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Italiens "Mister UEFA-Pokal"

Der legendäre Ex-Abwehrspieler Giuseppe Bergomi von Inter Mailand spricht bei uefa.com über seine Rekord-Karriere im UEFA-Pokal.

Giuseppe Bergomi war erst 18 Jahre alt, als er mit Italien 1982 die FIFA-Weltmeisterschaft gewann. Im Endspiel von Madrid, als die Bundesrepublik Deutschland mit 3:1 bezwungen wurde, zeigte er eine großartige Leistung. Da er schon damals älter und reifer aussah als viele seiner Altersgenossen, bekam er schnell den Spitznamen "lo zio" - der Onkel. Doch Bergomi, der während seiner 19-jährigen Profi-Karriere ausschließlich für den FC Internazionale Milano spielte, könnte auch "Mister UEFA-Pokal" genannt werden.

Der eisenharte Verteidiger gewann den UEFA-Pokal drei Mal mit Inter und er ist immer noch Rekordspieler in diesem Wettbewerb. Mit seinen 96 Einsätzen hat er 27 Spiele mehr bestritten als der Zweitplatzierte in dieser Wertung. Insgesamt brachte er es auf 117 Europapokal-Spiele - eine Marke, die erst 2002 von AC Milans Paolo Maldini gebrochen wurde. Bergomi hat sich mittlerweile auch als Fernseh-Kommentator in Italien einen Namen gemacht. Mit uefa.com sprach er über die Vergangenheit und die Gegenwart des UEFA-Pokals.

uefa.com: Sie müssen doch eigentlich nur positive Erinnerungen an den UEFA-Pokal haben, nachdem Sie ihn drei Mal gewinnen konnten?

Bergomi:
Das stimmt. Ich hatte das Glück, in einem so großen Team wie Inter zu spielen. Ich habe die italienische Meisterschaft zwar nur einmal gewonnen, aber wir waren sehr häufig im UEFA-Pokal dabei. Denn zu meiner Zeit qualifizierte sich immer nur der jeweilige Landesmeister für die [UEFA] Champions League. Der UEFA-Pokal war ein faszinierender Wettbewerb, den man nur sehr schwer gewinnen konnte, weil dort einige der besten Mannschaften Europas spielten. Es war sehr wichtig für uns, regelmäßig im UEFA-Pokal zu spielen.

uefa.com: Gibt es Spiele, an die Sie sich noch besonders gut erinnern können?

Bergomi:
Die Finalspiele, die wir gewinnen konnten, waren natürlich großartige Momente. Doch am besten erinnere ich mich an zwei Duelle. Das eine war gegen Aston Villa [FC] 1990/91, als wir in England 0:2 verloren und das Rückspiel in Mailand dann mit 3:0 gewannen. Und auch an das Duell mit dem [RC] Strasbourg 1997/98 habe ich gute Erinnerungen, als wir im Rückspiel ebenfalls einen 0:2-Hinspielrückstand aufholen konnten und zuhause noch mit 3:0 gewannen. In beiden Spielzeiten haben wir am Ende schließlich auch den Pokal gewonnen.

uefa.com: Die italienischen Teams waren in diesem Wettbewerb immer sehr erfolgreich, doch seit 1999 hat keine Mannschaft mehr aus Ihrer Heimat den Titel holen können. Warum nicht?

Bergomi:
Die drei größten Mannschaften aus Italien [Juventus, AC Milan und Inter] spielen fast in jeder Saison alle in der UEFA Champions League. Das heißt, im UEFA-Pokal spielen nicht die besten italienischen Teams. Ich denke, der UEFA-Pokal hat ein bisschen von seiner Attraktivität verloren; so wie der Pokalwettbewerb in Italien. Der Wettbewerb wird für viele Vereine erst in der entscheidenden Phase interessant. Ich glaube jedenfalls, dass die Italiener erst dann wieder gute Chancen auf den Titel haben, wenn eines der drei besten Teams dort wieder spielt. Beispielsweise wenn sie sich als Dritter der UEFA Champions League-Gruppenphase für den UEFA-Pokal qualifizieren.

uefa.com: Wie schätzen Sie die Chancen der Italiener in dieser Saison ein?

Bergomi:
Ich denke, [US Città di] Palermo könnte auch weiterhin noch für die eine oder andere Überraschung sorgen, auch weil es für sie in der Serie A um nicht mehr viel geht und sie sich deshalb voll auf den UEFA-Pokal konzentrieren können. Allerdings haben sie mit dem FC Schalke 04 im Achtelfinale ein sehr schweres Los gezogen. [AS] Roma ist sicherlich das beste der drei Teams, ist aber noch in drei anspruchsvollen Wettbewerben vertreten und muss zurzeit auch mit Verletzungssorgen fertig werden. Für die Römer wird es sehr schwer, ihre gute Form in den drei Wettbewerben beizubehalten. Udinese [Calcio] dagegen wird sich wohl eher auf den Abstiegskampf in der italienischen Liga konzentrieren müssen. Denn der Klassenerhalt hat sicherlich oberste Priorität bei ihnen.

uefa.com: Wer ist Ihr Favorit auf den Titelgewinn in dieser Saison?

Bergomi:
Ich habe Schalke in der Champions League spielen sehen. Sie haben eine sehr starke Mannschaft mit einigen hochklassigen Spielern. Wenn ich mich für ein Team entscheiden müsste, würde ich auf Schalke setzen.

uefa.com: Welche europäischen Abwehrspieler sind für den ehemaligen Weltklasse-Verteidiger Bergomi derzeit am besten?

Bergomi:
Ich glaube, das Chelsea FC-Duo John Terry und Ricardo Carvalho ist sehr stark. Sie sind wohl derzeit das beste Innenverteidiger-Gespann. Beide sind technisch und physisch sehr stark. Sie passen sehr gut zusammen und sind auch starke Persönlichkeiten, die die Mannschaft führen können.

uefa.com: Die italienischen Vereine spielen derzeit im Europapokal sehr erfolgreich, und auch die Nationalmannschaft trumpft momentan stark auf. Meinen Sie, Italien kann erstmals nach 1982 wieder Weltmeister werden?

Bergomi:
Ich glaube, Italien hat die Chance, die WM in diesem Jahr zu gewinnen, auch wenn der Ausgang bei den vielen starken Mannschaften kaum vorauszusagen ist. In allen sieben Spielen muss deshalb alles passen. Wegen der technischen Qualitäten des Teams sehe ich Italien fast so stark wie die Brasilianer und ungefähr auf gleicher Stufe mit den Engländern, Deutschen, Franzosen und Argentiniern.

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