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Klopps Dortmund spielt in "anderer Liga"

Lockere Sprüche, aber auch hoher Einsatz, diverse Ausraster gepaart mit kühler Analytik - all das macht Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp aus - für Franz Beckenbauer ist die BVB-Elf zurzeit "in einer anderen Liga".

Zurzeit immer mit Lächeln im Gesicht: Jürgen Klopp
Zurzeit immer mit Lächeln im Gesicht: Jürgen Klopp ©Getty Images

Es muss Spaß machen, zurzeit Jürgen Klopp zu sein. Der Trainer von Borussia Dortmund eilt von Erfolg zu Erfolg, und da der 43-Jährige noch nie jemand war, der seine Gefühle für sich behalten hat, ist ihm sein Glück auch sehr gut anzusehen. Wann immer er momentan zu sehen ist, ist sein Gesicht ein einziges zufriedenes Grinsen.

Dazu hat er auch allen Grund: Seine Schwarz-Gelben wirbeln mit einer jungen, attraktiven Mannschaft, die nicht einmal besonders viel Geld gekostet hat, die Bundesliga durcheinander und haben sieben Punkte Vorsprung auf seinen Ex-Klub 1. FSV Mainz 05 und – was noch viel wichtiger ist – deren 14 auf Titelverteidiger FC Bayern München. Manchmal hat man das Gefühl, dass ein Trainer einfach für einen Klub geschaffen ist – so wie das früher vielleicht mal bei Otto Rehhagel und dem SV Werder Bremen der Fall war. Klopp und Dortmund, das passt einfach:

Im Ruhrgebiet leben sie den Fußball vielleicht noch ein kleines Stück mehr als anderswo in Deutschland, ist die Leidenschaft vielleicht am größten. Klopp, der nach und vor den Spielen so schön und auch in einfachen Worten für den TV-Zuschauer analysieren kann, ist so emotional wie ein Fan, wenn das Spiel angepfiffen wird. Mit unbändiger Energie rennt er die Seitenlinie hoch und runter, seine Gesten gleichen denen eines Spielers, und wenn seine Mannschaft ein Tor erzielt hat, ist er oft mitten in der jubelnden Spielertraube zu finden. "Wir wollen Vollgas-Veranstaltungen, immer bis zum Anschlag gehen", und genau das lebt er mit seiner Mannschaft auch vor. Lauffreudigkeit und intensives Spiel gegen den Ball sind Markenzeichen der Borussia.

Im Umgang mit den Unparteiischen überschreitet Klopp allerdings des Öfteren auch Grenzen. "Ich bin immer ganz froh, wenn es dann wieder vorbei ist. Denn es ist mir schon auch peinlich, wenn ich die TV-Bilder sehe. Und da gibt's auch keine Erklärung dafür, warum ich manche Dinge mache", so Klopp der erst unlängst mit einem 4. Unparteiischen aneinander rasselte. Klare Worte zu solchen Vorfällen verstärken die fast grenzenlose Sympathie, die er in ganz Fußballdeutschland genießt, nur noch. "Sorry, ich bin ein Idiot", hieß es zu jenem Vorfall nach dem Spiel.

Der Mann, der für seine Spieler oft Vaterfigur und Kumpel ist, nimmt sich selbst und andere nicht zu Ernst. "Ich war fußballerisch noch limitierter als Jürgen Klinsmann", sagte der durchschnittliche Zweitligafußballer einst über sich selbst. Nach einem starken 4:0-Auswärtserfolg bei Hannover 96 am 11. Spieltag bei Hannover 96 ließ er sich zu einem Spaßinterview mit einem Comedian ein, in dem er einräumte, dass seine Elf an diesem Tag doch vorsichtig "wie eine Auswärtself" aufgetreten sei. Und mit zerknirschtem Gesicht räumte er ein: "Wir haben Probleme über Probleme. Die Mannschaft hält sich einfach nicht an Vorgaben. Ich habe keine Ahnung, ob ich noch der Richtige bin." Auch Torhüter Roman Weidenfeller, mit 30 Jahren der absolute "Senior" in der Startelf der Borussia, bekam sein Fett weg: "Wenn man ihn morgens sieht, dann ist das ein schreckliches Bild, das er abgibt. Wir müssen ihn durchschleppen. Ab und zu müssen wir uns ihn schön saufen."

Klopp nur auf seine lockeren Sprüche zu reduzieren, wäre  zu simpel. Er ist auch ein Mann der mutigen Entscheidungen: So setzte er sich vor zwei Jahren dazu ein, den damals weitestgehend eher unbekannten Innenverteidiger Neven Subotić für 4,5 Millionen Euro aus Mainz zu holen; in dieser Saison gibt er dem Schnäppchen Shinji Kagawa regelmäßig den Vorzug teureren Neuzugängen. Subotić gilt mittlerweile als einer der besten Innenverteidiger Deutschlands und hat seinen Marktwert vervielfacht, während Kagawa Tor an Tor reiht. 

Der in Stuttgart Geborene ist zwar nicht Vorreiter, aber doch Bestandteil einer neuen Trainergeneration der Bundesliga, die mehr auf die Erkenntnisse der Sportwissenschaften setzt und sich Neuem aufgeschlossener zeigt, als das jahrelang vielleicht der Fall war. So zeigt er seiner Elf in den Halbzeitpausen schon einmal rasch zusammengeschnittene Szenen der ersten 45 Minuten, um ihnen zu verdeutlichen, wie sie zum Erfolg kommen können und was sie anders machen müssen. Eine Adelung jedenfalls hat der Borussia-Coach unlängst schon erfahren. "Dortmund spielt derzeit in einer anderen Liga. Jürgen Klopp ist auf dem Weg, den Olymp zu erklimmen – Respekt", sagte Kaiser Franz Beckenbauer. Sollte er dort ankommen, wäre der Titel nicht nur eine Bestätigung für Klopp selbst, sondern auch wichtig für die ganze "neue" Trainergeneration der Liga.

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