Bobadilla – der schnaubende Stier von YB
Mittwoch, 7. November 2012
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Wenn der BSC Young Boys bei Udinese Calcio weiter um den Einzug in die Runde der letzten 32 der UEFA Europa League kämpft, steht einer besonders im Fokus: Raúl Bobadilla, dreifacher Torschütze im Hinspiel.
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Was er kann, wusste man schon vorher. Doch am Donnerstag vor zwei Wochen wurde so manchem wieder einmal bewusst, wie gut er wirklich ist: Raúl Bobadilla schoss gegen Udinese Calcio drei Tore und hielt seinen BSC Young Boys damit im Rennen um den Einzug in die Runde der letzten 32 der UEFA Europa League. Gehobenes Niveau war es, was der 25-jährige Angreifer mit der beeindruckenden Statur bot.
Besonders sein zweiter Treffer blieb in Erinnerung. Nach einem Pressschlag im Mittelfeld nahm er einen hohen Ball direkt mit, überrannte zwei Gegenspieler und vollstreckte mit einem präzisen Schuss in die rechte Ecke – ein Beweis seiner ausgezeichneten Technik.
Nach der aufreibenden Partie blieben dem leicht aufgekratzten Bobadilla nur wenige Worte: "Ich bin kaputt, aber glücklich", sagte der Argentinier lediglich. Andere äußerten sich weniger zurückhaltend. YB-Trainer Martin Rueda lobte ihn in den höchsten Tönen: "Er hat ein hervorragendes Spiel gemacht – gefightet wie ein Bulle." Und die Berner Zeitung titelte einen Tag später: "Der Stier schnaubt wieder."
Die Berner Lokalzeitung bediente sich damit eines weit verbreiteten Bilds von Bobadilla: Er, der Stier, der sich im Spiel aufreibt, am Gegner festbeißt, Emotionen schürt, dabei aber zuweilen die Beherrschung verliert – so wird er von vielen beurteilt, die ihn verfolgen, seit er im Sommer 2006 aus Argentinien zum FC Concordia Basel in die Challenge League wechselte.
Auch Rueda, sagt trotz aller Wertschätzung für den Hochbegabten: "Raúl muss seine Nerven noch besser in den Griff kriegen, dann ist er noch viel besser." Sein Temperament stehe ihm immer wieder im Weg, sagen auch andere, die ihn kennen – regelmäßige Platzverweise sind Beleg hierfür. Und es überraschte auch nicht, sähen es Michael Frontzeck und Lucien Favre ähnlich – jene zwei Trainer, die Bobadilla in seiner Zeit beim VfL Borussia Mönchengladbach betreuten.
Dort, wo seine Klasse zwischen 2009 und Ende 2011 immer wieder aufblitzte, er mit nur acht Toren in 59 Spielen aber keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ – und deshalb in die Schweiz zurückkehrte. Hier hatte er sich mit 26 Toren in 47 Spielen beim Grasshopper-Club für einen Transfer in die Bundesliga empfohlen.
Bobadilla selbst zeigt sich inzwischen einsichtig. Er wisse, dass er manchmal positiv und manchmal negativ auffalle. "Ich gebe immer alles, immer. Manchmal klappt das gut, manchmal weniger", sagt er. Trainer Rueda spreche viel mit ihm, und er glaube, dass er bereits Fortschritte gemacht habe.
Bis 2014 steht Bobadilla in Bern noch unter Vertrag. Ein Titel soll es bis dahin schon sein, auch wenn YB seinen Ambitionen bereits wieder hinterher rennt: Auf Rang fünf der Super League liegen die Berner derzeit.
Kurzfristig will Bobadilla die nächste Runde in der Europa League erreichen. Doch selbst das wird mit bislang drei Punkten aus drei Spielen herausfordernd. Bobadilla zieht jedoch Zuversicht aus dem Hinspielsieg gegen Udinese. Er meint: "Wenn wir so kompakt, so spielfreudig und so positiv auftreten wie in diesem Hinspiel, müssen wir uns vor niemandem verstecken." Das gilt besonders für ihn selbst.