Benedikt Höwedes - der Treueste aller Knappen
Donnerstag, 13. April 2017
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Benedikt Höwedes spielt seit seinem 13. Lebensjahr für Schalke, hat hier viele Höhen und Tiefen erlebt. Warum hat es den FIFA-Weltmeister von 2014 nie woanders hingezogen, um noch mehr Erfolge feiern zu können?
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Benedikt Höwedes, seit fast sechs Jahren Kapitän von Schalke, erlebt in dieser Saison eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In der Bundesliga geht es rauf und runter, in der UEFA Europa League steht sein Team im Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam. Die Ambitionen sind durch das gute Abschneiden auf der europäischen Bühne gewachsen: "Ich hoffe natürlich, dass wir auch nochmal einen Titel einfahren können."
Nötig wäre das, ist der letzte große Erfolg doch bereits 20 Jahre her, als die Eurofighter 1997 den UEFA-Pokal gewannen. Zuletzt sorgte Höwedes für Schlagzeilen, als er den Gewinn der Meisterschaft im Moment als "utopisch" bezeichnete, aber es gebe eben auch noch andere Wettbewerbe, in denen man etwas gewinnen kann. Doch wie lange will sich Höwedes dafür noch Zeit geben?
2015, ein Jahr nach dem Triumph bei der FIFA-Weltmeisterschaft mit Deutschland, liebäugelte er bereits öffentlich mit einem Wechsel ins Ausland. Doch er entschied sich zu bleiben und verlängerte 2016 seinen Vertrag. "Ich schätze diesen Klub, ich mag, wie hier Fußball gespielt und gelebt wird, das ganze Drumherum. Und ich bin Schalke sehr dankbar für das, was mir ermöglicht wurde", sagte er damals.
Auch heute steht er hinter dieser Entscheidung: "Ich habe letztes Jahr meinen Vertrag nochmal verlängert, weil ich auch noch Ambitionen habe, mit diesem Verein einen Schritt weiterzugehen, und ich versuche auch diesen Verein mit weiterzuentwickeln." Doch was hat ihn bislang auf Schalke gehalten?
"Fußball ist für diesen Ballungsraum im Ruhrgebiet eine Art Religion. Wenn man sieht, mit was für einer Energie und Leidenschaft die Fans hier ins Stadion kommen, ist das absolut beeindruckend", sagte der im knapp 35 Kilometer entfernten Haltern geborene Höwedes.
"Ich mag es, wenn ein Verein lebt. Wenn er impulsiv lebt und der Fußball nicht nur ein Sport, sondern eine Art Leben für die Leute ist. Ich glaube, dass wir diese Sportart, diesen Verein unheimlich lieben. Wir sind ein Traditionsverein, der auch jedes Auswärtsspiel zu einem Heimspiel macht, und das ist etwas unheimlich Besonders."
Auch das direkte Verhältnis zu den Anhängern ist für Höwedes von enormer Bedeutung: "Die Kommunikation untereinander, diese Fan-Nähe, bekommt man jederzeit zu spüren, egal, ob du zum Bäcker gehst oder zur Tankstelle. Du wirst immer auf diesen Verein angesprochen, auch auf die Leistung, die man wöchentlich auf dem Platz bringt."
Dennoch bleibt der Wechsel ins Ausland weiterhin ein Ziel, besonders mit Hinblick auf sein Karriereende. "Wann der Schritt kommt, das lasse ich noch offen. Ich fühle mich unheimlich wohl in diesem Verein und weiß auch, was ich an ihm habe", bekundete der Verteidiger seine Treue, doch fügte er auch an: "Es wird der Zeitpunkt kommen, dass ich mir etwas anderes anschaue."
Seine zuletzt genannten Ziele waren entweder die USA oder Australien - beides Länder, in denen schon der eine oder andere europäische Topstar seine Karriere hat ausklingen lassen oder ausklingen lässt – wie aktuell Bastian Schweinsteiger mit seinem Wechsel zu Chicago Fire.
Mit 29 Jahren dürften bis 2020 aber noch einige Spiele auf Schalke dazu kommen. Dann läuft sein Vertrag aus und er könnte noch zwei, drei Jahre in Übersee bestreiten. In Deutschland wolle er "auf jeden Fall nur auf Schalke spielen" und auch nach seiner Karriere "sicherlich in irgendeiner Weise mit Schalke in Verbindung bleiben". Doch jetzt kommt erst einmal das Viertelfinale in der Europa League: "Wir können Geschichte schreiben und dessen müssen wir uns alle bewusst sein."