an seiner Wichtigkeit gegen eine Abwehr aus Valencia, die in zwölf Spielen erst fünf Gegentore zugelassen hat.
"Komplettere" Gegner
Laut Anigo ist Valencia die "bessere" und "komplettere" Mannschaft im Vergleich zu den vorherigen Gegnern Inter, Liverpool FC und Newcastle United FC. "Sie sind nicht zufällig spanischer Meister geworden", sagte er. "Aber sie haben ein paar Schwächen, die wir ausnutzen können."
Kein Schützenfest
Er sagte nicht, welche Schwächen er meinte. Doch er fügte hinzu, dass diejenigen, die wieder ein Schützenfest erwarten, enttäuscht sein könnten. Denn in den letzten drei Endspielen im UEFA-Pokal gab es insgesamt 19 Tore. "Das wichtigste ist für mich, nicht das erste Gegentor zu bekommen", sagte Anigo.
Das Spiel machen
Benítez entgegnete: "Wir werden uns auf unser Spiel konzentrieren - Marseille setzt auf Konter. Wir sind diejenigen, die das Spiel machen müssen, also werden wir es machen."
Gute Form
Die aktuelle Form spricht für Valencia, das den Vorgänger dieses Turniers, den Messepokal, in den 60er Jahren bereits zwei Mal gewonnen hat. Doch die Serie von 14 Spielen ohne Niederlage endete letzten Freitag, als der neue Meister stark ersatzgeschwächt bei Villareal CF verlor, bei der Mannschaft also, die man vorher auf dem Weg nach Göteborg ausgeschaltet hatte.
Final-Hoffnung
Marseille belegt andererseits in Frankreichs Ligue 1 nur den siebten Rang und verlor vier der letzten fünf Heimspiele, darunter am vergangenen Wochenende mit 1:2 gegen Toulouse. Trotzdem kann nach Benítez Einschätzung in einem Endspiel alles passieren: "Ich hoffe nur, dass wir am Mittwoch ein ähnliches Valencia sehen werden, wie am Anfang der Saison, als wir so gut gespielt haben."
Aimar fraglich
Benítez muss sich entscheiden, ob er das Risiko eingeht und Pablo Aimar von Anfang an bringt. Dieser ist nach einer Leistenverletzung noch nicht ganz der alte, doch "er ist einer dieser Spieler, die aus nichts noch etwas machen können". Während seiner Abwesenheit stürmte Ricardo Oliveira zusammen mit Mista, mit vier Treffern bester Torschütze Valencias in diesem Wettbewerb. Auf der rechten Seite sollte Miguel Angulo den Vorzug gegenüber Francisco Rufete erhalten.
Europäische Tradition
Von jeder Mannschaft werden 11.000 Anhänger in der zweitgrößten Stadt Schwedens erwartet. Valencia, das 2000 und 2001 unterlegener Finalist in der UEFA Champions League war, will einen ersten europäischen Titel seit dem Sieg im Pokal der Pokalsieger im Jahre 1980. Marseille, das als sogenannte Auswärtsmannschaft in Grau spielen wird, gewann 1993 die Champions League. Doch das letzte Finale, in dem man stand, war 1999 das UEFA-Pokalfinale, das gegen Parma AC verloren wurde.
Goldener Oldie
Bisher hat noch keine französische Mannschaft diesen Wettbewerb gewonnen. Wenn das so bleibt, wird Valencias Verteidiger Amedeo Carboni mit 39 Jahren und 45 Tagen der älteste Spieler werden, der jemals einen europäischen Vereinswettbewerb gewonnen hat. Doch vorher müssen der Italiener und seine Mannschaftskameraden diesen Drogba stoppen, was in dieser Saison noch kein europäischer Gegner geschafft hat.