Thiago verzaubert die Bundesliga
Montag, 3. Februar 2014
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Bastian Schweinsteiger verletzt, Toni Kroos außer Form, doch die Bayern eilen weiter von Sieg zu Sieg - einer der Gründe dafür ist die überragende Form von Thiago Alcántara.
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Es war ohne Zweifel die Woche des Thiago Alcántara. Am Mittwoch gelang ihm im Nachholspiel des FC Bayern München beim VfB Stuttgart in der 93. Minute ein traumhafter Seitfallzieher zum 2:1-Sieg, zugleich sein erstes Bundesligator. Am Sonntag war er der Hauptgrund dafür, dass die Münchner Eintracht Frankfurt mit einem 5:0-Sieg regelrecht aus dem Stadion schossen und stellte ganz nebenbei mit 187 Ballkontakten und 159 Pässen noch zwei neue Bundesligarekorde auf.
Mittlerweile dürfte auch der letzte Skeptiker verstanden haben, warum Bayern-Coach Pep Guardiola im letzten Sommer mit Blick auf den Transfermarkt erklärt hatte: "Thiago oder nix!" Die 25 Millionen, die die Münchner für den Sohn des ehemaligen brasilianischen FIFA-Weltmeisters Mazinho in Richtung FC Barcelona überwiesen, könnten sich als eines der größten Schnäppchen der Bayern-Historie erweisen.
Dabei hatte der 22-jährige Mittelfeldspieler anfangs durchaus Probleme, den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Aufgrund eines Syndesmosebandrisses musste er fast drei Monate pausieren und kam 2013 nur in zwölf von möglichen 29 Spielen zum Einsatz. Doch seit er wieder fit ist, läuft es beim vierfachen spanischen Nationalspieler von Woche zu Woche immer besser, auch wenn er selbst abwiegelt: "Ihr seht noch nicht den hundertprozentigen Thiago. Da ist noch Luft nach oben. Ich bin noch nicht so lange hier, war anfangs länger verletzt. Ich bin noch dabei zu lernen, wie meine Kollegen spielen."
Dabei hilft dem Absolventen der legendären La Masia-Nachwuchsakademie der Katalanen natürlich auch das Vertrauen seines Trainers, der ihm im Mai 2009 zu seinem ersten Ligaspiel im Trikot von Barcelona verholfen hat. "Pep kennt mich sehr gut. Ich kenne ihn, seit ich 16 Jahre alt bin. Aber ich bin inzwischen ein Anderer. Ich bin hier bei Bayern nicht mehr der junge Kerl, der ich in Barcelona war. Ich bin erwachsen geworden", beschreibt Thiago sein Verhältnis zu seinem Coach, der nach dem Frankfurt-Spiel erklärt hatte: "Thiago hat sehr, sehr gut gespielt. Man muss sehr intelligent spielen, auf dieser Position wird jeder Fehler bestraft."
Seit Wochen nimmt Thiago im zentralen Mittelfeld der Bayern eine Schlüsselrolle ein. Er agiert wahlweise als einziger Sechser im von Guardiola bevorzugten 4-1-4-1-System, oder als einer der beiden zentralen Spieler in der offensiven Viererkette. Aber auch abseits des Platzes hat sich der junge Spanier inzwischen in München bestens eingelebt: "Der Klub ist anders. Auf der einen Seite groß, stark, mächtig. Auf der anderen klein, familiär. Es gab viele schöne Details. Bayern war die beste Entscheidung meines Lebens."
Doch bei allem Lob, das derzeit über den nur 1,70 Meter großen Gewinner der UEFA-U21-Europameisterschaften von 2011 und 2013 hereinbricht, weiß Thiago auch, wo seine große Schwachstelle liegt – bei seinen Deutsch-Kenntnissen. "Es ist schrecklich! Ich habe angefangen zu lernen und hatte Unterricht. Aber dann hatten wir die Klub-WM in Marokko und ich habe es zeitlich überhaupt nicht mehr geschafft, Unterricht zu nehmen. Aber ich muss dringend wieder anfangen."