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Torwart-Legende Pfaff wird 65

Jean-Marie Pfaff feiert seinen 65. Geburtstag, aus diesem Anlass blicken wir zurück auf seine Anfänge, seine Zeit beim FC Bayern und beleuchten sein Mitwirken in einer TV-Show.

Jean-Marie Pfaff im Jahr 1987
Jean-Marie Pfaff im Jahr 1987 ©Getty Images

Jean-Marie Pfaff ist eine wahre Fußballikone in Belgien, der frühere Torhüter feierte große Erfolge mit dem FC Bayern und verdiente sich den Spitznamen "El Simpático". Doch auch nach seinem Karriereende hat das Interesse an ihm nicht nachgelassen, neben vielen Wohltätigkeitsaktionen hatte er auch eine Rolle in De Pfaffs, einer Reality-Show über seine Familie. Doch Pfaff stand nicht immer im Rampenlicht, vor genau 65 Jahren wurde er eher in bescheidenen Verhältnissen geboren.

"Bis zu meiner Heirat habe ich in einem Wohnmobil gelebt", so der ehemalige Keeper über seine Anfänge in der Stadt Lebbeke in Ostflandern. "Camper sind fantastisch. Wir hatten ein tolles Leben mit meinen [elf] Brüdern und Schwestern. Camper suchen immer den Kontakt zu anderen Menschen, sie sind sehr sozial. Diese Gemütlichkeit, Liebe, Freundschaft, Zusammenarbeit, das Zusammenleben oder einfach nur was zusammen spielen oder auf sich aufzupassen – wir waren eine glückliche große Familie."

Der Tod seines Vater Honoré, einem Teppichverkäufer, zerstörte die perfekte Welt von Jean-Marie bereits mit elf Jahren, doch er gab sich ein Versprechen: Er würde ein guter Torhüter werden. Dafür arbeitete er sehr hart und so verdiente er seine Brötchen zunächst im Postamt und in einer Weberei, ehe er mit 18 Jahren seinen Durchbruch bei KSK Beveren schaffte. "Das war im Prinzip nur mein Hobby, ich hatte ja einen geregelten Job", erinnert er sich. "Ich musste jeden Tag mit dem Fahrrad von Beveren nach Sint-Niklaas fahren, egal ob es geregnet hat oder die Sonne schien. Das waren rund 25 Kilometer."

Pfaff im letzten Jahr
Pfaff im letzten Jahr©Getty Images

Im Jahr 1974 heiratete er Carmen, zusammen betrieben sie ein Sportgeschäft, während er zum Stammtorhüter bei Beveren aufstieg. Er machte sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mannschaft, feierte Meisterschaften und Pokalsiege und wurde 1978 zudem zu Belgiens Fußballer des Jahres gewählt.

Zwei Jahre zuvor hatte er bereits sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben, ehe er vier Jahre später auch im Finale der UEFA-Europameisterschaft gegen die Bundesrepublik Deutschland zwischen den Pfosten stand, die Niederlage gegen das Kopfballungeheuer Horst Hrubesch aber nicht verhindern konnte.

1982 wechselte Pfaff von Beveren zu den Bayern – vom Namen her fast ähnlich, von der sportlichen Seite her aber ein Quantensprung. Sein erstes Bundesligaspiel endete allerdings in einem Disaster. Zwar verloren die Bayern nur mit 0:1 gegen Bremen, der Treffer für Werder ging aber auf die Kappe von Pfaff. Es konnte nur besser werden, und es wurde auch besser. Mit zahlreichen starken Paraden und seinem speziellen Akzent wurde er zum Liebling der Fans – für sie war er der neue Sepp Maier.

Pfaff bei der WM 1986
Pfaff bei der WM 1986©Getty Images

Mit den Münchnern gewann er drei Meisterschaften, wobei es im Finale des Pokals der europäischen Meistervereine 1987 gegen den FC Porto leider nicht zum Titel reichte. Bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1986 hatte sich Pfaff aber zuvor schon unsterblich gemacht, nachdem er zunächst im Viertelfinale die spanischen Hoffnungen im Elfmeterschießen zerstört hatte und im Anschluss auf Argentinien und Diego Maradona traf. Trotz der Niederlage kehrten die Belgier als Helden in ihre Heimat zurück und wurden auf dem Grote Markt Platz in Brüssel von 10 000 frenetischen Fans empfangen.

Pfaff erhielt in Mexiko aber auch einen neuen Spitznamen, wegen seines sympathischen Lächelns wurde er "El Simpático" genannt. 1988 verließ er die Bayern wieder und ließ seine Karriere bei Lierse und Trabzonspor ausklingen, ehe er mit 36 Jahren die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängte. Nach einigen Versuchen als Trainer sah er sich aufgrund seiner Persönlichkeit aber eher zur Wohltätigkeitsarbeit berufen und übernahm die Hauptrolle in De Pfaffs, einer Reality-Show, die den Star zehn Jahre lang in seiner Villa in der Nähe von Antwerpen begleitete.

Jean-Marie, Carmen, die drei Töchter und Enkelkinder muss man in Belgien niemandem vorstellen, aber den meisten Menschen bleiben wohl die sportlichen Leistungen von Pfaff in Erinnerung. "Was ich bei Bayern oder mit der Nationalmannschaft in Mexiko erreicht habe, habe ich harter Arbeit zu verdanken", betonte er. "Ich wollte mich immer verbessern, der Beste sein." Für viele Jahre war er auf jeden Fall ganz oben dabei.

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