Die größten Teams aller Zeiten: Ajax 1971–73
Samstag, 18. Juli 2015
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Die Größten: Der "Totale Fußball", den Rinus Michels beim AFC Ajax einführte, war das perfekte System für Johan Cruyff, dessen Team den Fußball in den frühen 1970er Jahren dominierte.
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Rinus Michels revolutionierte mit dem AFC Ajax die Fußball-Taktik und schaffte die Voraussetzungen dafür, dass seine Mannschaft in den frühen 1970er Jahren den Pokal der Europäischen Meistervereine drei Mal in Folge gewinnen konnte. UEFA.com stellt Ihnen die Mannschaft vor, die den Fußball veränderte.
Das goldene Zeitalter
Rinus Michels übernahm das Amt des Cheftrainers 1965 und verwandelte Ajax vom Abstiegskandidaten in die beste Mannschaft Europas. Sein System des "Totalen Fußballs" brachte Namen wie Johan Neeskens, Piet Keizer, Sjaak Swart, Wim Suurbier, Barry Hulshoff, Gerrie Mühren, Johnny Rep, Ruud Krol, Velibor Vasović und natürlich auch Johan Cruyff hervor.
Nach einer Niederlage im Finale des Pokals der europäischen Meistervereine 1969 musste Ajax mit ansehen, wie 1970 Erzrivale Feyenoord als erste Mannschaft der Niederlande die wichtigste Trophäe im europäischen Vereinsfußball gewinnen konnte. In London konnten sie ein Jahr später jedoch durch einem 2:0-Finalsieg über Panathinaikos FC mit dem Team aus Rotterdam gleichziehen. "Ich habe alles erreicht, was ich konnte – man kann es nicht besser machen", sagte Michels, der nach diesem Erfolg den FC Barcelona übernahm.
Sein Nachfolger Stefán Kovács zeigte, dass Michels Unrecht hatte. Cruyff erzielte beide Tore, als Ajax den FC Internazionale Milano im Finale 1972 in Rotterdam mit 2:0 besiegte. Der dritte Sieg in Folge gelang ihnen 1973 in Belgrad im Endspiel gegen Juventus, als sie mit 1:0 gewannen.
Die Übergabe des Zepters
Dieser letzte Sieg war wahrscheinlich der Gipfel von Ajax' Erfolg; im Viertelfinale besiegten sie den FC Bayern München, gegen Real Madrid CF gewannen sie im Halbfinale und schließlich war Johnny Reps frühes Kopfballtor gegen Juve in Belgrad genug für den Finalsieg.
Doch der Erfolg war nur kurzweilig. Cruyff folge Michels nach Barcelona, die beiden erreichten auch das Finale der FIFA-Weltmeisterschaft 1974 zusammen. Ajax sollte jedoch nun 22 weitere Jahre warten müssen, bis sie zum vierten Mal die Champions Europas werden konnten – Louis van Gaal saß beim Triumph von 1995 auf der Bank.
Die wegweisende Philosophie
Der "Totale Fußball" basierte auf einer 4-3-3-Formation, mit Stürmern auf den Flügelpositionen. Angriffe fingen beim Torhüter an, der Ball wurde sehr schnell gespielt, Verteidiger und Mittelfeldspieler drängten mit nach vorne, wodurch die damals übliche Manndeckung von Ajax-Spielern unglaublich schwer wurde. Starkes Pressing und eine herausragende Abseitsfalle stellten sicher, dass Ajax den Ball nie lange verlor.
"Wir haben eine Art von Fußball gespielt, die zu dieser Zeit in Europa nicht normal war", erinnerte sich Cruyff. "Wir haben unseren eigenen Stil gespielt – etwas, das man in anderen Ländern nicht kannte, und das hat die Aufmerksamkeit Europas auf uns gezogen."
