Cenk Tosun: Beşiktaş' Lebensversicherung

Es ist ohne Zweifel bisher das Jahr des Cenk Tosun. In Sommer schoss er Beşiktaş mit 20 Treffern zur erfolgreichen Titelverteidigung in der Türkei, in dieser Saison ist er mit bislang vier Treffern in vier Spielen einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass das Team aus Istanbul mit zehn Zählern seine Champions-League-Gruppe souverän anführt und aus den Spielen gegen Porto und in Leipzig nur noch einen Punkt für das Achtelfinal-Ticket benötigt.

• UCL-Rechenspiele: Wer kommt weiter?
• Die aktuellen Tabellen

Das Licht der Welt erblickte Tosun im hessischen Wetzlar, schon mit sechs Jahren kickte er für Eintracht Frankfurt, für die Hessen debütierte er 2010 auch in der Bundesliga. Im Gespräch mit UEFA.com erzählt der 26-Jährige, warum er 2011 in die Türkei ging und inzwischen auch über 20 Mal für die Milli Takimlar aufgelaufen ist, obwohl er zuvor alle Jugendnationalmannschaften des DFB durchlaufen hat.

"Anfangs war es nicht einfach für mich ohne meine Familie, zu der ich ein sehr enges Verhältnis habe. Als ich von Frankfurt nach Gaziantep ging, war ich das erste Mal in meinem Leben ganz auf mich alleine gestellt, das hat mir schon ein bisschen Angst gemacht", erinnert sich Tosun an seine ersten Monate in seiner neuen Heimat. "Ich hatte damals auch Angebote der großen Teams aus Istanbul, aber mein Agent, meine Familie und ich waren schnell der Meinung, dass es für mich besser wäre, mich zuerst bei Gaziantep zu beweisen."

Das tat er mit fast 40 Toren in gut 100 Spielen so nachhaltig, dass Beşiktaş 2014 alle Hebel in Bewegung setzte, um ihn zu den Schwarzen Adlern zu locken – mit Erfolg!

"Ich wollte schon immer für Beşiktaş spielen, auch wenn die beiden anderen großen Klubs auch an mir interessiert waren, habe ich mich sofort für Beşiktaş entscheiden." Dort machte sich der bullige Stürmer schnell als torgefährlicher Joker einen Namen und versuchte von den etablierten Beşiktaş-Stürmern wie Demba Ba und Mario Gomez zu lernen."

Letzte Saison gelang ihm dann an der Seite von Vincent Aboubakar mit 20 Treffern der endgültige Durchbruch, auch in der UEFA Champions League machte Tosun mit einem Traumtor beim 3:3 gegen Benfica international auf sich aufmerksam.

"Ich habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, den Verein zu wechseln, um irgendwo die Nummer eins als Stürmer zu sein, mein Ziel war es immer, hier den Durchbruch zu schaffen, dafür habe ich sehr hart gearbeitet."

Arbeit, die sich vor allem in der Königsklasse ausgezahlt hat, dank seiner Tore gegen Porto (1) und Monaco (3) darf Beşiktaş vom erstmaligen Einzug ins Achtelfinale träumen. "Es ist eine tolle Sache für uns, dass wir zehn Punkte auf dem Konto haben und ich bin sehr stolz darauf, schon vier Tore erzielt zu haben. Darauf möchte ich aufbauen und noch möglichst oft treffen."

Cenk Tosuns Torjubel (hier mit Talisca) konnte man zuletzt häufig sehen©AFP/Getty Images

Sein Tor gegen Benfica aus der letzten Saison eingerechnet ist Tosun mit fünf Toren der erfolgreichste türkische Torschütze in der Geschichte der Königsklasse. Während er mit seinem Klub letzte Saison noch Lehrgeld zahlen musste und trotz einer guten Ausgangslage in der Gruppenphase hängenblieb, soll es diesmal ganz anders kommen, verspricht Tosun.

"Wir haben diese Saison viel mehr Erfahrung, die fehlte uns letzte Saison in den entscheidenden Momenten, da haben wir immer wieder geführt und späte Gegentore kassiert. Daraus haben wir gelernt."

Angesichts der starken Auftritte in der Gruppenphase träumt so mancher türkische Fan schon von weiteren glanzvollen Auftritten in der Königsklasse, doch da schiebt Tosun erst mal den Riegel vor: "Klar ist es verlockend, große Träume zu haben, aber es ist nicht sehr schlau, sich seine Ziele in so einem Wettbewerb zu hoch zu setzen. Wir gehen das lieber Spiel für Spiel an."

Sollte Beşiktaş das Achtelfinale erreichen, dürfte die Euphorie bei den Fans kaum noch zu bremsen sein und der Gegner der Schwarzen Adler darf sich auf einen neuen Lautstärke-Weltrekord einstellen.