Löw: "Wir müssen uns vor niemandem verstecken"
Mittwoch, 27. Juni 2012
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Etwas mehr als 24 Stunden vor dem Halbfinalduell mit Italien in Warschau sieht Bundestrainer Joachim Löw sein Team "absolut in der Lage, Italien zu bezwingen und ins Finale einzuziehen".
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Zum vierten Mal in Folge steht Deutschland bei einem großen Turnier im Halbfinale. Ein Titelgewinn ist dabei nie herausgesprungen, doch wenn es am Donnerstag in Warschau ins Duell mit Italien geht, soll zuerst eine andere schwarze Serie durchbrochen werden, der letzte Schritt auf dem Weg zum totalen Triumph bei der UEFA EURO 2012 wäre dann am Sonntag in Kyiw fällig.
Wer in den letzten beiden Tagen Fernsehen geschaut oder Zeitung gelesen hat, konnte sich einem Thema kaum entziehen: Deutschlands schlechter Bilanz in Pflichtspielen gegen Italien. Löw, der nach eigener Aussage kaum Zeitung liest, interessiert dies überhaupt nicht: "Diese Vergangenheit spielt für uns und für unsere junge Generation keine Rolle, weil sie das nur aus der Geschichte kennen, deshalb werden diese Dinge bei uns auch nicht thematisiert."
Viel mehr geht es in der Vorbereitung darum, wie man den Italienern über 90 Minuten lang Probleme bereiten will. "Wir sind eine Mannschaft, die nicht mehr auf den Gegner reagieren muss, sondern wir können selbst agieren", so Löw. "Wir sind fußballerisch auf einem Niveau, wo wir uns vor niemandem verstecken müssen."
Dabei sieht der Bundestrainer nur noch minimale Unterschiede zwischen den vier Halbfinalisten und ging nochmals auf die Stärken der Squadra Azzurra ein. "Italien verfügt über Spieler, die eine große Klasse haben. [Andrea] Pirlo ist der Takt- und Ideengeber, aber wir werden überlegen, wie wir den Italienern unseren Rhythmus aufzwingen können."
Auch wenn Italien laut Löw in den letzten Jahren "einen Wandel vollzogen" hat und "vermehrt Chancen sucht, ohne in der Defensive etwas zu verlieren", glaubt er schon, dass man sie über kurz oder lang knacken wird. "Vielleicht werden wir es schaffen, sie in der zweiten Halbzeit mit etwas Tempo müde zu spielen."
Eine eventuelle Müdigkeit bei den Azzurri ist vor der Partie ein beliebtes Thema bei den Journalisten vor Ort, schließlich hat Italien am Sonntag 120 anstrengende Minuten gegen England auf dem Platz gestanden und musste danach ins Elfmeterschießen. Laut Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli ist dies kein Problem mehr: "Wir sind mental und physisch wieder voll fit. Es gibt keine negativen Gedanken. Wir sind sehr entschlossen und selbst wenn es Müdigkeit gibt, können wir diese bei so einem Anlass ausblenden."
Die Partie verspricht vor allem deshalb interessant zu werden, weil Prandelli keineswegs nur auf die Konterstärke setzen will, sondern seine Mannschaft auch stürmen sehen möchte. "Wir geben morgen alles, damit wir ins Finale einziehen. Wir haben eine besondere Waffe in unserem Arsenal. Wir können nach vorne gehen, denn daran haben wir zwei Jahre lang gearbeitet. "
Angesprochen auf die gute Bilanz gegen Deutschland sagte er: "Die Statistik ist nicht aussagekräftig, denn Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Wir treffen auf eine sehr selbstbewusste Mannschaft und ich glaube kaum, dass sie Angst vor uns haben."
Die Zeit für einen Sieg gegen Italien ist mehr als reif, dem spielstarken DFB-Team sind die eigenen Stärken weitaus besser bekannt als knappe Niederlagen aus den letzten Jahrzehnten und so ist die große Angst vor einem achten Pflichtspiel ohne Sieg gegen die Azzurri Fehl am Platze. "Man braucht auch Glück für einen Finaleinzug", weiß Löw. "Aber wir sind absolut in der Lage, Italien zu bezwingen und ins Endspiel einzuziehen."