Das taktische Genie
Als die Karriere des kampstarken Stürmers Rinus Michels durch eine Rückenverletzung vorzeitig beendet wurde, wurde "der General" für seinen Verein als Trainer sogar noch wertvoller. "Es ist eine Kunst, eine gute Aufstellung zusammenzusetzen. Man muss die Balance zwischen kreativen Spielern und denen, die den Angriff der Gegner aufbrechen können, finden. Dabei darf man nie die Qualitäten der Gegner und die spezifischen Ansprüche jedes Spiels vergessen", sagte Michels.
Er wählte seine Spieler bei Ajax perfekt und zeigte sich fast genauso effektiv mit Barcelona, wo er die Meisterschaft 1973/74 gewinnen konnte, bevor er die Nationalmannschaft der Niederlande übernahm. Auch wenn das Erreichen des Finals bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1974 schon ein großer Erfolg ist, war der Sieg bei der UEFA-Europameisterschaft 1988 mit den Oranje ohne Zweifel ein noch größerer Triumph.
"Ich bin so glücklich darüber, dass ich die holländische Art, Fußball zu spielen, in der ganzen Welt berühmt machen konnte", sagte Michels später. "Wenn ich einen Schwanz hätte, würde ich damit wackeln."
Die Starspieler
Johan Cruyff: Cruyff war als Stürmer mit fantastischen technischen Fähigkeiten und Führungsqualitäten das Aushängeschild des "Totalen Fußballs". "Natürlich hatte ich meine eigenen besonderen Fähigkeiten, aber eine Mannschaft besteht aus den Qualitäten aller Spieler – keiner kann es alleine schaffen", sagte Cruyff. "Wenn jeder Spieler dazu bereit ist, alles zu geben und seine besonderen Fähigkeiten in den Dienst der Mannschaft zu stellen, dann bekommt man die maximale Leistung und die besten Ergebnisse."
Johan Neeskens: "Johan der Zweite" war ein unermüdlicher Läufer, der auch eine gute Technik hatte, Tore machen konnte und so Cruyff seinen Erfolg ermöglichte. Als einer der ersten Mittelfeldspieler deckte er das komplette Spielfeld zwischen den Strafraumgrenzen ab und konnte seine Gegner so lange unter Druck setze, bis er wieder in Ballbesitz war. "Er im Mittelfeld war zehn Spieler wert", sagte Mannschaftskamerad Sjaak Swart.
Piet Keizer: Das Genie am linken Flügel war ein hoch talentierter Flankengeber und eine ausgezeichnete Unterstützung für Cruyff. Er verbrachte seine ganze Karriere von 1961–74 bei Ajax und schoss 146 Tore in 365 Spielen. "Wenn ich nicht gespielt habe, hab ich Spiele von Ajax angeschaut, nur um Keizer zu sehen", erinnert sich sein Zeitgenosse, Feyenoords Mittelfeldspieler Wim van Hanegem.
Was sie sagten …
Sjaak Swart, Ajax Stürmer: "Am Anfang hat Michels gesagt: 'Wir werden Ajax professioneller machen. Wenn irgendjemand ein Problem damit hat, dass ich mehr Disziplin und Training will, sagt es jetzt, dann kannst du gehen.' Seine Trainingseinheiten waren immer perfekt vorbereitet. Und er hat immer den richtigen Spieler für die richtige Position gefunden. Das scheint einfach, ist es aber nicht. Wenn ich Trainer geworden wäre, hätte ich es genauso wie er gemacht. Ich hatte nie einen besseren Trainer als Rinus Michels."
Ruud Krol, Ajax Verteidiger: "Unter Michels sind wir weniger gerannt, wir haben die Positionen voneinander übernommen – das war revolutionär. Es war das erste Mal, dass es eine komplett andere Vision von Fußball gab. Der "Totale Fußball" hat sich in der ganzen Welt verbreitet. Es war die einzige wirkliche Veränderung im Fußball in fast 40 Jahren. Er hat die Welt verblüfft."