Hannovers Reise ins Unbekannte
Mittwoch, 13. Februar 2013
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In der Bundesliga zeigte Hannover 96 zuletzt wieder einen leichten Aufwärtstrend, den möchte das Team von Mirko Slomka nun auch in der UEFA Europa League gegen den FC Anji Makhachkala unterstreichen.
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"Der Klub hat in den vergangenen Jahren mit großer Finanzkraft eine Mannschaft entwickelt, die aktuell Zweiter in der russischen Liga ist und auch international ehrgeizige Ziele hat", gibt Sportdirektor Jörg Schmadtke einen ersten Warnschuss ab.
Der angesprochene Gegner im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League ist im europäischen Fußball noch nahezu unbekannt und machte bislang eher als Zungenbrecher denn als sportliches Aushängeschild von sich reden. Dabei täte man gut daran, sich den Namen Anji Makhachkala einzuprägen, denn Anji gehört zu jenen Vereinen aus dem Osten Europas, die mit großer Finanzkraft an die Spitze drängen.
2011 begann der rasante Aufstieg der Mannschaft aus der Region Dagestan. Da übernahm der Milliardär Suleiman Kerimov den Klub und investierte reichlich. Seine erste Amtshandlung war die viel beachtete Verpflichtung des brasilianischen Ex-Weltmeisters Roberto Carlos, der so trefflich um die Ecken schießen konnte wie kaum ein anderer. Der mittlerweile 39-Jährige beendete zwar letzte Saison seine Karriere, ist aber weiter als Sportdirektor aktiv und bastelt seither an einer schlagkräftigen Truppe – scheinbar mit Erfolg.
"Mein Trainerkollege Guus Hiddink hat mit Samuel Eto'o, Lassana Diarra und Yuri Zhirkov, um nur einige zu nennen, fantastische Spieler", stellte Hannovers Trainer Mirko Slomka den kommenden Gegner vor. Und seit im Februar 2012 der niederländische Startrainer Guus Hiddink engagiert wurde, stimmt auch die sportliche Bilanz. Der letzte Transfercoup war die Verpflichtung des Brasilianers Willian vom ukrainischen UEFA-Champions-League-Teilnehmer FC Shakhtar Donetsk.
Auch Kevin Kuranyi, in Russland beim FC Dinamo Moskva unter Vertrag, warnt die 96 vor Anji. "Das ist kein einfaches Los für Hannover. Anji gehört zu den Top-Teams in Russland, spielt bisher eine überragende Saison."
Allerdings muss Anji auf Beschluss der UEFA die Heimspiele im 1 600 km entfernten Moskau austragen. Ein Heimspiel sieht definitiv anders aus. Zwar liegt im Luzhniki-Stadion Kunstrasen, aber auch darauf bereitete sich Hannover gewissenhaft vor. Positiv für 96 sicher auch, dass der Spielbetrieb in Russland noch ruht und es Anji an der nötigen Spielpraxis fehlen dürfte, meint zumindest Jan Schlaudraff: "Auf dem Papier sind wir schon der Außenseiter, aber es ist mit Sicherheit ein kleiner Vorteil für uns, dass wir schon im normalen Ligabetrieb sind", so der 96-Kapitän.
Trotz des schweren Loses herrscht an der Leine Zuversicht. "Wenn wir dort im Hinspiel ein ordentliches Ergebnis erzielen, haben wir im Rückspiel eine volle Hannover-Arena und eine gute Chance, weiterzukommen", ist sich Klubchef Martin Kind sicher, der am letzten Wochenende einen hart umkämpften und durchaus glücklichen 1:0-Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim mit ansehen konnte.
Doch die Russen sind sicherlich eine Klasse stärker als der Abstiegskandidat aus dem Kraichgau. "Anji ist für uns eine große Herausforderung", weiß Slomka. Doch Klubchef Kind kontert: "Das war es im vergangenen Sommer gegen Sevilla aber auch. Insofern sollten wir es mit Mut und Zuversicht angehen."