Präventionsarbeit zu Spielmanipulation im Rahmen der EURO 2020 trägt Früchte
Montag, 19. Juli 2021
Artikel-Zusammenfassung
Die umfassenden Maßnahmen der UEFA gegen mögliche Spielmanipulationen bei der UEFA EURO 2020 stützten sich auf zwei wesentliche Säulen: Sensibilisierung und Prävention einerseits und Überwachung und Aufklärung andererseits.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Regierungsbehörden und die Öffentlichkeit sind sich der Risiken von Spielmanipulation immer stärker bewusst. Die UEFA EURO 2020 bot eine hervorragende Gelegenheit, um das diesbezügliche Bewusstsein zu stärken, die Kompetenzen der zuständigen Interessenträger, von der Fußballgemeinde bis hin zur Strafverfolgungsbehörde, zu stärken und die internationale Zusammenarbeit zu fördern.
Wie wurde der Aktionsplan vorbereitet?
Der Aktionsplan zur Bekämpfung von Spielmanipulation für die EURO 2020 stützte sich auf Erfahrungen aus der EURO 2016 sowie auf bewährte Vorgehensweisen, die andere Organisationen für große Sportveranstaltungen anwenden.
Risikobewertung, Risikominderung und umfassende Überwachung standen im Zentrum des Aktionsplans, bei dem es darum ging, bestehende Trends und Standards aus der Wettindustrie zu analysieren und einen umfassenden Überblick über die geltenden Bestimmungen und Gesetze zu gewinnen, um das Netzwerk, mit dem die UEFA seit über zehn Jahren zusammenarbeitet, und die zuständigen Behörden in allen Ausrichterländern einzubinden.
Wie waren die teilnehmenden Nationalverbände beteiligt?
Die UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation, die Teil der Division Integrität und regulatorische Angelegenheiten ist, arbeitete eng mit den Integritätsbeauftragten der 24 teilnehmenden Nationalmannschaften zusammen, um den Aktionsplan umzusetzen.
Die Abteilung betonte, wie wichtig es ist, dass die einzelnen Verbände Aufklärungsveranstaltungen für Spieler und Betreuer durchführen, um die Risiken und Bestimmungen im Zusammenhang mit Sportwetten und Spielmanipulation bekannt zu machen. In Zusammenarbeit mit den nationalen Integritätsbeauftragten bereitete die Abteilung eine Präsentation vor, in der aufgezeigt wird, wie bestimmte Spieler ins Visier genommen werden können und dass es ihre Pflicht ist, jegliche Kontaktversuche zu melden, die sie direkt betreffen oder von denen sie Kenntnis erhalten.
Nach zwei Online-Workshops, die von der Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation organisiert worden waren, passten die Integritätsbeauftragten die Präsentation an ihren nationalen Kontext an, bevor sie sich im Rahmen der Trainingslager vor dem Turnier damit an ihre jeweiligen Nationalmannschaften wandten. Insgesamt besuchten über 600 Spieler diese Aufklärungsveranstaltungen.
Trotz der aktuellen Covid-19-Situation und der damit verbundenen Einschränkungen hielten die meisten Integritätsbeauftragten die Veranstaltungen in Präsenz ab, während die übrigen online stattfanden.
Wurden auch die Schiedsrichter der EURO 2020 eingebunden?
Alle Schiedsrichter und Video-Schiedsrichterassistenten (VSA) der EURO 2020 wurden während der ersten Turnierwoche von den Mitgliedern der Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation ebenfalls mit speziell auf sie zugeschnittenen Informationen versorgt. Als Eliteschiedsrichter, die es sich gewohnt sind, hochkarätige Spiele zu leiten, hatten alle Unparteiischen bereits früher im Rahmen ihrer UEFA-Schulungen ähnliche Aufklärungsveranstaltungen besucht.
In der Präsentation zur EURO 2020, eingeleitet durch eine Videobotschaft des Vorsitzenden der UEFA-Schiedsrichterkommission, Roberto Rosetti, wurde das Risiko hervorgehoben, dass bestimmte Wettmärkte spezifisch auf die Schiedsrichter abzielen könnten, und die Spielleiter wurden aufgefordert, verdächtiges Verhalten zwingend zu melden.
