Wie es der Dnipro-Bus nach Warschau schaffte
Freitag, 15. Mai 2015
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Der Sieg von Dnipro Dnipropetrovsk gegen Napoli im Halbfinale war eine taktische Meisterleistung von Myron Markevych: UEFA.com-Reporter Igor Linnyk mit einer Lobeshymne auf seine Defensive.
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Nachdem der FC Dnipro Dnipropetrovsk seine Heimspiele in der ukrainischen Hauptstadt austragen musste, hatte Trainer Myron Markevych oftmals die Sorge, dass es seinem Team in der UEFA Europa League an Unterstützung mangeln würde.
Bis zum Aus des FC Dynamo Kyiv im Viertelfinale haben die Fans in der Hauptstadt lieber die Auswärtsspiele ihres Vereins im Fernsehen geschaut, als zu Dnipro ins Stadion zu gehen. Diesmal konnte sich Markevych allerdings nicht beklagen, denn 62 344 Zuschauer waren dabei, als durch einen 1:0-Erfolg gegen den SSC Napoli das Endspiel-Ticket gelöst wurde.
Die Fans ließen sich auch vom strömenden Regen nicht abhalten, und auch die Taktik von Dnipro erwies sich als wetterfest - Markevych parkte sprichwörtlich einen Bus vor seinem Tor. Zunächst machte Dnipro großen Druck und attackierte früh, doch schon bald vertraute man wieder auf seinen bekannten Plan A. Der ukrainische Vizemeister setzte die Vorgaben seines Trainers perfekt um und ließ sich nicht auf ein offenes Spiel ein.
Die Mission der Ukrainer war es, Napoli so wenig Platz wie möglich zu lassen und sie unermüdlich zu bekämpfen. Denys Boyko war gut beschäftigt, musste aber nur einmal in höchster Not retten, als Gonzalo Higuaín nach einem Zuspiel von Gökhan Inler alleine vor ihm auftauchte. Der 27-jährige Torhüter ließ sich vom Argentinier aber nicht bezwingen, wie schon im Hinspiel drei Mal.
Boyko ist nicht der einzige Halbfinal-Held bei Dnipro. Yevhen Seleznyov erzielte zwei Tage vor dem Hinspiel sein 100. Tor in der ukrainischen Liga, gegen Napoli war der 29-Jährige in beiden Partien erfolgreich und schoss sein Team damit nach Warschau. Dabei war der Stürmer nur aufgrund der Verletzung von Roman Zozulya in die Startelf gerutscht.
Das ist ein Musterbeispiel für die Kunst von Markevych, aus den äußeren Umständen bei Dnipro das Beste herauszuholen. Im direkten Vergleich hat Napoli vielleicht die besseren Einzelspieler, doch er schaffte es, dass seine Mannschaft einen unbändigen Willen dagegensetzte. Und mit Yevhen Konoplyanka hatten sie einen herausragenden Führungsspieler.
Es war Konoplyankas Vorarbeit für Seleznyov, die am Donnerstag das Sahnehäubchen war, der 25-Jährige ist vielleicht der einzige richtige Star bei Dnipro. Doch wie die Leistung in Kiew gezeigt hat, liegt Dnipros Stärke nicht bei einem fantastischen Einzelspieler, sondern beim Kollektiv.