Dortmund wieder auf dem Weg nach oben
Dienstag, 29. Dezember 2015
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Noch vor einem Jahr schwebte Dortmund in Abstiegsgefahr, aber mit dem Abschied von Jürgen Klopp begann eine neue Ära, die unter Thomas Tuchel wohl wieder in die UEFA Champions League führen wird.
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Weihnachten 2014 war für die Fans von Borussia Dortmund ein Fest des Trübsinns. Die Welt war für sie eine andere geworden. Statt die Bayern zu jagen und um die Meisterschaft zu spielen, stand der stolze Klub punktgleich mit Schlusslicht Freiburg auf dem vorletzten Platz der Bundesliga. 15 Punkte aus 27 Spielen.
Doch ein Jahr später ist so, als hätte man die Tabelle einfach umgedreht. Platz zwei, der Rückstand auf Meister Bayern beträgt nach der unerwarteten Niederlage am letzten Spieltag der Hinrunde in Köln acht Punkte, dennoch eine beeindruckende Bilanz. Was ist in diesem einen Jahr geschehen?
Sieben erfolgreiche Jahre hatte Jürgen Klopp mit dem BVB verbracht, war zweimal Meister und einmal Pokalsieger geworden und 2013 ins Endspiel der UEFA Champions League in Wembley gegen die Bayern eingezogen,.
Doch mit Beginn der Saison 2014/15 war der Zauber des temperamentvollen Startrainers verflogen. "Kloppo" erreichte die Mannschaft nicht mehr. Im DFB-Pokal kamen die Borussen zwar weiter - sogar bis ins Finale, auch die Gruppenphase der Champions League überstanden sie souverän, ehe im Achtelfinale gegen Juventus Schluss war -, aber in der Bundesliga war der Wurm drin.
Klopps Pulver war verschossen, er zog zum Entsetzen des Vereins die Notbremse. Mitte April verkündete er, dass er Ende der Saison seinen geliebten Job aufgeben werde. "Das ist der richtige Moment für eine Veränderung bei Borussia Dortmund. Dafür muss ein großer Kopf weg – und das ist meiner."
Mats Hummel, unter Klopp zum Nationalspieler geworden, sagte: “In meinen kühnsten Träumen wäre die Zeit nicht schöner gewesen. Jetzt geht es darum, ihm den Abschied zu geben, den er verdient hat.“
Das Abschiedsgeschenk beider Seiten sollte ein Platz in der UEFA Europa League sein. Die 3. Qualifikationsrunde wurde mit dem am Ende sensationellen siebten Platz zwar erreicht, für das direkte Weiterkommen sollte der Pokalsieg gegen Wolfsburg her. Doch nach der Niederlage mussten auf dem Weg nach Europa ein paar Steine aus dem Weg räumen.
Dies ohne Jürgen Klopp, denn längst stand fest, dass Thomas Tuchel sein Nachfolger werden würde. Ebenfalls ein Anhänger des modernen Offensivfußballs, wie er schon als Trainer von Mainz bewiesen hatte.
Der heute 42-Jährige, weit weniger extrovertiert als Klopp, sagte bei seiner Vorstellung: "Das Glück ist ja, dass der BVB schon einen eigenen Stil hat: Angriffsfußball, dominant in der Offensive. Unser Ballbesitz wird immer darauf ausgerichtet sein, schnell vor das Tor zu kommen."
Und das schon gegen Österreichs Wolfsberg, das mit insgesamt 6:0 abgeschossen wurde, ehe in den Play-offs Odds BK Skien dran glauben musste. Einem 4:3 in Norwegen folgte ein 7:2 im eigenen Stadion. Tuchel hatte die Bremse im Kopf endgültig gelöst.
Ähnlich ging es in der Bundesliga weiter; etliche Wochen war Dortmund sogar Tabellenführer, bis nach einem 1:5 bei den Bayern der Rückstand etwas größer wurde. Doch die Borussia blieb "die mit Abstand zweitbeste Mannschaft der Bundesliga", wie HSV-Trainer Bruno Labbadia sagte.
Großen Anteil daran hat Pierre-Emerick Aubameyang. Der gabunische Nationalstürmer, bei Tuchel zum Star geworden, hat bislang 18-mal in der Bundesliga getroffen und siebenmal in der Europa League - inklusive Qualifikation. Fast ebenso beeindruckend spielt der Armenier Henrikh Mkhitaryan, der zwar in der Liga “nur“ auf sechs Treffer kommt, aber elf Tore vorbereitet hat. Und Marco Reus mit acht Bundesligatoren. Das unglaubliche Trio fast 70 Prozent aller Bundesligatore erzielt.
Die Halbzeitbilanz von Tuchel fiel nach dem 1:2 in Köln zwar nicht euphorisch aus, eher gewohnt gelassen. “Wir müssen erstmal das Spiel verarbeiten. Aber da wird kein schlechtes Halbjahr mehr draus.“
Der Weg ist längst nicht zu Ende. Im Viertelfinale des DFB-Pokals treten sie bei Abstiegskandidat Stuttgart an, in Europa zählen sie zu den Favoriten, auch wenn es in der Runde der letzten 32 gegen Porto geht und der Vorsprung in der Liga auf die Verfolger ist so groß, dass sie demnächst wieder Champions League spielen werden. Es scheint, als würden die Fans auch in den nächsten Jahren wieder fröhliche Weihnachten feiern können.