Sir Bobby denkt immer an München
Freitag, 6. Februar 2015
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Sir Bobby Charlton hat für Manchester United FC gelebt und es vergeht kein Tag, an dem er nicht an das tragische Flugzeugunglück von München 1958 denkt.
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Für Sir Bobby Charlton vergeht kein Tag, an dem er nicht an das Flugzeugunglück von München denkt, bei dem so viele der "Busby Babes" starben. Die, die es überlebten, sollten von da an nicht mehr nur Mitspieler, sondern Freunde sein.
In seiner Autobiographie "My Manchester United Years" schrieb er: "Selbst jetzt berührt es mich jeden Tag. Manchmal fühle ich es nur ganz leicht, ein leiser Unterton bei einer ansonsten glücklichen Stimmung. Manchmal erfüllt es mich mit furchtbarem Bedauern und tiefer Traurigkeit - und Schuld, dass ich es überlebt habe und so viel noch erleben durfte. Das Flugzeugunglück von München ist immer da, ein Faktor, den man immer beachten muss. Den man nie ablegen kann."
Der mittlerweile knapp 80-jährige Sir Bobby findet es allerdings nicht schwierig, über den Moment zu sprechen, der sein Leben für immer veränderte. Während an diesem 6. Februar 1958 acht seiner Mitspieler durch diesen Flugzeugabsturz ums Leben kamen, zog er sich nur leichte Verletzungen zu. Er überlebte, nachdem er aus dem Flugzeug geschleudert wurde, obwohl er bewusstlos war - als er aufwachte, fand er sich auf der Startbahn wieder, angeschnallt an seinen Sitz.
Erstaunlicherweise sollte er nur einen Monat später schon wieder spielen. Insgesamt bestritt er 759 Partien für United, bevor er 1973 seine Karriere beendete - mehr als jeder andere Spieler in der Vereinsgeschichte. Die 49 Länderspieltore, die er von 1958 bis 1970 erzielte, sind für England immer noch der Rekord. Obwohl er 1966 die FIFA-WM gewann und 1968 mit einer neu aufgebauten Mannschaft von Manchester United den Pokal der europäischen Meistervereine holte, bleibt München der entscheidende Moment in seinem Leben.
"Madrid hat ihn in den ersten fünf Jahren des Bestehens gewonnen, aber nachdem wir uns das Ziel gesetzt hatten, die Besten Europas zu sein, hätten wir nicht aufgegeben. Ich erinnere mich an unser erstes Heimspiel im Europapokal. Ich wollte unbedingt spielen und wir hatten Anderlecht mit 10:0 geschlagen. Am Anfang dachte ich noch: 'Werden wir gut genug sein? Werden sie uns meilenweit voraus sein?' Meilenweit voraus? Es war genau das Gegenteil. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir es, abgesehen von Real Madrid, mit jedem aufnehmen."
Abgesehen von einem Jahr als Spielertrainer bei Preston North End FC in der Saison 1973/74 spielte Sir Bobby seit seinem 15. Lebensjahr ausschließlich bei United. Er war dabei, als United zu dem wurde, was es heute ist, zuerst unter Busby und dann in der Moderne unter Sir Alex Ferguson - einer der größten Klubs der Welt. Aber die Ereignisse jenes Winterabends in München sorgen für eine andere Perspektive.
"Mein Leben ist wirklich ein Wunder, das mir vergönnt war", schrieb er im Vorwort zu seinem Buch. "Aber in München 1958 lernte ich, dass es auch Wunder nicht kostenlos gibt."
Dieses Interview wurde ursprünglich 2008 publiziert.