Barcelonas brillanter Dreiersturm
Mittwoch, 13. Mai 2015
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Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar haben in dieser Saison zusammen 114 Tore erzielt - davon war auch Andy James von UEFA.com mehr als nur beeindruckt.
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Es hätte den 5:3-Gesamtsieg gegen den FC Bayern München nicht gebraucht, um uns davon zu überzeugen, dass der FC Barcelona aktuell über den gefährlichsten Sturm Europas verfügt.
Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar hatten vor dem gestrigen Spiel bereits zusammen 112 Pflichtspieltore erzielt, bevor der Letztgenannte in München zwei Mal traf und so sicherstellte, dass die Spanier zum ersten Mal seit 2011 wieder ins Endspiel der UEFA Champions League einzogen, obwohl sich Bayern in seinem eigenen Stadion stark wehrte und am Ende zumindest das Rückspiel mit 3:2 für sich entschied.
Bayern, das im Hinspiel innerhalb von 13 Minuten im Camp Nou zwei Treffer von Messi und einen von Neymar kassierte, wollte die südamerikanische Offensive im eigenen Stadion besser kontrollieren und für eine kurze Zeit gab es sogar Hoffnungen auf ein sensationelles Comeback, als Medhi Benatia nach nur sieben Minuten ungedeckt einköpfen konnte.
Wie schon vor sechs Tagen machten "MSN", wie Barças Angriff in den sozialen Medien mittlerweile genannt wird, jegliche Hoffnungen schnell zunichte. Der Doppelpack von Neymar – zuerst ein einfacher Ball ins leere Tor, danach ein wuchtiger Halbvolley ins kurze Ecke – sorgte für die wichtigen Auswärtstore, die Barcelonas Ticket nach Berlin lösten. Mit einem Angriff in dieser Form wäre es keine Überraschung, würden die Katalanen auf Europas Fußballthron zurückkehren.
Messi, Suárez und Neymar sind jeder für sich Weltklassespieler – zusammen sind sie fast unaufhaltsam. Messi und Neymar trafen im Hinspiel, doch im Rückspiel waren alle drei Angreifer an den Toren der Gäste beteiligt. Das Zusammenspiel zum 1:1-Ausgleich war überragend: Messis genauer Pass ließ Suárez frei auf Manuel Neuer zulaufen, doch der Uruguayer entschied sich für die sichere Variante und legte selbstlos quer auf Neymar, der nur noch einschieben musste.
Es sieht so aus, als sollte die ständige Übergangsphase, die man von außen seit dem Abgang von Josep Guardiola im Jahr 2012 ausgemacht hatte, nun vorüber sein. Tito Vilanova und Gerardo Martino hatten es schwer, das Erbe Guardiolas anzutreten, zu dem ja auch zwei Triumphe in der UEFA Champions League gehören, und am Anfang gab es auch Zweifel, ob es Luis Enriqué besser ergehen würde, als er im vergangenen Mai dieses prestigeträchtige Amt übernahm.
Nach einigen unvermeidbaren Problemchen zu Beginn befindet sich Barcelona nun auf dem Weg zu einem Triple aus Meisterschaft, nationalem Pokal und der UEFA Champions League – von den letzten 31 Pflichtspielen gingen nur zwei verloren. Enriqués Aufgabe wird natürlich dadurch erleichtert, dass sich Messi, Suárez und Neymar zum richtigen Zeitpunkt in überragender Form befinden. Aber man muss auch den Coach dafür loben, dass er dieses Trio dazu gebracht hat, auf dem Platz so miteinander zu harmonieren.
Nachdem er 2013 von Santos FC geholt wurde, fragten sich viele Beobachter, ob Neymar wirklich zum Spiel des FC Barcelona passen würde. Kann er neben Messi spielen? Würde sein Superstar-Status die Balance der Mannschaft verändern? Die Zweifler fühlten sich vielleicht sogar ein wenig bestätigt, als er in seiner ersten Saison relativ magere – und ich betone hier das relativ eindeutig – 15 Tore erzielte. Diese Saison hat er sein Konto mehr als verdoppelt – er kommt bisher auf 37 Treffer und die Spielzeit ist ja noch nicht gelaufen. Vor allem aber fällt auf, dass sein Zusammenspiel mit Messi deutlich an Qualität gewonnen hat.
Wenn man den gemeinsamen Torjubel nach Neymars zweitem Tor gestern gesehen hat, kann man davon ausgehen, dass die beiden Superstars gut miteinander auskommen – auf und neben dem Platz. Wenn man dann noch den Ehrgeiz und Hunger von Suárez hinzufügt, hat man den wohl besten Sturm Europas auf dem Feld – das würden sie natürlich auch gerne am 6. Juni in Berlin im Endspiel der UEFA Champions League beweisen.