Die zweite Luft der Alten Dame
Mittwoch, 24. Februar 2016
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Wer hätte Juventus nach dem 0:2-Rückstand gegen die Bayern noch so ein Comeback zugetraut? UEFA.com-Reporter Paolo Menicucci erklärt, wie diese Wende zustande kam.
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Als Juventus nach einer Stunde gegen den FC Bayern im eigenen Stadion mit 0:2 zurücklag, hätte wohl keiner noch einen Pfifferling auf die Alte Dame gesetzt, doch dann bewies das Team aus Turin, warum man vor eigenen Fans in der Königsklasse seit einem 0:2 gegen die Münchner im Jahr 2013 in 16 Europapokalspielen ungeschlagen ist.
Mit der ungewohnten Innenverteidigung um David Alaba und Joshua Kimmich, hatten die Bayern zuvor spielerisch brilliert, vor allem Arjen Robben und Douglas Costa hatten auf den Flügeln für unglaublichen Wirbel gesorgt. Wie also ist es Juventus gelungen, zurück ins Spiel zu kommen?
Fans als 12. Mann
"Wir hätten heute mehr mitnehmen können", gestand Bayern-Keeper Manuel Neuer nach den aufregenden 90 Minuten und lobte indirekt die Juve-Fans. "Bei all der Unruhe im Stadion haben wir ein bisschen die Ordnung verloren."
Als Robben das 2:0 erzielte, hörte man nur noch die Gästefans, aber der Anschlusstreffer von Paulo Dybala veränderte alles und weckte die Anhänger der Heimmannschaft. Plötzlich hörte man: "Chi non salta, non ci crede" (wer nicht hüpft, glaubt nicht an uns) und "Noi vogliamo undici leoni" (wir wollen elf Löwen sehen). Und die Mannschaft schien die Botschaft verstanden zu haben, erst scheiterte Juan Cuadrado knapp, dann traf Stefano Sturaro zum Ausgleich.
Gute Wechsel
Massimiliano Allegri hatte am Dienstag ein glückliches Händchen. In seinem erst sechsten Einsatz seit Ende Oktober sorgte Hernanes, der für den verletzten Claudio Marchisio kam, im Mittelfeld für mächtig Wirbel, die ebenfalls eingewechselten Álvaro Morata und Sturaro sorgten mit ihrer Kombination für das 2:2. "Das ist mein bisheriger Karrierehöhepunkt", strahlte der 22-jährige Hernanes. "Bayern ist stark, aber wir haben eine tolle Aufholjagd gezeigt."
Dybalas perfektesTiming
Auch der 22-jährige Dybala hatte einen denkwürdigen Abend, schließlich gelang ihm sein erstes Tor in der UEFA Champions League und damit die Wende in dieser bis dahin so einseitigen Partie. "Wir haben unsere Herzen in die Hand genommen", sagte der Argentinier. "Wir wussten, wie stark die Bayern sind, aber in der zweiten Hälfte haben wir sie viel mehr unter Druck gesetzt. Wir fahren jetzt in ein Stadion, in dem noch nicht viele Mannschaften gewonnen haben, aber wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, ist alles möglich."
Kann Juve diese Leistung wiederholen?
Bayerns Auftritt war lange eindrucksvoll und zuhause ist der deutsche Rekordmeister sowieso eine Klasse für sich, doch dieses Juve-Team scheint zu allem in der Lage, man frage nur Real Madrid. "Ich glaube, dass sie in München noch aggressiver auftreten werden", prophezeite Pep Guardiola, der genau weiß, dass das Rückspiel sein letzten Spiel in der UEFA Champions League für die Bayern sein könnte.