Basels Salah kann - fast - alles
Montag, 8. April 2013
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Mohamed Salah vom FC Basel bewies auch am letzten Donnerstag im Spiel gegen Tottenham, dass er ein grandioser Fußballer ist, allerdings mit einem großen Problem - er trifft das Tor einfach nicht.
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Eigentlich überzeugten sie alle, ob sie nun Sommer, Dragović oder Elneny hießen, Frei, Stocker oder Streller – der FC Basel hinterließ im Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League gegen Tottenham Hotspur FC einen Gesamteindruck, den so manch einen überrascht haben dürfte. Mutig, spritzig, technisch stark präsentierte er sich, und selbst Kritiker werden zugeben müssen, dass der Schweizer Meister zu einem ernsthaften Anwärter aufs Halbfinale herangewachsen ist.
Kein Basler fiel ab, einer aber stach besonders hervor: Mohamed Salah dribbelte, passte und tänzelte sich in die Erinnerung der wohl meisten, die das Spiel am Donnerstagabend gesehen haben. Selbst Brad Friedel, der altgediente Torhüter der Spurs anerkannte: "Er war großartig." Er, der blitzschnelle, leichtfüßige Flügelspieler von zarten 20 Jahren, den der FCB erst im Sommer von Arab Contractors SC verpflichtet hat.
Yann Sommer, der Basler Torhüter, stellte fest: "Tottenham konnte ihn kaum stoppen." Und dies wäre immerhin die Aufgabe prominenter Leute gewesen, namentlich von William Gallas oder Benoît Assou-Ekotto. Englische Medien nannten Salah "eine Ballerina", die den Spurs Knoten in die Beine gespielt habe – so sehr verblüffte der Ägypter die Experten von der Insel.
Selbst in der Schweiz ist man daher geneigt zu fragen: Was macht ein Mann dieser Klasse in einem kleinen Fußball-Land wie der Schweiz? Wäre er nicht zu Höherem berufen? Mitnichten, das hat auch der Auftritt an der White Harte Lane belegt. Denn auch dort war Salahs größte Schwäche offenkundig: Zwar überfordert der Ballartist seine Gegenspieler Mal für Mal – aber: er trifft zu selten, in der UEFA Europa League war er noch gar nicht erfolgreich.
Es sei an den Donnerstag erinnert, als sich Salah mehr als einmal vors Tor spielte, den Ball dann aber über den Kasten donnerte oder Friedel anschoss. Oder das Achtelfinale gegen den FC Zenit St Petersburg – auch dort vergab er alleine im Hinspiel vier vorzügliche Chancen. Und beinahe hätte sich diese Abschlussschwäche im Rückspiel gerächt. Nur mit Glück und dank Torhüter Sommer brachte der FCB das Gesamtskore von 2:1 ins Ziel.
Murat Yakin, Salahs Trainer, sagt: "Würde Mohamed noch treffen – er wäre längst nicht mehr hier. Oder er wäre gar nicht erst zu uns kommen." Und Präsident Bernhard Heusler lässt Zahlen sprechen: "Wäre er kaltblütiger, hätte sein Transferwert eine Null mehr am Ende", sagt der Präsident mit einem Schmunzeln. Denn auch er weiß: Salahs Wert wird schon heute auf mehrere Millionen Euro beziffert.
Es ist auch nicht so, dass Salah gar nicht trifft. In der Meisterschaft sind es vier Tore und fünf Assists; in der UEFA Europa League immerhin fünf Torvorlagen. Nur: Es müssten wesentlich mehr sein.
Salah selbst scheint sich seiner Schwäche bewusst zu sein. Er begegnet ihr jedoch mit Gelassenheit, sagt lapidar: "Manchmal will der Ball nicht rein, egal, wie oft man es probiert. Aber wir sind als Team auf einem sehr guten Weg, haben Chancen aufs Halbfinale – das ist das Wichtigste." Vielleicht, so glaubt Salah, seien Abschlussqualitäten auch eine Frage des Alters: "In fünf Jahren mach ich meine Tor vielleicht." Fängt Salah früher damit an, kann es der FC Basel noch weit bringen.