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UEFA Women's Champions League: Taktische Trends der Saison 2021/22

Die Technischen Beobachter der UEFA heben in ihrem Bericht zur UEFA Women's Champions League 2021/22 hohes Pressing und die Rolle der Außenverteidigerinnen hervor.

Lyon feiert das erste Tor im Finale
Lyon feiert das erste Tor im Finale UEFA via Getty Images

Die Technischen Beobachter, die bei jedem K.-o.-Spiel der UEFA Women's Champions League 2021/22 vor Ort waren, haben ihre Gedanken zu den anstehenden Trends im Wettbewerb im jährlichen Technischen Bericht zusammengefasst.

UEFA.com fasst einige der wichtigsten Rückschlüsse zusammen.

Der komplette Technische Bericht (auf Englisch)

Pressing zum Erfolg

Es war die erste UEFA Women's Champions League mit einer Gruppenphase, und die Technischen Beobachter legten viel Wert darauf, exakt herauszuarbeiten, wie sich der Wettbewerb entwickelt hat. 2018 wurde angemerkt, wie wenige Teams erfolgreich hohes Pressing anwendeten, aber das hat sich in den vier Jahren seither geändert.

Pässe pro Defensivaktion nach Verein
Pässe pro Defensivaktion nach VereinUEFA

Fünf Klubs – Chelsea, Barcelona, Lyon, Bayern München und Real Madrid – ließen 10,0 oder weniger Pässe pro Defensivaktion zu, bevor sie den Ball zurückgewannen. Es besteht ein möglicher Zusammenhang zur gestiegenen Athletik: 2021 gab es im Vergleich zu 2020 10 % mehr hochintensive Sprints (Sprints über 23 km/h) in Ballbesitz, und 30 % mehr ohne Ball.

Die zwei effektivsten Teams in dieser Hinsicht waren Lyon und Barcelona, die beide über die Saison hinweg insgesamt neun Tore nach Balleroberungen in ihrem Angriffsdrittel erzielten. Natürlich waren das die beiden Finalisten und in den Notizen zu diesem Spiel merkte Vera Pauw, Nationaltrainerin der Republik Irland, an: "Lyon ging mit hohem Pressing in die Zweikämpfe und schaltete sofort nach Balleroberung in den Angriffsmodus zurück. Dadurch konnte Barcelona das Spiel nicht so in Gang bringen, wie sie es wollten."

Tore nach Balleroberungen im Angriffsdrittel
Tore nach Balleroberungen im AngriffsdrittelUEFA

Ballbesitz nicht das Maß aller Dinge

Vielleicht war dies der Grund dafür, dass dominanter Ballbesitz nicht unbedingt bedeutete, dass man auch im Spiel deutlich überlegen war. Manche Teams, die sich in der Gruppenphase schwer taten, hatten auch tatsächlich wenig Ballbesitz: HB Køge beispielsweise kam mit 24 % Ballbesitz zu null Punkten in Gruppe C und musste in Partien, in denen sie dominiert wurden, zumeist auf lange Pässe zurückgreifen. Gegen Barcelona waren beispielsweise mehr als ein Drittel der Pässe über 32 Meter weit.

Andererseits zeigte Lyon, was mit Geduld und einem gut getimten Konter möglich ist. Barcelonas 61 % Ballbesitz im Endspiel war vielleicht der niedrigste Wert des Teams über die Saison gesehen, ist aber immer noch signifikant in einem Spiel, das dann 1:3 verloren ging. Tatsächlich waren Lyons 39 % sogar 1 % mehr als im Halbfinal-Rückspiel bei Paris Saint-Germain, wo es einen 2:1-Sieg gab.

Lyons 51,4 % Ballbesitz im Saisondurchschnitt war nur der achtbeste Wert, hinter fast allen anderen Viertelfinalisten. Aber Lyons Fähigkeit, den Ball im gegnerischen Drittel zu erobern, war – wie Barcelona feststellen musste – eine starke Waffe, und Trainer Jonatan Giráldez räumte ein, dass sein Team zu Beginn des Endspiels "konfus" war, als der spätere achtmalige Titelträger das Ballbesitzspiel der Blaugrana aus den Fugen brachte.

Zurück zu den Außenverteidigerinnen

2020/21 merkten die Technischen Beobachter an, dass die Außenverteidigerinnen deutlich weniger hinterliefen als in den Spielzeiten zuvor. Dieser Trend ging weiter. Keiner der Viertelfinalisten spielte mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigerinnen, alle bevorzugten vier Verteidigerinnen. Außerdem tendierten die Außenverteidigerinnen dazu, die Flügelspielerinnen zu unterstützen, anstatt sich selbst aktiv in die Offensive einzuschalten.

Zu diesen Duos gehörten für Lyon zum Beispiel Ellie Carpenter und Delphine Cascarino auf der rechten und Selma Bacha und Melvine Malard auf der linken Seite. Bei Paris waren es Amy Lawrence und Kadidiatou Diani sowie Sakina Karchaoui und Sandy Baltimore. Tempo ist dabei der Schlüssel, genauso wie ein Verständnis untereinander. Die Außenverteidigerinnen gehen ihre Angriffe auch anders an: Bacha bleibt an der Seitenlinie und flankt ins Zentrum, während Barcelonas Marta Torrejón gerne selbst in die Mitte zieht, um zum Abschluss zu kommen.

Madrid und Juventus setzten unterdessen ihre Außenverteidigerinnen konservativ ein. Sie sicherten für die schnellen Flügelspielerinnen ab, was unterstreicht, wie variabel die Position gespielt werden kann und wie individuelle Qualitäten die taktischen Pläne des Trainers beeinflussen können. Finnlands U23-Trainer Jarmo Matikainen sagte: "Außenverteidigerinnen werden immer besser, was Ausdauer, Technik und Physis angeht."

Der komplette Technische Bericht (auf Englisch)

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