Wie wurden die Spiele überwacht und Vorfälle beurteilt?
Gemeinsam mit dem Europarat gründete die UEFA die Assessment-Gruppe zur Bekämpfung von Spielmanipulation (AMFAG), die damit beauftragt war, das Turnier zu überwachen und die UEFA in Integritätsfragen zu unterstützen. Sie entstand infolge der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung zwischen der UEFA und dem Europarat im Jahr 2018, in der vereinbart worden war, in Bereichen von beidseitigem Interesse gemeinsame Strategien umzusetzen.
Die AMFAG setzte sich zusammen aus Vertretern der UEFA, des Europarats, von sechs Ausrichterländern, die dem Netzwerk nationaler Plattformen (Network of National Platforms; auch bekannt als Kopenhagen-Gruppe) angehören, Europol und Interpol.
Seit Januar 2021 war die Gruppe regelmäßig zusammengekommen, auch während dem Turnier, um Informationen und wichtige Erkenntnisse zu vergangenen und bevorstehenden Spielen auszutauschen. Sie sammelte und analysierte alle relevanten Informationen, darunter wettbezogene Analyseberichte, Informationen zu Teilnehmern und Spielen, über Meldestellen und andere Quellen eingegangene Hinweise, Ad-hoc-Anfragen sowie lokale und Medienbeobachtungen.
Zudem arbeitete die Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation eng mit verschiedenen Wettbeobachtungsstellen, insbesondere Sportradar, der International Betting Integrity Association (IBIA) und dem Global Lottery Monitoring System (GLMS) zusammen. Die Abteilung stand auch in ständigem Kontakt mit dem Europäischen Zentrum zur Bekämpfung von Finanz- und Wirtschaftsvergehen (EFECC) von Europol und dem Zentrum für internationale Polizeikooperation der EURO 2020. Dort stand ein Unterstützungsteam für Großveranstaltungen von Interpol (IMEST) im Einsatz, um auch Kontakte über die Grenzen der Europäischen Union hinaus herzustellen und dies nicht nur in Sicherheits-, sondern auch in Integritätsbelangen, die in den Zuständigkeitsbereich der Task Force Spielmanipulation von Interpol fallen.
Bestand tatsächlich ein Risiko für Spielmanipulation bei der EURO 2020?
Die Wahrscheinlichkeit für Spielmanipulation bei der EURO 2020 kann als gering eingestuft werden. Das Turnier ist der Abschluss des bedeutendsten Nationalmannschaftswettbewerbs in Europa und wird auf der ganzen Welt verfolgt. Dies verstärkte die Aufmerksamkeit rund um das Turnier und wirkte für Spielmanipulatoren abschreckend.
Zudem sind die meisten Teilnehmer Profispieler, die für Kontaktversuche von Spielmanipulatoren weniger anfällig und gleichzeitig hoch motiviert sind, bei Auftritten mit ihrer Nationalmannschaft ihr Bestes zu geben.
Dennoch war es wichtig, dass alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden und eine intensive Überwachung eingerichtet wurde, nicht nur um Verdachtsfälle aufzudecken, zu bewerten und darauf zu reagieren, sondern auch, um die Gelegenheit zu nutzen, Kompetenzen aufzubauen und Brücken zu schlagen zwischen allen an der Bekämpfung von Spielmanipulation auf internationaler Ebene beteiligten Akteuren.
Die UEFA setzt sich entschieden für Kooperation und Koordination auf allen Ebenen ein, um die Integrität von Fußballspielen und Wettbewerben in ganz Europa zu wahren. Diese Kampagne erhielt zu Beginn dieses Monats weiteren Auftrieb, als das UEFA-Exekutivkomitee entschied, die für die Bekämpfung von Spielmanipulation bereitgestellten Ressourcen zu erhöhen.
Der Aktionsplan konzentriert sich auf die Stärkung der Zusammenarbeit mit den zuständigen internationalen und lokalen Behörden sowie die Verbesserung der Kenntnisse und der Unterstützung der wichtigsten Personen in der Bekämpfung von Spielmanipulation auf nationaler und internationaler Ebene, insbesondere der Integritätsbeauftragten der UEFA-Mitgliedsverbände.